Wien - Sowohl die Wienbibliothek als auch das Wien Museum sind mit der Provenienzforschung, die vor einem Jahrzehnt einsetzte, an einem Punkt angelangt, der trotz größter Bemühungen kaum neue Erkenntnisse zulässt. Dies geht aus dem unveröffentlichten Restitutionsbericht der Stadt Wien hervor, der dem Standard vorliegt.

Mit Ausnahme der Erbensuche sind die Recherchen seitens der Wienbibliothek abgeschlossen; lediglich 53 Erwerbungen in der NS- und Nachkriegszeit (252 Objekte) konnten nicht geklärt werden.

Das Wien Museum hat sämtliche in Frage kommenden Erwerbungen (23.400) überprüft. Etwa 2.900 Objekte aus 37 Sammlungen wurden bereits den ehemaligen Eigentümern bzw. deren Rechtsnachfolgern zurückgegeben. In weiteren zwölf Fällen wurde die Restitution in die Wege geleitet; es kommt somit zu Rückgaben etwa an die Erben nach Siegmund Glesinger, Otto Herschel, Malva Schalek, Isidor Mautner, Alfred Menzel, Josef Thenen und Paul Schwarzstein.

In sechs weiteren Fällen (darunter Victor Blum, Adele Graf und Alexander Grosz) sprach die Restitutionskommission bereits eine Rückgabeempfehlung aus; es steht aber noch nicht fest, wer die Erben der ehemaligen Eigentümer sind. Und in acht Fällen konnte bisher noch nicht eindeutig geklärt werden, ob es sich um unrechtmäßige Erwerbungen handelt; die Recherchen werden fortgesetzt.

Bei 2470 restitutionsfähigen Objekten fehlt gegenwärtig der Hinweis auf die rechtmäßigen Besitzer. 148 Gegenstände kamen über die Vugesta (Verwaltungsstelle für jüdisches Umzugsgut der Gestapo) ins Museum, 990 wurden beim Dorotheum erworben, 550 im Kunsthandel sowie 212 von Julius Fargel, dem Gemälderestaurator der städtischen Sammlungen und Vugesta-Schätzmeister, angekauft. Diese Objekte veröffentlichte das Wien Museum auf seiner Homepage und auf www.kunstdatenbank.at.

Marco Schreuder von den Grünen plädiert aber für einen noch offensiveren Umgang: Er schlägt vor, das "herrenlose Gut" auf Reisen zu schicken. Es solle in Tel Aviv, London, Sydney und New York unter dem "Titel Erben" gesucht präsentiert werden. Wünschenswert wäre, wenn sich an der Aktion der Bund beteiligen würde. "Diese Wanderausstellung wäre ein wichtiges Signal", ist Schreuder überzeugt. (Thomas Trenkler / DER STANDARD, Printausgabe, 15.5.2009)

Der Bericht der unabhängigen Provenienzforscher im Leopold Museum wird indessen erst Ende 2009 fertiggestellt. Das Kulturministerium habe auf Wunsch der Forscher die Frist verlängert, hieß es am Freitag in einer Aussendung des Ministeriums. Die Nachforschungen zu den 23 für die Provenienzforschung besonders bedeutenden Werken, auf die sich die Nachforschungen konzentrieren, seien "zeitaufwändiger, als ursprünglich angenommen", hieß es. Die Zusammenarbeit mit der Leopold-Stiftung sei jedoch "gut". (APA/red)