Mit der Pünktlichkeit eines gut funktionierenden Uhrwerks veröffentlicht das Ubuntu-Projekt alle sechs Monate eine neue Version seiner Linux-Distribution. Vor kurzem war es wieder einmal soweit: Unter dem Codenamen "Jaunty Jackalope" hat man Ubuntu 9.04 zum Download freigegeben.

Kritik

Dies vor dem Hintergrund, dass Ubuntu in den letzten Monaten versucht hat, vom Ruf, dass man primär von den Entwicklungen anderer Unternehmen - oder Distributionen - profitiert etwas wegzukommen. So hatte Ubuntu-Gründer Mark Shuttleworth schon im vergangenen Sommer die Parole ausgegeben, dass man sich in Zukunft konkrete einzelne Projekte vornehmen will, um den Linux-Desktop weiter voranzutreiben. Zur Unterstützung dieses Unterfangen hat man in den letzten Monaten dann auch tatsächlich so manche neue EntwicklerInnen eingestellt.

Details

Erste Ergebnisse sollen bereits in die aktuelle Ausgabe von Ubuntu eingeflossen sein, allen voran in Form eines neuen Benachrichtigungssystems. Was "Jaunty Jackalope" sonst noch so an Neuigkeiten zu bieten hat, und wie sich die Distribution sonst so schlägt, soll auf den folgenden Seiten etwas näher beleuchtet werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Einer der zentralen Punkte in der Ubuntu-Philosophie ist, den Zugang zu einem Linux-System möglichst niederschwellig zu gestalten, die üblichen Haken und Ösen sollen weitgehend entfernt werden oder zumindest vor den Augen der UserInnen verborgen bleiben. Dabei spielt der Installer natürlich eine besonders wichtige Rolle, ist er doch die erste Hürde, die neue Linux-AspirantInnen nehmen müssen.

Einfach

Ein Bereich, in dem sich Ubuntu aber wahrlich nicht verstecken muss, so einfach und übersichtlich wie hier lässt sich kaum eine andere Distribution installieren. Schon seit einigen Releases lässt sich diese Aufgabe mit wenigen Klicks erledigen, kein Wunder also, dass man sich in diesem Bereich momentan vor allem auf Feinschliff konzentriert.

Grafik

Dazu zählt in Ubuntu 9.04 etwa eine neue Weltkarte, die die Auswahl der umgebenden Zeitzone erleichtern soll. Ist zwar zweifelsfrei hübsch gemacht, ein wirklicher Funktionalitätsgewinn ist dadurch freilich nicht zu erkennen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Einen wirklich relevanten Neuzugang findet man hingegen bei der Einteilung der Festplatte für das frische System. Allerdings einen, der mehr mit dem darunter liegenden System als mit dem Installer selbst zu tun hat: So lässt sich hier nun auch das seit Ende letzten Jahres als "stabil" gekennzeichnete ext4-Dateisystem auswählen.

Speed

Die BenutzerInnen profitieren durch die Nutzung von ext4 vor allem durch einen teilweise überraschend deutlichen Performance-Zuwachs, der sich nicht nur in Benchmarks abbildet sondern auch tatsächlich im Alltags-Einsatz spürbar ist. Ein besonders auffälliges Beispiel für diesen Umstand ist die Dateisystemüberprüfung, die um ein vielfaches flotter abläuft als noch bei ext3.

Abwarten

Allerdings hat sich Ubuntu noch nicht dazu durchringen können, das neue Dateisystem als Default zu wählen, angesichts der Diskussionen über die Datensicherheit in ext4 - die die letzten Wochen recht kontrovers geführt wurden - eine verständliche Entscheidung. Im Gegensatz zum kommenden Fedora 11 übernimmt die Rolle des Default-Dateisystems also weiterhin das altbewährte ext3.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Für die BenutzerInnen heißt dies vor allem: Wer ext4 benutzen will, muss die Festplatte manuell partitionieren. Dabei fällt dann aber auch wieder auf, dass das Ubuntu-Tool für dies Aufgabe zwar recht hübsch anzuschauen ist, ihm allerdings so manche essentielle Feature fehlt.

