Austria Salzburg-Fans und -Spieler feierten den dritten Aufstieg in Serie.

Foto: Michael Plackner

Gemeinsam aufgestiegen, gemeinsam gesungen.

Foto: Michael Plackner

Ein Fest in Violett.

Foto: Michael Plackner

Salzburg - Eine Stadt, zwei Vereine, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Einziges Verbindungsglied zwischen Red Bull und Austria Salzburg, beide Mannschaften bejubelten am vergangenen Wochenende den vorzeitig fixierten Meistertitel ihrer Spielklasse. Die einen feierten im schicken VIP-Club mit 200 Red Bull-Sympathisanten den Bundesliga-Titel, die anderen erfreuten sich gemeinsam mit 1.600 Fans am Meisterteller der 2. Landesliga-Nord.

Ein Fest in Violett

Sie kamen aus ganz Österreich. Weder die Anreise aus St. Pölten, Vöcklabruck noch Dornbirn war den violetten Fußballfans zu weit, um den bevorstehenden Titel ihrer Austria zu feiern. Bereits 90 Minuten vor dem Anpfiff waren alle Parkplätze rund um die ASKÖ-Sportanlage im Salzburger Stadtteil Maxglan besetzt. Jede freie Fläche wurde als Abstellplatz genutzt. Die Versuche des angrenzenden Spar-Supermarktes sich mittels eines extra aufgestellten Ordner-Dienstes der Feier zu entziehen, blieben wenig erfolgreich. Die violetten Fans inszenierten sich in gewohnter Manier, einzig der Rauch der bengalischen Feuer widersetze sich ihrem Dress-Code und schimmerte in klassischem Rot. Aus den Lautsprechern dröhnte „Football is coming home".

Die Austrianer dominierten das Spielgeschehen gegen den SK Adnet. Am Ende stand es 3:0 für die Gastgeber. Nach dem Schlusspfiff gewannen Sturm und Drang vor Freude über den erneuten Aufstieg die Überhand. "Bitte liebe Austrianer, klettert nicht über den Zaun, wir öffnen sofort die Tore", bremste der Platzsprecher die Euphorie. Spieler und Klubfunktionäre mussten zahlreiche Bierduschen über sich ergehen lassen. "Alter Meister, neuer Meister, hey, hey!", skandierten die Fans und zollten mehrere Minuten frenetischen Beifall.

Westliga statt Ehrenrunde

Mitten im Geschehen stand ein überglücklicher Gerhard Stöger. Der ehemalige Nachwuchstrainer der Austria zieht gemeinsam mit Obmann Gernot Blaikner die sportlichen Fäden bei den Violetten. In den vergangenen zwei Saisonen war Stöger bei Prognosen vorsichtig. Er betonte immer wieder, dass eine Ehrenrunde in der Landesliga "kein Beinbruch" sei. Das hat sich nun geändert. Nach dem Meistertitel in der zweiten Landesliga spricht der 43-Jährige bereits über höhere Ziele. "Wir wollen auf Anhieb den Aufstieg in die Regionalliga West schaffen", erklärte der Sportdirektor mit einem breiten Grinsen im Gesicht. 

Stöger vertraut dabei voll und ganz seinem neuen Trainer Dietmar Emich. Der ehemalige Stürmer des FC Puch musste sich den Respekt der Fans erst hart erarbeiten. Seine Vergangenheit als Red Bull-Scout sorgte für Vorbehalte im violetten Lager.

Red Bull auf Eis

Für den reichen Stadt-Rivalen interessiert sich bei der Austria niemand mehr. "Uns ist es völlig egal, was in Wals-Siezenheim abgeht und umgekehrt hoffentlich genau so. Das Kapitel haben wir ein für alle Mal abgeschlossen", erklärte Austria-Fan Gerhard. Von Hass und Frust ist wenig über, die eigenen Interessen stehen im Mittelpunkt des 2005 neu ins Leben gerufenen Vereins. Einzig die "Wer nicht hüpft, der ist ein Bulle"-Sprechhöre, die hie und da die ASKÖ-Tribüne erschüttern, erinnern an die schmerzhafte Scheidung vom Mateschitz-Verein.

Das „enfant terrible" und der Torjäger

Für Glanzlichter in der Landesliga sollen zwei Spieler sorgen, die heuer die überragenden Akteure im Dress der Violetten waren. Helmut Rottensteiner, der bereits 1994 im erweiterten Kader der Salzburger Austria stand, gilt als "enfant terrible". Er besticht nicht nur durch seine Technik, sondern auch durch sein loses Mundwerk. Der 32-jährige Flügelspieler legt sich gerne mit Gegenspielern, Schiedsrichter und Fans anderer Vereine an.

Im Sturm sorgt ein ehemaliger LASK-Spieler für Tore am laufenden Band. Mersudin Jukic wechselte im Sommer 2008 von Regionalliga Mitte Klub Gmunden in die Mozartstadt. Der 24-Jährige erzielte 26 Tore in 24 Partien. Und das trotz einer längeren Verletzungspause im Frühjahr. "Ich will in den letzten beiden Partien unbedingt noch die 30er Marke knacken", setzt sich der gebürtige Bosnier ein weiteres Ziel.

Neue Gesichter für den Aufstieg

Die Ambitionen der Austria sollen mittels neuer spielerischer Qualität realisiert werden, der Kader aufgestockt und der Aufstieg gelingen. Oliver Schmidt (Seekirchen), Denis Andric (Hallwang) und Dusan Pavlovic vom FC Puch könnten demnächst zu den Violetten stoßen.
Hinzu kommt, dass mit Neumarkt ein starkes Team heuer im dritten Anlauf den Aufstieg in die Regionalliga schaffte und als Stolperstein aus dem Weg ist. "Ich denke, dass uns der FC Pinzgau, Hallwang und Eugendorf am ehesten Paroli bieten werden", so Sportdirektor Stöger über die nächste Fußballwelt der Violetten. Im Gegensatz zu Red Bull wird bei der Salzburger Austria der Meisterteller nicht mit Trainer- und Spielerentlassungen honoriert. (Simon Hirt, Harald Saller, 18. Mai 2009, derStandard.at)