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Mexikoreisende werden bei ihrer Heimkehr auf den Flughäfen weltweit über die Gesundheitsgefahren informiert, teilweise auch kontrolliert

Foto: Miguel Villagran/Getty Images

In den USA starb am Mittwoch ein Kleinkind, das Virus breitet sich über Europa aus. Für Österreich gibt es weitgehend Entwarnung, die infizierte Wienerin darf das Spital bald verlassen - Von Gudrun Springer

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Wien/Brüssel/Washington - Die Laborergebnisse brachten Gewissheit: Jene 28-jährige Frau, bei der am Dienstag von einer „sehr wahrscheinlichen Ansteckung" mit Schweinegrippe die Rede gewesen war, ist tatsächlich daran erkrankt. Das teilte das Gesundheitsministerium am Mittwoch mit. Nach Auskunft der behandelnden Ärzte ist die Patientin im Kaiser-Franz-Josef-Spital auf dem Weg der Besserung und könne schon in den nächsten Tagen entlassen werden.

Neue Verdachtsfälle negativ

Für die anderen vier Verdachtsfälle kam Entwarnung: Es handle sich weder bei der Frau in Steyr noch bei den drei anderen Patienten in Wien um Schweinegrippe. Unterdessen wurden zwei neue Verdachtsfälle aus Wien und Vorarlberg gemeldet. Bei der erkrankten Person in Dornbirn gingen die Behörden eher davon aus, dass es sich nicht um die neue Mutation des H1N1-Virus handelt. Im Wiener Fall gab es Mittwochnachmittag wieder Entwarnung. 

Erster Todesfall außerhalb von Mexiko

Erstmals kam es außerhalb Mexikos zu einem nachweislich von der Schweinegrippe verursachten Todesfall: Im US-Bundesstaat Texas starb ein 23 Monate altes Baby. Das aus Mexiko stammende Kleinkind war zur medizinischen Behandlung in die USA gebracht worden, wo nach offiziellen Angaben bisher 64 Menschen an der Infektion erkrankt sind. Präsident Barack Obama empfahl Mittwoch in Washington zusätzliche Vorsorgemaßnahmen: Schulen, in denen es Verdachtsfälle oder bestätigte Infektionen gebe, sollten vorsichtshalber geschlossen werden. Man sei in einer „sehr ernsten Situation".

Mittelamerika bittet um Medikamente

In Mexiko wurde die offizielle Zahl der Todesfälle durch Schweinegrippe stark nach unten korrigiert (siehe Artikel unten). Die Gesundheitsbehörden der Staaten Mittelamerikas kamen in Nicaragua zusammen und baten die internationale Gemeinschaft um Medikamente. 

WHO überlegt Warnskala hinaufzusetzen

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hielt am Mittwoch eine Konferenz mit Experten ab. Es wird überlegt, die Warnskala auf die zweithöchste Stufe fünf hinaufzusetzen, wenn sich bestätigen sollte, „dass Infizierte in mindestens zwei Ländern das Virus in signifikanter Weise an andere Menschen weitergeben". Frankreich forderte von der EU einen Stopp aller Flüge nach Mexiko. Die Sprecherin der EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou, Nina Papadoulaki, erklärte in Brüssel, die bisher bestätigten Fälle seien „nicht allzu schwerwiegend erkrankt." Allerdings gab sie zu bedenken, dass die „Lage im Fluss" sei und sich „ganz schnell entwickelt".

Fußball-Weltverband überlegt Absagen

Das Virus berührt auch die Sportwelt: Beim Fußball-Weltverband FIFA gab es Überlegungen über eine mögliche Absage des Confederation Cup (14. bis 28. Juni) in Südafrika, wo Mittwoch die ersten beiden Verdachtsfälle auftraten.

Ägyptische Regierung ordnete die Keulung aller Schweine an

Auch für politische Interessen wird das mutierte Virus benützt: Obwohl noch kein Schweinegrippefall in der arabischen Welt bekannt wurde und die Krankheit nicht über den Verzehr von Schweinefleisch übertragen wird, haben sich strenggläubige muslimische Politiker, denen das Schwein als "unrein" gilt, in Ägypten für das Töten tausender Schweine stark gemacht. Die ägyptische Regierung ordnete die Keulung aller Schweine an. (DER STANDARD Printausgabe 30.4.2009)