Fehlendes

So gibt es hier keine Vorschlagsfunktion, also die Möglichkeit eine von Ubuntu gewählte Plattenaufteilung nachträglich anzupassen, beim manuellen Partitionieren muss also wirklich alles von Grund auf eingeteilt werden. Ebenfalls auf der Liste der dringend vermissten Funktionen findet sich das nachträgliche Verkleinern von eben angelegten Partitionen, wem seine Root zu groß geraten ist, der muss diese wieder löschen und neu anlegen.

Verschlüsselung

In die Reihe "seit-mehreren-Releases-nicht-erhörte-Wünsche" fällt die vollständige Verschlüsselung eines Ubuntu-Systems, wer seine Daten effektiv vor fremden Zugriff sichern will, muss weiterhin zum textbasierten Alternate-Installer greifen. Dies wohl auch, weil der grafische Installer bislang nicht mit einer Logical-Volume-Manager-(LVM)-basierten Plattenorganisation umgehen kann, wie sie etwa bei Fedora für vollkommen verschlüsselte System zum Einsatz kommt. (Um die Eingabe eines separaten Passworts für jede Partition zu verhindern, Anm.)

Screenshot: Andreas Proschofsky

Bestehende Ubuntu-NutzerInnen werden Jaunty Jackalope aber wohl ohnehin eher selten über die Install-CD einrichten, immerhin besitzt die Distribution eine tadellose Upgrade-Funktion. Dieses wird allen BenutzerInnen - Ausnahme bilden hier nur jene, die sich in der Vergangenheit für die "Long Term Support"-Release entschieden haben - selbsttätig über den Update Manager angeboten.

Flott

Die Aktualisierung auf Ubuntu 9.04 verlief dabei auf mehreren Testrechnern vollständig problemlos. Nicht mehr kompatible Repositories von Dritt-Anbietern werden automatisch deaktiviert, veraltete Komponenten am Ende des Upgrade-Vorgangs ausgemistet. Ausnahme bildet dabei nur der zuletzt verwendete Kernel, eine weise Entscheidung falls es doch einmal zu Boot-Problemen mit dem neuen System kommen sollte.

Problematiken

Ein weiterer Pluspunkt in Sachen BenutzerInnenfreundlichkeit - wenn schon nicht bei der Funktionalität selbst: Ubuntu informiert nun auch vorab darüber, wenn es durch das Upgrade zu frischen Problemen mit der Grafikkarte kommen kann. Eine Problematik, die durch die Aufnahme der aktuellen Version 1.6 des Grafikservers von X.org schlagend geworden ist.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Denn durch diese wird eine neue Version des proprietären Treibers von ATI notwendig, die allerdings wiederum nur mehr relativ aktuelle Karten (mir r6xx/r7xx-Chip) unterstützt. Alle anderen verweist man nun auf den Open-Source-Treiber, der zwar an sich tadellos funktioniert, allerdings im 3D-Bereich deutlich langsamer arbeitet.  Auch über die aktuellen Intel-Treiber werden so manche Performance-Probleme berichtet.

Booten

Dass die Systemgeschwindigkeit genau so gut deutliche Sprünge in die andere Richtung machen kann, zeigt sich in Jaunty Jackalope eindrucksvoll am Startvorgang. Dieser geht nun nämlich erheblich flotter vonstatten als in früheren Ausgaben der Distribution, ein Vorsprung, der durch die Verwendung von ext4 noch mal ausgebaut wird. Wie stark sich die Optimierungen konkret auswirken, hängt natürlich auch von der eigenen Hardware ab, auf unseren Testrechnern war aber beinahe eine Halbierung der Zeit zwischen dem Boot-Manager und dem Login-Screen feststellbar. Dazu passt, dass auch der GNOME-Login flotter geworden ist.

