Bangui - Die katholischen Priester in der Zentralafrikanischen Republik haben am Donnerstag einen zwei Tage zuvor begonnenen "Streik" beendet. Es wurden wieder Gottesdienste gefeiert und Sakramente gespendet. Am Vortag waren noch Gläubige, die Gottesdienste besuchen wollten, nach Hause geschickt worden, meldete Kathpress.

Auslöser für die Protestaktion war die Annahme des Rücktritts von Erzbischof Paulin Pomodimo von Bangui am Dienstag. Der erst 54-jährige Pomodimo war der zweite zentralafrikanische Bischof, dessen Rücktritt innerhalb kurzer Frist angenommen wurde. Am 16. Mai war der Rücktritt des 53-jährigen Bischofs von Bossangoa, Francois-Xavier Yombandje, vom Papst akzeptiert worden.

Priester mit Doppelleben

Im März hatte eine vatikanische Kommission unter Leitung von Erzbischof Robert Sarah die Zentralafrikanische Republik besucht. Sarah - selbst Afrikaner, er war früher Erzbischof von Conakry - übte nach Medienangaben aus Bangui scharfe Kritik am Verhalten des Diözesanklerus in der Republique Centrafricaine; viele Priester würden ein "Doppelleben" führen, sie hätten Geliebte und Kinder.

Zahlreiche Diözesanpriester in der Zentralafrikanischen Republik interpretierten die "römischen Maßnahmen" offensichtlich als "Einmischungsversuch" der Spiritaner-Patres, die die katholische Kirche in diesem Gebiet im Herzen Afrikas aufgebaut hatten. Bereits am vergangenen Sonntag wurde eine öffentliche Erklärung der Diözesanpriester in diesem Sinn veröffentlicht. Die von Erzbischof Sarah geleitete Untersuchung sei nicht "unparteiisch" gewesen, die Missionare seien nicht bereit, den einheimischen Klerus zu akzpetieren.

Ausschlaggebend für den "Streikbeschluss" war dann die Ernennung des Priesters Dieudonne Nzapa-la-Ayinga zum Apostolischen Administrator von Bangui "ohne vorherige Konsultation mit dem Klerus". Man habe sich aber entschlossen, den "Streik" auszusetzen, um den Gläubigen "das Wort Gottes und die Heilige Kommunion" nicht vorzuenthalten, wie einer der Wortführer des lokalen Klerus, Maturin Paze Lekissan, am Donnerstagabend im Gespräch mit Journalisten sagte.

Die Vorgänge in der katholischen Kirche in Zentralafrika haben im Land, aber auch in den Nachbarländern ungeheures Aufsehen ausgelöst. Eine unabhängige Tageszeitung in Bangui, "Le Confident", behauptete, dass "fast in allen Diözesen" des Landes Welt- und Ordenspriester illegal Familien hätten. "Aus Scham" würden die Kinder nicht den Namen des Vaters tragen, aber Familienangehörige des Priesters würden sich um den Nachwuchs kümmern. Die Zentralafrikanische Republik sei nicht das einzige betroffene Land, auch in anderen afrikanischen Ländern werde in den letzten Jahren der Zölibat zunehmend in Frage gestellt. (APA)