Die Universität für Bodenkultur (BoKu) im 19. Wiener Gemeindebezirk verbindet man nicht unbedingt mit wirtschaftsliberalem Gedankengut.

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Doch davon lassen sich die Jungen Liberalen (JuLis) nicht beirren. Mit einem Stand vor dem Gebäude wollen sie die die Studenten von sich überzeugen.

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Schwierige Ausgangspositionen sind die JuLis gewohnt. Liberalismus hat in Österreich wenig parteipolitische Tradition. Mit dem Liberalen Forum haben die JuLis nichts zu tun, daher haben sie keine Mutterpartei die sie unterstützt. So finanzieren sich die JuLis mit einem kleinen Etat den Wahlkampf.

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Die Spitzenkandidatin der JuLis Alegra-Isabel Raising kommt selten zu Schlaf. Obwohl sie eigentlich eine Vielschläferin sei, schlafe sie im Wahlkampf nie mehr als fünf Stunden. Aber der Zweck heiligt die Mittel. Liberalismus ist ihr ein großes Anliegen. Schon mit 15 Jahren ist die Düsseldorferin der deutschen FDP beigetreten.

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Liberal bedeutet für sie nicht linksliberal. Überhaupt wollen sich die JuLis nicht in ein Links/Rechts-Spektrum einordnen lassen. "Wir sind wirtschaftsliberal und gesellschaftsliberal." Für eine genauere Beschreibung gibt sie zwei Beispiele: "Wir finden, dass die Grundsicherung heute noch nicht umsetzbar ist." Konjunkturpakete in Zeiten der Krise sind schlecht, ein "klarer liberaler Kurs" der richtige Weg. "Der Staat darf nicht zu viel Geld in kaputte Firmen pumpen."

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Mit selbstgemixten Fruchtsäften versuchen die JuLis, ihre Ideen unter das Studentenvolk zu bringen. Die Rückmeldungen sind laut Raising sehr positiv. "Ein politischer Liberalismus fehlt in Österreich. Es gibt zwar viele Liberale, aber die werden nicht vertreten, sondern ignoriert."

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Die beiden Vorarlberger BoKu-Studenten Georg und Konrad haben noch nie etwas von den JuLis gehört. Zum Stand sind sie trotzdem gekommen: "Wegen den Gratis-Getränken und der schönen Bedienung". Zuerst wollten sie sich nicht fotografieren lassen...

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...nach einiger Überredung erklären sie sich dann bereit. Beide assoziieren mit dem Wort "Liberal" zuerst Heide Schmidt. Sonst nicht allzu viel. Ihre Nachfrage bei den JuLis hat ihnen da auch nicht viel weiter geholfen. "Für Freiheit sein alleine reicht mir nicht. Das ist mir zu wenig konkret.", sagt Georg, rechts im Bild. Wählen werden sie aber schon gehen, wissen aber noch nicht wen. Die Aktionsgemeinschaft (AG) schließen sie aus. "Dort kennen wir ein paar Mitarbeiter. Mehr wollen wir dazu nicht sagen."

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Auch die JuLis werden die beiden "eher nicht" wählen - trotz Gratis-Drinks, schöner Bedienung und Erinnerungsfoto mit der Spitzenkandidatin.

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Ziel der Julis ist es, das Mandat ihrer Vorgängerorganisation LFS zu halten, am besten ein weiteres dazuzugewinnen. ÖH-Politik verliert sich für Raising zu oft in Nebensächlichkeiten und Streitereien. "Der VSSTÖ und die GRAS sind eine kämpferische Linke, die auf die Straße gehen und demonstrieren". Das finde sie zwar nicht schlecht, "aber wenn man etwas erreichen will, braucht man einen Draht zum Ministerium. Es geht um Sachpolitik."

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Auf der ÖH spielen personliche Befindlichkeiten zwischen den linken Fraktionen und der AG für Raising eine zu große Rolle. "Die Streitereien schwächen die ÖH. Manchmal dauern die Sitzungen 14 bis 16 Stunden, es werden nur Vorwürfe ausgeteilt und inhaltlich geht gar nichts weiter."

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Der Spitzenkandidat bei der EU-Wahl Hannes Müllner, am Cowboyhut zu erkennen, half mit, bei der BoKu Stimmung für die JuLis zu machen. Er verfolgte im vergangenen Nationalratswahlkampf das Liberale Forum genau, mitgeworben hat er nicht.

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"Das LiF wollte sich gesellschaftspolitisch positionieren und mit den Themen Fairness und Grundsicherung punkten", sagt Müllner. Seiner Meinung nach fährt man mit einem wirtschaftsliberalem Kurs besser. "Die Selbstständigen und auch die Vertreter der Industriellenvereinigung sind unzufrieden mit dem Wirtschaftskurs der ÖVP. Ihnen wollen wir etwas anbieten, das besser schmeckt."

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Zusammen wollen Raising und Müllner die JuLis zu einer "frechen Alternative" werden lassen. Die beiden kommenden Wahlen sind dabei nur eine Etappe. "Wir wollen die Medienaufmerksamkeit nutzen", sagt Raising. Am liebsten wäre ihr eine "Liberale Jugendbewegung."

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Dafür kämpfen die JuLis an den Universitäten Wiens mit vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern, die liberale Politik auch in Österreich durchsetzen wollen. (Text und Fotografie: Christoph Böhmdorfer, derStandard.at, 19. 05. 2009)

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