Look

Was der Startvorgang weiters offenbart, ist, dass man bei Ubuntu wieder ein stückweit am Look der Distribution gefeilt hat. Ein Eindruck, der sich spätestens beim Login-Screen verstärkt, der sich dieses mal generalüberholt gibt - wenn auch nur in optischen Fragen. Denn hier kommt weiter der veraltete GDM 2.22 zum Einsatz, die aktuelle Generation der Software, die mittlerweile beim Großteil der Konkurrenz verwendet wird, sucht man vergebens, dies obwohl mittlerweile die verbliebenen Regressionen beseitigt wurden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Der erste Blick auf den Ubuntu-Desktop offenbart dann ebenfalls ein gewohntes Ambiente. Wäre nicht das neue Wallpaper, ließe sich "Jaunty" zunächst wohl kaum von seinem Vorgänger unterscheiden. Eine Kontinuität, die freilich auch von vielen geschätzt wird.

Auswahl

Die Basis der Desktop-Umgebung gibt bei Ubuntu wie gewohnt der GNOME ab, konkret ist die aktuellste Ausgabe der Software enthalten, und zwar 2.26.1. Erwähnt sei dabei aber auch, dass es eine Reihe von Ubuntu-Derivaten mit anderen Desktop-Umgebungen gibt, etwa Kubuntu, das mit dem KDE 4.2.2 ausgeliefert wird oder Xubuntu mit Xfce 4.6.1. Umgebungen, die sich auf Wunsch auch unter Ubuntu selbst problemlos nachinstallieren lassen.

GNOME

Die Default-Wahl bildet freilich weiterhin der GNOME, und dieser bringt in der aktuellsten Ausgabe selbst eine ganze Reihe von Verbesserungen mit sich. Eine Thematik, die allerdings schon an anderer Stelle ausführlich beleuchtet wurde, insofern im Folgenden nur einige der Ubuntu-relevanten Highlights.

Screenshot: Andreas Proschofsky

So wurde nicht nur der Multi-Monitor-Support deutlich verbessert - und zahlreiche lang bestehende Bugs in diesem Bereich beseitigt - auch das zugehörige Einstellungstool hat man nun übersichtlicher gestaltet. Nett auch, dass Ubuntu darüber informiert, wenn man - etwa beim proprietären NVidia-Treiber - für diese Aufgaben besser das Tool des Herstellers verwenden sollte.

Integration

Das bei Ubuntu bereits in den vergangenen Versionen integrierte CD/DVD-Brennprogramm wurde mittlerweile fix in den GNOME-Desktop aufgenommen. Dies hat zur Folge, dass sich das Programm nun besser mit anderen Anwendungen integriert, so lassen sich etwa Videos im Media-Player Totem direkt an Brasero schicken und z.B. als VCD brennen. Bei einer Default-Installation muss dafür allerdings zunächst erst das entsprechende Totem-Plugin aktiviert werden.

Anbindung

Entscheidende Verbesserungen gibt es bei der Kommunikation mit der Microsoft-Welt, konkret beim Mail/Kalender-Programm Evolution. Mit Evolution MAPI besitzt dies einen neuen Exchange-Connector, außerdem können Folder im vom Outlook verwendeten PST-Format direkt importiert werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Den gewohnten Sticheleien über den Braun-Orangen Ubuntu-Einheitsbrei lässt sich dieses mal allerdings auch etwas Positives zur Optik der Distribution anfügen. Mit "Jaunty" liefert man nämlich von Haus aus eine Reihe neuer Themes aus, vor allem "Dust" und "New Wave" (im Bild) wissen dabei durchaus zu gefallen.

Umstellung

Die Chancen darauf, dass aus der - einmal mehr - für Ubuntu 9.10 angekündigten optischen Generalsanierung wirklich etwas wird, steigen damit wohl erheblich. Zu empfehlen wäre dann aber auch gleich die Pensionierung des Human-Icon-Themes, das das GNOME Icon Theme mit der orangen Farbwalze regelrecht überrollt hat - und das ist nicht als Kompliment gemeint.

Colors

Einige hoffnungsvolle Aspiranten für eine Nachfolge gäbe es ja bereits, etwa das in der Community schon jetzt recht beliebte GNOME-Colors-Set. Gemeinsam mit Anwendungsstartern wie GNOME-DO lässt sich damit schon jetzt ein recht hübscher Ubuntu-Desktop zusammenbasteln, gäbe es all dies noch dazu von Haus aus, wäre dies ein erheblicher Pluspunkt für die Linux-Distribution.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Bereits eingangs erwähnt wurde das neue Benachrichtigungssystem, gehört dies doch zu den Themen, denen man bei Ubuntu im aktuellen Release-Zyklus eine gesteigerte Aufmerksamkeit zukommen hat lassen. notify-osd ersetzt den bislang für diese Aufgaben eingesetzten notification-daemon.

