Sunn O))): "Monoliths & Dimensions"
54 Minuten. In dieser Zeiten kredenzen die Doom-Haubenköche von Sunn O))) ein viergängiges Menü, dessen Zutaten allesamt von den Bergen des Wahnsinns kommen. Heilger Lärm trifft auf die Stumpf-ist-Trumpf-Gewissheit Unbeirrbarer. Grundeln. Reiner kommt keine Metal-Lehre daher, überzeugender wurde seine Leere nie gefüllt. "Monoliths & Dimensions" ist ein Album für alle, denen die Melvins nach "Lysol" zu Ö3 wurden. (Southern/Trost)

Foto: Cover

Jarvis Cocker: "Further Complications"
Oje! Oje! Ojemine! Unser liebster Dandy wirft sich Steve Albini an den Hals. Das kann nicht gut gehen. Anstatt flirrender Befindlichkeistaufnahmen im Gewande eines zart arroganten Weltekels der von süßen Melodien wie kalte Rache serviert wird, glaubt Jarvis ein Rockalbum machen zu müssen. Albinis Kunst stößt hier an ihre Grenzen. Manche Welten sind einfach nicht kompatibel. Wir hören grobschlächtigen Rock, einen verloren klingenden Helden, eine in Summe krass misslungene Platte. (Rough/Trade)

Foto: Cover

Nick Cave & The Bad Seeds: "From Here To Eternity"
Das erste von vier wiederaufgelegten Cave-Alben, dass zumindest im Titelstück, mit "Cabin Fever", dem Downtempo-Klassiker "Well Of Misery", "Saint Huck" und natürlich der Eröffnungsnummer bis in alle Ewigkeit überzeugen wird: "Avalanche" aus Leo Cohens Feder. Brutalo-Blues, Südstaaten-Mythen und Baustellenlärm legten den Grundstein für Caves Solokarriere. Mighty! (Mute/EMI)

Foto: Cover

The Lemonheads: "Varshons"
The Titel dürfte wohl so etwas wie "Versions" unter Beimengung von Kautabak bedeuten. Jedenfalls ist dieses neue Album von Evan Dandos wiedervereinten Lemonheads ein reines Coverversionenalbum unter besonderer Berücksichtigung von Songwritern wie Gram Parsons, Townes van Zandt oder Leonard Cohen. Daneben Punk-Saubartlen wie Fuckemos oder G.G. Allin. Gesanglich unterstützt wird Dando stellenweise von prominenter Seite: Supermannequin Kate Moss und Liv Tyler hauchen neben ihm ins Mikro. So schlecht kanns ihm nicht gehen. Schönes Sommeralbum. (Cooking Vinyl/Edel)

Foto: Cover

Naomi Shelton & The Gospel Queens: "What Have You Done, My Brother"
Das New Yorker Soul-Label Daptone ist - wie man so schön sagt - im Gespräch, seit Amy Winehouse für ihr "Back In Black" die Hausband des Labels buchte. Und mit Sharon Jones hat man auch eine eigene Soul-Wiedergängerin allerbester Güte. Auf Daptone erscheint nun ein astreines, vor Emotionen triefendes und schweißnass tropfendes Gospelalbum von Naomi Shelton und ihren Gospel Queens: Fette Hammond-Orgel, funky Licks, Backbeat - und die Überzeugung des Glaubens erlauben hier einen Kirchgang ohne dafür aus dem Haus zu müssen. G.R.A.N.D.I.O.S. (Daptone/Hoanzl)

Foto: Cover

Dinosaur Jr: "Farm"
Schon das Artwork belegt, dass hier alles beim Alten geblieben ist. Und in dem Fall schadet es auch nichts. Die Gitarrenstürmer Dinosaur Jr., wie berichtet wiedervereint und dieses Mal scheinbar auch sozial kompatibel, veröffentlichen ihr zweites Album seit dem Wiederzusammenfinden. Auf "Farm" befindet sich Dino-Hausmarke, also Langhaargitarre, Faustbass und Killerschlagzeug, dazu der bettlägrige Gesang von J Mascis. Hiervon muss niemand mehr überzeugt werden. (Pias/Edel)

Foto: Cover

Wilco: "Album"
Ja, eh super. Wilco können ja auch nicht wirklich etwas falsch machen. "Album" ist aber fast schon aufdringlich wertkonservativ. Da wünschte man sich die zart experimentellere, Krautrock-Phase zurzeit von "Down With Wilco" zurück. "Album" besitzt zwar vieles was man gemeinhin an der Band aus Chicago schätzt, das Unberechenbare fehlt leider gänzlich. Schade, aber toll. (Nonsuch/Warner)

Foto: Cover

Daniel Lanois: "Acadie"
Aufgefettet um bislang Unveröffentlichtes gelangt das Debüt von Daniel Lanois neuerdings zur Veröffentlichung. Atmosphärereiche New-Orleans-Liebeserklärungen unter Mithilfe von Brian Eno und den Neville Brothers klingen auch 20 Jahre nach Ersterscheinen noch immer wohlig nach. Zeitlos. (Red Floor Rec./Trost)

Foto: Cover

Liaisons Dangereuses: "Los niños del parque"
Abteilung Dancefloor Dauerburner: Die aus der Deutsch Amerikanischen Freundschaft hervorgegangenen Liaisons Dangereuses veröffentlichten 1981 ein titelloses Album, auf dem sich der Proto-Techno-Monstertrack "Los niños del parque" befand, eine der überzeugendsten Dancefloor-Nummer aller Zeiten. Furztrocken produziert beglückt es immer noch alte und junge Kinder in modernen Tanzhütten. Vor der Remix-Maxi muss gewarnt werden. Remixe waren damals schon eine nur sehr bescheidene Kultur, und das hört man deutlich. "Los niños del parque" aber, die Single oder die Maxi - Knaller! Tschekit: http://www.youtube.com/watch?v=gfgO6OH1dwI

Foto: Cover

Moby: "Wait For Me"
Der alte Schmäh mit erlesenen, meist aus dem Soul kommenden Stimmen seinen schwelgerischen Pop zu veredeln funktioniert auch auf der neuen Moby. Wieder. Immer. Noch. Nach dem schalen Vorgänger im Zeichen einer eher überflüssigen Rave-Nostalgie achtet der New Yorker auf "Wait For Mee" deutlich mehr auf die Atmosphäre des Albums, das stellenweise einnehmend patiniert klingt und sich auch seine Ruheoasen gönnt. (Edel)

Foto: Cover