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Während der diesjährigen Befreiungsfeier des KZ-Mauthausen kam es im ehemaligen Konzentrationslager Ebensee zu einer Neonazi-Provokation. Eine Gruppe schwarzgekleideter und mit schwarzen Masken vermummten Personen sei aufgetaucht und hätten die Teilnehmer der Feier - unter ihnen zahlreiche Überlebende des Konzentrationslagers - mit Sieg-Heil-Rufen und Hitlergruß beleidigt.

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Linz/Wien/Ebensee - Nach "Sieg-Heil"-Rufen mehrerer Neonazis während einer Gedenkfeier im ehemaligen nationalsozialistischen Konzentrationslager Ebensee in Oberösterreich zeigt sich das Mauthausen Komitee entsetzt. Dessen Vorsitzender Willi Mernyi sprach in einer Aussendung am Sonntag von einem unglaublichen Tabubruch: "Vor wenigen Wochen die KZ-Gedenkstätte Mauthausen geschändet, gestern ehemalige Häftlinge mit Nazi-Parolen provoziert - was kommt als nächstes?"

Die Grünen sehen nun Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) gefordert: "Wir erwarten von der Ministerin nicht nur, dass sie endlich aktiv wird, sondern generell ein entschiedenes Vorgehen der Exekutive bei derartigen Vorfällen", sagte Sozialsprecher Karl Öllinger am Sonntag gegenüber der APA.

Auch die Bundesjugendvertretung (BJV), deren Vertreter bei der Veranstaltung anwesend waren, meldete sich zu Wort. Die BJV-Vorsitzende Rodaina El Batnigi sprach von "unfassbaren Szenen" bei der Gedenkfeier. Alle politischen Kräfte seien jetzt dringend aufgefordert, zu verhindern, dass solche Vorkommnisse in Österreich möglich sind.

Neonazi-Provokation

Während der diesjährigen Befreiungsfeier des KZ-Mauthausen kam es im ehemaligen Konzentrationslager Ebensee (ein Nebenlager von Mauthausen) zu einer Neonazi-Provokation. Das berichtet das Mauthausen-Kommitte in einer Ausendung am Sonntag Vormittag.

Der Vorsitzende des Mauthausen Komitee, Willi Mernyi, berichtete, bei der Gedenkfeier sei eine Gruppe schwarzgekleideter und mit schwarzen Masken vermummten Personen aufgetaucht, die - wie er hoffe - nur eine Attrappe eines Maschinengewehres bei sich gehabt hätten. Sie hätten die Teilnehmer der Feier - unter ihnen zahlreiche Überlebende des Konzentrationslagers - mit Sieg-Heil-Rufen und Hitlergruß beleidigt.

Die Sicherheitsbehörden bestätigten am Sonntag auf Anfrage den Vorfall. Es werde ermittelt. Der oberösterreichische Sicherheitsdirektor Alois Lißl bestätigte auf Anfrage den Zwischenfall, nicht aber inzwischen auch aufgetauchte Gerüchte über Schlägereien oder Schüsse. Von Gewalttätigkeiten sei nichts bekannt.

Religiös motivierter Widerstand

Die diesjährige Gedenkfeier zur Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen in Oberösterreich im Mai 1945 am Sonntag ist im Zeichen des religiös motivierten Widerstandes gegen das Nazi-Regime gestanden. Repräsentanten von Kirchen und Religionsgemeinschaften haben zusammen mit Vertretern der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen und vom Mauthausen Komitee Österreich mit einem gemeinsamen Appell mit der Aufforderung veröffentlicht, vehement gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Intoleranz und Diskriminierung aufzutreten.

Rabbiner Schlomo Eliezer Hofmeister von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Karl Hubmann für die Zeugen Jehovas, der frühere Linzer Diözesanbischof Maximilian Aichern, Erzbischof Michael Staikos von der Griechisch-orthodoxen Kirche und Bischof Michael Bünker von der Evangelischen Kirche AB wiesen in kurzen Statements auf die Verfolgung von Menschen durch die Nationalsozialisten hin, die sich aufgrund ihrer religiösen Überzeugung gegen das NS-Regime aufgelehnt hatten. Aichern betonte den Widerstand von einzelnen Persönlichkeiten der katholischen Kirche, Priestern wie Laien, gestand aber auch ein, dass viel versäumt worden sei. Auch Bünker stellte fest, dass die evangelische Kirche im Nationalsozialismus Schuld auf sich geladen habe.

Klima des Verständnisses

Die Repräsentanten der Kirchen und Religionsgemeinschaften und der Vorsitzende des Mauthausen Komitee Österreich Willi Mernyi appellierten gemeinsam an die Exekutive, alle Mittel und Maßnahmen zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus auszuschöpfen, sowie an die Politiker und Meinungsmacher, ein Klima zu schaffen, das von Respekt für alle Menschen unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe, sexueller Ausrichtung, Alter, Religion und Weltanschauung getragen wird. Weiters appellierten sie an die Sozialpartner, verstärkt für Gleichberechtigung und Antidiskriminierung einzutreten, um eine Arbeitswelt des Miteinanders zu gestalten und an die Kirchen und Religionsgemeinschaften, für ein Klima des Verständnisses und der Toleranz zu sorgen. Zuletzt wandten sie sich an alle "Menschen mit Zivilcourage, ewig gestrigen Stammtischparolen und demagogischen Hetzern mutig entgegenzutreten".

Dieser Appell wurde im Anschluss daran schriftlich an Bundespräsident Heinz Fischer, Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ), Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ), ÖGB-Präsident Erich Foglar und an den Vorsitzenden des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, den evangelische Altbischof Herwig Sturm übergeben.

Nach Angaben der Behörden sind zu der Gedenkfeier in Mauthausen rund 7.000 Personen gekommen. Teilgenommen haben laut Anmeldung offizielle Delegationen aus 42 Ländern. (APA, red)