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Das Krankheitsbild der Neurodermitis ist durch trockene, entzundene Haut gekennzeichnet

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Neurodermitis-Patienten sollten bestimmte Lebensmittel meiden: Milch, Eiklar, Nüsse, Zitrusfrüchte, Schalentiere oder Meeresfrüchte

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Juckreiz, Rötungen und Entzündungen im Bereich der großen Beugen, an den Augenlidern, oder am Hals, trockene und rissige Haut: Mit diesen Symptomen haben Patienten der Neurodermitis, einer chronischen Entzündungserkrankung der Haut, zu kämpfen. Besonders für Kinder wird die Krankheit oft unerträglich, ein gut gemeintes "nicht kratzen" der Eltern bleibt bei quälendem Juckreiz ungehört. Kinder kratzen sich in vielen Fällen so lange, bis sie blutig sind, was die Situation verschlimmert: An den aufgekratzten Stellen können Bakterien eindringen, die nässenden Hautwunden werden oft eitrig und lösen wiederum einen starken Juckreiz aus. Typisch für eine Neurodermitis ist, dass die Beschwerden wiederholt und in Schüben auftreten.

Die Zahl der der Erkrankten nimmt kontinuierlich zu: Laut Expertenschätzungen sind rund zehn bis zwanzig Prozent der Kinder und Jugendlichen betroffen. Die Krankheit beginnt häufig bereits in den ersten Lebensmonaten mit der Entstehung von gelblichen Kopfkrusten (Milchschorf). Die Symptome bessern sich oder verschwinden meistens mit zunehmendem Alter, können aber ein Leben lang wieder akut werden.


Auslöser: Gene, Stress und Allergene

Die Auslöser der Krankheit sind bis heute nicht eindeutig geklärt. "Die Ursache ist genetisch determiniert. Gewisse Abwehrzellen und deren Botenstoffe spielen sowohl in der akuten Phase, als auch in der chronischen Phase für die Ausprägung von Neurodermitis eine Rolle", erklärt Adelheid Stöger, Dermatologin und TCM-Ärztin in Salzburg. Das Risiko für ein Kind an Neurodermitis zu erkranken steigt deutlich, wenn eines der Elternteile erkrankt ist.

Aber nicht nur die erbliche Veranlagung, sondern auch psychische Alterationen wie Stress können Entstehung und Verlauf der Krankheit beeinflussen, erklärt Stöger. Allergene wie Nahrungsmittel, Hausstaub, Blütenpollen oder Tierhaare gelten ebenfalls als Provokationsfaktoren, die für Krankheitsschübe verantwortlich sein können. Kommen Neurodermitiker mit diesen Allergenen in Berührung, bewirkt dies eine Reaktion des Immunsystems, die sich als Hautentzündung äußert. "Neurodermitis ist eine genetisch determinierte Bereitschaft, gegen bestimmte Substanzen sensibilisiert zu werden und in der Folge Allergien zu entwickeln", erklärt Stöger. Durch einen ärztlichen Test kann man feststellen, ob und welche Substanzen eine Reaktion auslösen, damit diese Allergene gemieden werden können.

Schulmedizin bekämpft Symptome

Die Schulmedizin behandelt Neurodermitis symptomatisch, im Mittelpunkt steht die Pflege der Haut. Einerseits wird versucht, individuelle Provokationsfaktoren (Allergene, Umweltbedingung oder Bekleidungsstoffe) zu vermeiden, andererseits wird medikamentös behandelt. Anti-Histaminika sollen den Juckreiz reduzieren, Cortison wirkt entzündungshemmend. Von einer dauerhaften Anwendung mit cortisonhaltigen Cremes und Salben ist wegen ihrer Nebenwirkungen - unter anderem kommt es zu einer Verdünnung der Haut - abzuraten. Die immunmodulierenden Wirkstoffe Pimecrolimus und Tacrolimus, die kein Kortison enthalten, kommen ebenfalls zum Einsatz.  Alternative Behandlungsansätze werden von Patienten trotzdem immer öfter nachgefragt.

Ganzheitliche Behandlung nach TCM

Einer dieser Ansätze ist eine Behandlung nach Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM). „Die westliche Behandlung ist zumeist eine Symptombehandlung, eine Behandlung nach TCM ist ganzheitlich. Man versucht die Wurzel der Erkrankung zu erkunden und das Gleichgewicht im Körper wieder herzustellen", erklärt Stöger. Das österreichische Gesundheitsministerium erkannte die Traditionelle Chinesische Medizin 2001 als eine Heilmethode an, die der Schulmedizin gleichwertig ist. Die Salzburger Dermatologin behandelt Patienten nach der ganzheitlichen Methode, wenn die Krankheit schulmedzinisch nicht in den Griff zu bekommen ist.

Ernährungsumstellung aktiviert Selbstheilung

Behandelt wird mittels Akupunktur, Arzneimitteltherapie und chinesischer Diätetik. Akupunktur sorgt für die Wiederherstellung des körpereigenen Gleichgewichtes. Eine Ernährungsumstellung soll dem Körper helfen, die Selbstheilungsmechanismen zu aktivieren. So sollten Neurodermitis-Patienten beispielsweise auf bestimmte Lebensmittel verzichten: Milch, Eiklar, Nüsse, Zitrusfrüchte, Schalentiere oder Meeresfrüchte können die Erkrankung als Hauptallergene fördern. Weiters sollten Patienten auf Fertigprodukte und Junk-Food, zu fette, heiße oder kalte Speisen, künstlich gesüßte sowie gefärbte Nahrungsmittel verzichten, empfiehlt Stöger.

Neurodermitis präventiv verhindern

Die Ursache für Neurodermitis ist zwar genetisch determiniert, trotzdem gibt es Möglichkeiten, der Krankheit vorzubeugen. Die Eltern können schon während der Schwangerschaft und Stillzeit dazu beitragen, dass das Kind gesund bleibt. "Das ausschließliche Stillen bis zum mindestens vierten Monat ist eine gute Neurodermitis-Vorbeugung, da es die Entwicklung einer intakten Immunabwehr fördert", erklärt Stöger. Kann nicht ausreichend gestillt werden, ist hypoallergene Säuglingsnahrung empfehlenswert.

Die Vermeidung von Provokationsfaktoren wie Zigarettenrauch, Tierhaare, Hausstaubmilben sowie hochallergener Nahrungsmittel wie Kuhmilch, Eier, Nüsse und Zitrusfrüchte verringere laut Stöger ebenfalls das Erkrankungsrisiko. Zu den Präventionsmaßnahmen zählt auch das Tragen der richtigen Kleidung: Hautverträgliche Kleidung aus reiner Baumwolle beugt eine Verschlechterung der Haut vor. (Ursula Schersch, derStandard.at, 27.04.2009)