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Keine runde Sache: Die Gemeinde Hartberg hat Teile ihres Sparkassen-Verkaufserlöses verloren; an den Fonds Alpha Prime kam sie über Anaxo. In einem Bruck-Fonds hat Hartberg 800.000 Euro verloren.

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Ex-Anaxo-Manager Otto R. weist Betrugsvorwürfe als "haltlos" zurück. Die in die Causa Madoff geratene (inzwischen liquidierte) Vermögensverwalterin Anaxo habe mit Papieren der Bruck-Invest selbst "erheblich" verloren.

Wien – Die Causa Madoff hat, wie berichtet, auch ihre Schatten über die von Ex-Managern der Bank Austria geführte Vermögensverwaltungsgesellschaft Anaxo geworfen. Sie ist inzwischen aufgelöst und sieht sich als "Madoff-Opfer". Anaxo hatte den Fonds Alpha Prime vertrieben und etwa die steirische Gemeinde Hartberg beraten.

Ein Anleger hat Strafanzeige gegen den ehemaligen Anaxo-Vorstand eingebracht (der Standard hat am 23. Mai berichtet) und Betrugsvorwürfe erhoben, die die Betroffenen vehement zurückweisen. Laut Anzeige habe er die "risikoarme Veranlagung" von 2,5 Mio. Euro vereinbart, es seien ihm Fondsanteile von Bruck Invest AG (BI; von einem Ex-BA-Manager geführt und inzwischen insolvent) empfohlen worden. 2008 habe er selbige verkaufen wollen, Anaxo-Manager Otto R. habe ihm aber abgeraten, wenig später hätten die BI-Fondsanteile einen Totalverlust erlitten. Erst danach habe der Anleger erfahren, dass R. auch Aufsichtsrat der Bruck Invest war, es habe also eine "nicht offengelegte Querverbindung" gegeben. Ihm sei also "vorgegaukelt worden, es werde risikoarm ... investiert, obwohl den Proponenten der Finanzdienstleisterin (Anaxo; Anm.) von Anfang an klar war, dass sie die Gelder vertragswidrig zur Stützung maroder Unternehmen einsetzen werden".

Der in der Anzeige genannte Otto R. weist diese Vorwürfe als "haltlos" zurück und sieht die Entwicklungen in dieser Causa völlig anders. Es sei keine risikoarme Veranlagung ausgemacht gewesen, vielmehr sollte laut Anlegerprotokoll "der Großteil der Veranlagung in Alternative Investments erfolgen". Die Veranlagung sei in Einklang mit dem vereinbarten Risikoprofil und der gewünschten Ertragschance erfolgt, lässt er über seinen Anwalt, David Christian Bauer von der Wiener Kanzlei Karasek Wietrzyk, ausrichten. Von einem "Abraten" vom BI-Ausstieg sei keine Rede gewesen, vielmehr habe Otto R. "schriftlich Verständnis für den Verkaufswunsch geäußert, die Verkaufaufträge wurden zum nächstmöglichen Termin platziert" . Letztlich hätten die BI-Fondsanteile zwar "sehr erhebliche Verluste", aber "insgesamt keinen Totalverlust" erlitten, das gesamte Portfolio des Anzeigers habe ungefähr 25 Prozent verloren.

Und: Otto R. und Anaxo seien selbst Bruck-Invest-Geschädigte, hätten "erhebliche Beträge" in Papiere der BI veranlagt und dabei "hohe Verluste erlitten" . R. sei daher selbst an einer lückenlosen Aufklärung und möglichen Schadenersatzansprüchen höchst interessiert, was auch allen betroffenen Kunden mitgeteilt worden sei.

Aufpasser bei Bruck Invest

In den BI-Aufsichtsrat sei Otto R. erst im April 2008 eingezogen, somit "nach der Investitionsentscheidung" des Anlegers – und imInteresse der Investoren, "um die Entwicklungen bei Bruck Invest detailliert zu verfolgen"; auch dies sei den Kunden mitgeteilt worden. Bei Bekanntwerden der Verluste im Herbst 2008 habe R. selbst die Enthebung des BI-Vorstands und die Einsetzung eines Sachverständigen beantragt – und eine Anzeige gegen den Bruck-Invest-Vorstand bei der Justiz veranlasst.

Den Vorwurf, in die BI investierte Gelder seien "zur Stützung maroder Unternehmen" verwendet worden, hält R. für "haltlos", die Bruck Invest AG habe "bis Oktober 2008 eine hervorragende Performance" aufgewiesen. Für das "plötzliche Zusammenbrechen von Märkten oder allfälliges Verschulden von Vertretern der Bruck Invest AG" könne R., der "stets sehr sorgfältig agierte und weder sich noch Dritten einen unrechtmäßigen Vermögensvorteil verschafft" habe, "in keiner Weise verantwortlich gemacht werden". Otto R. prüft nun seinerseits eine Anzeige – wegen Verleumdung. (Renate Graber, DER STANDARD, Printausgabe, 2.6.2009)