Drei Sprachen, drei Orte: Sudabeh Mohafez.

F.: Jürgen Bauer

Beim zweiten Abend anlässlich der 25. Verleihung des Chamisso-Preises an Schriftsteller aus allen Kulturen, die auf Deutsch schreiben, geht es Richtung Iran. Mit dem Preisträger von 2002 SAID (so schreibt er sich selbst, seinen bürgerlichen Namen möchte der 1947 in Teheran als Offizierssohn geborene Autor nicht verraten) sowie der 1963 ebenfalls in der iranischen Hauptstadt geborenen Sudabeh Mohafez.

Letztere hat eine deutsche Mutter und wuchs mit drei Sprachen auf (Deutsch, Französisch, Persisch). 1979, wenige Tage bevor Ayatollah Khomeini aus dem Pariser Exil zurückkehrte, zog die Familie nach West-Berlin. Dort vollzog sich mit dem Ende der elterlichen Ehe ein weiterer Bruch in Mohafez' Biografie. Obwohl die Ausreise keine Flucht war, hat Sudabeh Mohafez ihr Geburtsland danach nicht wiedergesehen. Zuerst arbeitete sie mit Migranten, erst ab 1999 betätigte sie sich schriftstellerisch. Bikulturalität bleibt ein zentrales Thema, etwa in dem Erzählband Wüstenhimmel Sternenland (2004) oder dem Roman Gespräch in Meeresnähe (2005).

SAID kam als 17-jähriger Student nach München, nach dem Sturz des Schahs kehrte er für kurze Zeit in den Iran zurück, die entstehende Theokratie der Mullahs ließ ihn aber wieder Zuflucht im deutschen Exil suchen. Sein Engagement für politisch Verfolgte zeigte er u. a. als Präsident des deutschen PEN-Zentrums. SAID, der aus einer liberalen Familie stammt, hat sich etwa mit Religion beschäftigt (Ich und der Islam) oder mit dem Kulturjournalisten Wieland Freund über die Deutschen geplaudert (In Deutschland leben). Heute lesen die zwei Autoren aus ihren Werken und stellen es im von Barbara Frischmuth moderierten Gespräch vor. (dog / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.4./1.5.2009)