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Wien - Vor einem Hangar sind zwei Jets geparkt. Es regnet. Anzugträger suchen jeweils unter Schirmen Schutz. Das Geschehen kommt plötzlich in Bewegung. In Zeitlupe gehen einander die Leittiere der beiden Grüppchen an die Gurgel, die extreme Verlangsamung dieser Attacke und der Reaktionen der übrigen Anwesenden gibt dem Zweikampf eine groteske Note.

Mit dieser Titelsequenz sind gleich einmal ein gewisser Stilwille und ein Tonfall ausgewiesen. Die Erzählstruktur von Duplicity funktioniert nach dem Zwiebelprinzip: Schale um Schale entblättert sich die Geschichte, in deren Zentrum die vereinte Starpower von Julia Roberts und Clive Owen steht, die bereits 2004 für Mike Nichols Beziehungsdrama Closer gemeinsam vor der Kamera standen und nun auch off screen als perfekt harmonierendes Traumpaar vermarktet werden.

Bereits die erste Begegnung steht im Zeichen des Betrugs: Der Agent Ray Koval (Owen) lässt sich von seiner vermeintlichen Eroberung Claire Stenwick (Roberts) geheime Unterlagen abluchsen. Später werden sich ihre Wege wieder kreuzen und mit jedem Treffen bekommen die Abläufe um das Paar eine neue Wendung und Bedeutung. Jener Dialog etwa, der sich bei ihrer ersten Wiederbegegnung entspinnt und der schon zu diesem Zeitpunkt etwas Artifizielles hat, erweist sich später tatsächlich als (vor-)geschrieben. Genau diese Konstruiertheit bremst allerdings auch die Dynamik des Films immer wieder aus - trotz seiner virtuos inszenierten Verfolgungsjagden und Täuschungsmanöver.

Duplicity - eine Mischung aus Screwball-Comedy, Caper-Movie und Spionage-Thriller - ist die zweite Regiearbeit des US-Drehbuchautors Tony Gilroy (Bourne-Trilogie), dem vor zwei Jahren mit Michael Clayton ein überzeugendes Debüt gelang. Diesmal bekämpfen einander zwei unmittelbar konkurrierende US-Konzerne, die sich voreinander abschirmen und gegenseitig ausspionieren mit Methoden und Personal, die früher primär staatlichen Geheimdiensten zur Verfügung standen.

Paul Giamatti agiert quecksilbrig als CEO neuer Prägung, als eine halb karikierende Anspielung auf Chefanimateure wie Steve Jobs; sein Widerpart, den Tom Wilkinson gravitätisch verkörpert, ist ein Patriarch alter Schule, der einem zum Konzern angewachsenen Familienunternehmen vorsteht. Dazwischen werken multinationale Freiberufler, die ihre Fertigkeiten an den Meistbietenden verkaufen.

Wo der eine Firmenchef noch seine Aktionäre im Blick hat und der andere neben dem Profit auch eine Tradition sichern will, handeln sie im Sinne ihres individuellen Businessplans. Hilft gegen diese kalte Ökonomie am Ende wirklich nur die Liebe? (Isabella Reicher, DER STANDARD/Printausgabe, 05.05.2009)