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Britische Medien sind über die Einladungspolitik der französischen Regierung empört

Foto: Reuters/Lewis Whyld

London - Nach einigem Hin und Her ist das britische Königshaus nun doch bei den Feierlichkeiten zum 65. Jahrestag der Landung der Alliierten in Nordfrankreich vertreten. Thronfolger Prinz Charles werde am Samstag an der Zeremonie in der Normandie teilnehmen, teilte sein Büro am Dienstag mit. Die französische Botschaft in London habe eine Einladung von Staatschef Nicolas Sarkozy überbracht.

Die britische Boulevardzeitung "Daily Mail" hatte vergangene Woche berichtet, die Queen sei "vor den Kopf gestoßen", weil sie nicht zum 65. Jahrestag des "D-Day" eingeladen sei.

Zu den Feierlichkeiten reisen auch US-Präsident Barack Obama, der kanadische Premierminister Stephen Harper und Großbritanniens Premierminister Gordon Brown an. Die französische Regierung hatte nach dem Bericht der "Daily Mail" erklärt, die Königin sei natürlich willkommen - Frankreich habe eine Einladung an Großbritannien ausgesprochen, und das Vereinigte Königreich müsse selbst entscheiden, durch wen es in der Normandie vertreten sein wolle.

Die Diskussion flammte am Montag wieder auf, als die US-Regierung erklärte, sie setze sich dafür ein, dass auch die Queen am Samstag in die Normandie komme. US-Präsident Obama wird einen Tag zuvor in Deutschland sein. Ein Großonkel von ihm war 1945 als Soldat an der Befreiung eines Außenlagers des KZ Buchenwald beteiligt; auch deshalb will Obama das frühere Lager besuchen.

Auch Polen beleidigt

Auch aus Polen ist niemand zu den Feierlichkeiten zum 65. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie eingeladen. Das sei "unverständlich und unschön", erklärte der Chef des Büros für Nationale Sicherheit (BBN), Aleksander Szczyglo, ein enger Mitarbeiter von Präsident Lech Kaczynski. Immerhin hätten Polen damals für die Befreiung gekämpft. Premier Donald Tusk macht Präsident Kaczynski teilweise mitverantwortlich: Der französische Präsident Nicolas Sarkozy nehme ihm übel, dass er den Vertrag von Lissabon noch nicht unterschrieben habe.

"Wenn man in Betracht zieht, dass die Panzerdivision von General Maczek, die polnischen Truppen, rund 15.000 Soldaten zählten, und darüber hinaus 50.000 Polen im französischen Widerstand kämpften, dann ist unsere Beteiligung an der Befreiung Frankreichs sehr erheblich", betonte Szczyglo gegenüber Journalisten. Am Sonntag schloss er aber in Radio ZET eine Protestnote in dieser Angelegenheit aus. Seiner Meinung nach wird die Nichteinladung des Präsidenten die polnisch-französischen Beziehungen nicht beeinflussen, es bleibe aber "ein Nachgeschmack und Bedauern".

Die Präsidialkanzlei erklärt auf ihrer Website, dass "die französische Seite die Teilnahme von Staatsoberhäuptern und Regierungschefs an den Feierlichkeiten nicht vorsah". Laut der Zeitung "Dziennik" wurde jedoch der neue US-Präsident Barack Obama zu der Feier eingeladen. Auch der britische Premierminister Gordon Brown hat nach Angaben seines Büros eine offizielle Einladung aus Frankreich erhalten.

Joachim Brudzinski von der rechtskonservativen Oppositionspartei PiS (Recht und Gerechtigkeit) nannte die Angelegenheit eine "Beleidigung" vor allem gegenüber den immer noch lebenden Soldaten der Division von General Maczek. "Unnötigerweise ist dabei die Kleinlichkeit der französischen Seite ans Tageslicht gekommen, weil sie die letzten lebenden Veteranen nicht ehrt, die ihr Blut für ein freies Frankreich vergossen haben", sagte Brudzinski in Radio ZET.

Premier Tusk bezeichnete die Nichteinladung von Kaczynski am Samstag als "peinlich". Der Regierungschef betonte, dass die Beziehungen zwischen den Präsidenten Polens und Frankreichs wegen des Lissabon-Vertrages nicht die besten seien. "Nicolas Sarkozy gab zu verstehen, wie persönlich er die Weigerung der Unterzeichnung der Ratifizierung des Vertrages durch Kaczynski genommen hat", sagte Tusk.

Die Landung in der Normandie (D-Day) am 6. Juni 1944 hatte die Errichtung einer zweiten Front in Westeuropa gegen das Dritte Reich zum Ziel. Den Kern der Landungskräfte bildeten US-amerikanische und britische Soldaten. An der Landung beteiligte sich die polnische Panzerdivision von General Stanislaw Maczek. (APA)