Catherine Shelton: "Unheimliche Inskriptionen - Eine Studie zu Körperbildern im postklassischen Horrorfilm"
Transcript Verlag
ISBN 978-3-89942-833-9
380 Seiten

Cover: Transcript Verlag

Zerstückelt, verwesend, monströs entstellt oder mutiert: Wenn der menschliche Körper seine gesunde, unversehrte Form verliert, wird er zum Schaustück, von dem man sich entsetzt abwendet, das zugleich eine faszinierende Dimension gewinnt, der man sich kaum entziehen kann. Was in früheren Zeiten auf Jahrmärkten und in öffentlichen Leichenöffnungen das Publikum anzog, wird in modernen Zeiten im Horrorfilm lustvoll und mit Liebe zur Einzelheit zelebriert.

Die Art und Weise der filmischen Darstellung des Monströsen geschieht freilich nicht im luftleeren Raum, vielmehr ergibt sie sich aus dem Kulturellen, der jeweils dominierenden gesellschaftlichen Konvention. Catherine Sheltons Philosophie-Dissertation, erschienen im Transcript Verlag, erschließt unter dem Titel "Unheimliche Inskriptionen" die kulturwissenschaftliche Körperdebatte seit den 1980er Jahren und setzt sie in Beziehung zum postklassischen Horrorfilm.

Vier Typen

Grundlage ihrer Arbeit bietet das Werk von Michel Foucault; Shelton entwirft darauf basierend eine eigene Theorie des Körpers. Dabei konzentriert sie sich - begleitet von zahlreichen Exkursen - auf vier Topoi und verknüpft diese mit dem Horrorfilm nach 1968: der monströse Körper, der kranke Körper, der tote Körper und der offene und zerstückelte Körper.

Grundsätzlich geht es der Autorin um die jeweilige kulturelle Vorstellung, die in der Darstellung des Ekelhaften ihre Entsprechung findet. Schwerpunktmäßig arbeitet Shelton die historische Dimension heraus und versucht eine Klärung der Frage, welche historischen Körperdiskurse- und Konzeptionen sich in die Horrorfilme einzeichnen.

Dies ist ihr insgesamt Dank ihrer tiefgehenden Kenntnis der Theorien zum Horrorfilm, ihrer präzisen Sprache und der klaren Struktur des Werkes gelungen. Als Schmöker für zwischendurch eignet sich das Buch allerdings nicht, dafür ist der Text zu sehr Dissertation. Allein der theoretische Unterbau zum Horrorfilm und zur Köperdebatte nimmt die ersten rund 200 Seiten ein.

Diese Grundlagen hätten durchaus einiges an Kürzung vertragen, auch auf den einen oder anderen Exkurs hätte Shelton verzichten können, ohne dass etwas fehlen würde. Wer jedoch eine umfassende und detailreiche Darstellung des Monströsen und ihre Hintergründe im Film der vergangenen 40 Jahre sucht, wird mit Catherine Sheltons Dissertation mehr als zufrieden sein. (tberg, derStandard.at, 28. April 2009)