Mónica Cervera und Rossy de Palma in Ramón Salazars "20 centímetros"

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Szene aus Juan Flahns "Chuecatown"

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Ernste Anliegen in Humor verpackt: Julian Shaws "Darling! The Pieter-Dirk Uys Story"

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Aktueller deutscher Film: Jan Krügers "Rückenwind"

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Wien - In den 15 Jahren seines Bestehens hat sich das zweijährlich stattfindende Queer Film Festival "Identities" mittlerweile zum zweitgrößten Kinofestival in Wien entwickelt. Die 2009er-Ausgabe läuft von 4. bis 12. Juni, an die 110 Produktionen, darunter zahlreiche Österreich-Premieren, stehen auf dem Programm.

... und das ist breitgefächert, nicht nur was die thematisierten sexuellen Identitäten, sondern auch was die Genres anbelangt: Vom Roadmovie zum Film noir, vom Krimi bis zum Musical, von romantischen Liebesgeschichten bis zu Dokumentationen und zeithistorisch gewordenen Ausflügen in die Pornografie. Beleuchtet werden vor allem allgemein relevante Fragen wie moderne Familienkonzepte, Beziehungen, Liebe, Zusammenleben, Gemeinsam-Alt-Werden und dafür Vorsorge zu treffen sowie Verantwortung zu übernehmen.

Gala-Vorführungen

Am 4. Juni findet im Gartenbaukino die Eröffnungsgala mit der Vorführung des deutschen Coming-of-Age-Films "Mein Freund aus Faro" in Anwesenheit der Schauspielerin Anjorka Strechel statt. Danach wechselt das Festival in die drei Austragungsstätten Filmcasino, Top Kino und erstmals auch Cinemagic. Ab 18 Uhr - und an den Wochenenden im Filmcasino bereits ab 12 Uhr - läuft das Programm. Gala-Vorführungen in Anwesenheit der FilmemacherInnen gibt es im Filmcasino auch zu "Improvvisamente l'inverno scorso" (12. 6.) von Gustav Hofer und Luca Ragazzi, einer Dokumentation über das Nichtzustandekommen des Partnerschaftsgesetzes in Italien, und Greta Schillers längst zum Klassiker gewordener Doku "Before Stonewall" (7. 6.) über schwules und lesbisches Leben von den 20er bis 60er Jahren.

Thematisch dazu passend auch eine Österreich-Uraufführung: Mit der Dokumentation "verliebt, verzopft, verwegen" wird eine Lücke in der Dokumentation von lesbischem Leben in Wien gefüllt. Die 50er und 60er Jahre sind eine visuelle Leerstelle, erst 1970 wurde die Lesbenbewegung politisch wie medial präsent. Im Mittelpunkt von Katharina Lamperts und Cordula Thyms Projekt stehen Interviews mit drei Zeitzeuginnen, die sich zu jener Zeit in der Szene bewegten und darüber berichten. Die Kurzfilme "Hafenperlen" sowie "Aria de Mustang" von Katrina Daschner, "Joyride" von Markus Hausleitner, "Video 4 Queer Buddies" von Helga Hofbauer und "What You See is What You Get" von Stefanie Seibold fügen dem Programm einige weitere heimische Produktionen hinzu.

Musicals, Dokus, große Namen

Den Abschluss macht am 12. 6. Christophe Honorés leichtfüßige Liebesgeschichte "Les Chansons d'amour" - einer von mehreren Filmen im Festivalprogramm, die das Musical auf der Leinwand wiederbeleben. In ganz anderer Weise nähern sich Tom Gustafsons schwule Variante des "High School Musicals", "Were the World Mine", und Ramón Salazars grelle Tragikomödie "20 centímetros" um die transsexuelle Marieta dem Format an. 

Historie und Gegenwart sind gleichermaßen Themen der Dokumentationen. Um schwule und lesbische MuslimInnen drehen sich Parvez Sharmas "A Jihad for Love" und Dondü Kilics "Das andere Istanbul". Julian Shaws "Darling! The Pieter-Dirk Uys Story" folgt dem nimmermüden Aktivisten in Sachen Aids-Aufklärung, der als "Evita Bezuidenhuit" durch südafrikanische Schulen zieht. Und Matt Wolfs "Wild Combination" widmet sich dem erst posthum in seiner Bedeutung gewürdigten Musik-Pionier Arthur Russell.

Neben aktuellen Filmen wie Gus Van Sants "Milk", Doris Dörries "Hanami - Kirschblüten" oder Jan Krügers "Rückenwind"  runden elf Kurzfilmprogramme sowie neuere und ältere Klassiker von Claude Chabrol ("Les Biches") über André Téchiné ("Les Voleurs") und Francois Ozon ("8 Femmes") bis Rosa von Praunheim ("Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt") das Programm ab. (red)