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Zerstörter LTTE-Panzer in Mullaitivu, dem letzten Stützpunkt der Rebellen.

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Colombo  - In Sri Lanka hat das Militär nach gut 25 Jahren den Bürgerkrieg für beendet erklärt und den Tod von Guerillaführer Velupillai Prabhakaran verkündet. Die tamilischen Rebellen hätten eine totale Niederlage erlitten, sagte Armeechef Generalleutnant Sarath Fonseka am Montag im Fernsehen. Damit kontrolliert die Regierung erstmals seit 1983 wieder das gesamte Land. Damals hatten die Tamilen ihren Kampf für einen eigenen Staat im Norden des mehrheitlich von Singhalesen bewohnten Landes aufgenommen.

Das gesamte Land sei nun vom "Terrorismus befreit" und alle Kampfhandlungen gegen die tamilischen Rebellen eingestellt, sagte Fonseka. Die Armee habe am Montag den letzten Streifen Land im Norden des Inselstaats im Indischen Ozean eingenommen, der noch von den Befreiungstigern von Tamil Eelam (LTTE) gehalten wurde. Dabei seien mindestens 250 Kämpfer getötet worden, darunter Mitglieder des Führungszirkels der LTTE.

LTTE-Führer Prabhakaran ist tot

Laut Militär wurde am Montag auch LTTE-Führer Prabhakaran auf der Flucht vor den Regierungstruppen erschossen. Der Rebellenchef habe versucht, in einem kleinen Konvoi zu fliehen, sagte ein ranghoher Vertreter des Verteidigungsministeriums in Colombo. Bei der Aktion seien auch zwei seiner Stellvertreter getötet worden. Den Angaben zufolge ist die gesamte Führungsmannschaft der LTTE "ausgelöscht" worden. Die den Rebellen nahestehende Internetseite Tamilnet kritisierte, erste Berichte deuteten auf ein "gezieltes Massaker" der Armee an der LTTE-Führung hin.

Das Büro von Sri Lankas Präsident Mahinda Rajapakse und das staatliche Fernsehen bestätigten den Tod Prabhakarans. Das Ende des langjährigen Staatsfeinds Nummer Eins sollte offiziell am Abend verkündet werden. Vor einer offiziellen Bestätigung wollte das Militär das Ergebnis eines DNA-Tests abwarten. Außen-Staatssekretär Palitha Kohona sagte dem indischen Nachrichtensender NDTV: "Der Widerstand ist ausgelöscht worden." Am Dienstag will sich der Präsident an die Nation wenden, um formell das Ende der Gefechte zu verkünden.

Der Bürgerkrieg in Sri Lanka gilt als einer der ältesten und brutalsten ethnischen Konflikte Asiens. Die Befreiungstiger kämpften unter Prabhakarans Führung seit 1983 für einen eigenständigen Stadt für die tamilische Minderheit im Nordosten von Sri Lanka. Durch Kämpfe und Anschläge wurden rund 70.000 Menschen getötet.

Während die Rebellen 2006 noch gut ein Drittel des Inselstaates unter ihrer Kontrolle hatten, blieb ihnen nach der im Jänner begonnenen Armee-Offensive am Ende nur noch ein kleines Dschungelgebiet. Am Sonntag hatte die LTTE ihren Kampf für einen eigenen Staat für beendet erklärt. In Sri Lankas Hauptstadt Colombo kam es am Montag zu spontanen Freudenfeiern. Im tamilisch dominierten südindischen Bundesstaat Tamil Nadu wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt.

EU fordert Untersuchung

Die Europäische Union forderte am Montag eine unabhängige Untersuchung zu möglichen Menschenrechtsverletzungen in Sri Lanka. Die Verantwortlichen müssten zur Verantwortung gezogen werden, heißt es in einer in Brüssel veröffentlichten Erklärung der EU-Außenminister. Die EU rief die Regierung Sri Lankas auf, internationalen Hilfsorganisationen vollen Zugang zur Zivilbevölkerung im Konfliktgebiet zu gewähren und die Evakuierung der Menschen zu ermöglichen. Auch Hilfsorganisationen forderten Zugang. "Niemand außerhalb der Kampfzone weiß, was sich jetzt dort abspielt. Sicher ist nur, dass das Überleben tausender Menschen gefährdet ist, weil es dort schon seit Tagen kaum noch Lebensmittel, Wasser und Medikamente gibt", erklärte Thomas Seibert von Medico International.

"Österreich kann für eine Friedenslösung in Sri Lanka einen wichtigen Beitrag leisten", meinte indes die SPÖ-Bereichssprecherin für Außenpolitik und EU, Elisabeth Grossmann. Außenminister Michael Spindelegger sei gefordert, die Möglichkeiten des Sitzes im UNO-Sicherheitsrat nach allen Regeln der Kunst - im Sinne von Humanität, Menschlichkeit und internationaler Solidarität - voll auszunutzen. Humanitäre Hilfe vor Ort sei jetzt dringend notwendig: "Wir dürfen keine Zeit verlieren, um das menschliche Leid in Sri Lanka zu lindern."(APA/AFP/Reuters/dpa)