Umbau

Die Vorgabe war es dabei eine Lösung zu finden, die nicht nur optisch ansprechend ist, sondern auch den Arbeitsablauf möglichst wenig unterbricht. So lässt sich durch die Benachrichtigungen von notify-osd "durchklicken", sie behindern also nie den Zugriff auf darunter liegende Elemente. Auch gehört das Problem, dass mehrere gleichzeitig angzeigte Nachrichten einander überlagern mit der neuen Lösung der Vergangenheit an, diese werden nun korrekt untereinander dargestellt.

Vorbilder

Im Aussehen erinnert das Ganze recht stark an die Growl-Notifikationen unter Mac OS X, in diesem Fall aber definitiv nicht die schlechteste Wahl. Übrigens werden über notify-osd nicht nur Benachrichtigungen der einzelnen Anwendungen angezeigt, auch das Ändern von Helligkeit oder Lautstärke wird hier dargestellt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Dass notify-osd trotzdem nicht nur auf Begeisterung gestoßen ist, liegt an der einen oder anderen Design-Entscheidung. So gibt es keinerlei interaktive Elemente - also etwa Auswahlknöpfe - wie es beim notification-daemon noch der Fall war. Da diese Funktionalität von einigen Programmen recht intensiv benutzt wurde, sind entsprechend noch nicht alle Anwendungen auf das neue System portiert.

Störungen

Ein Umstand, der dem Ganzen einen etwas unfertigen Beigeschmack gibt, der auch nicht so ganz zu dem sonstigen Beharren von Ubuntu auf ausgereifte Komponenten passen mag. Etwas unglücklich auch die Zusammenarbeit mit dem Upstream-GNOME, hier hat man in der Version 2.26 gerade erst den notification-daemon offiziell abgesegnet...

Indikator

Eigene Wege beschreitet man außerdem mit dem "Indicator Applet": Hier sollen neue Nachrichten aus Evolution, Pidgin und Co zusammengefasst werden, um die Übersichtlichkeit im Panel zu verbesern. In der Realität heißt das für bestehende NutzerInnen aber zunächst mal vor allem eins: Umlernen. So bietet der Pidgin kein eigenes Icon in der Notification-Area mehr, einmal minimiert kann er nun nur mehr umständlich über den Eintrag unter dem Indicator-Applet aufgerufen werden. Prinzipiell bleibt es aber ohnehin eher fraglich, wie es in das Konzept des Applets passen soll, an dieser Stelle die Minimierung des User-Interfaces von Pidgin zu steuern.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Den eigenen Online-Status hat man mittlerweile auch vom Pidgin getrennt, ist der Instant Messenger aktiv kann diese Funktion über das User Switch Applet gesteuert werden. Im Sinne einer zentralen Desktop-Präsenz-Information eine durchaus sinnvolle Maßnahme.

Aufräumen

Mit der neuen Version wird übrigens auch mit einer verwirrenden Inkonsistenz ausgeräumt. Im Gegensatz zum Vorgänger finden sich die diversen Funktionen für Ausloggen/Suspend/Herunterfahren, nun nur mehr an dieser Stelle, die Dopplung im System-Menü hat man hingegen entfernt.

Pidgin

Und weil wir gerade beim Bereich Instant Messaging waren: Hier setzt Ubuntu weiterhin auf den Pidgin, dem offiziellen GNOME-Bestandteil hat man - wie schon in "Intrepid Ibex" - den Eingang in den Default-Desktop verwehrt. Eine Entscheidung mit der man allerdings nicht alleine dasteht, auch die anderen großen Distributionen setzen derzeit weiterhin auf Pidgin - ungeachtet des großen Potentials, das man Empathy dank des zugrunde liegenden Telepathy-Frameworks immer wieder attestiert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ein weitere Punkt, in dem man sich vom "offiziellen" GNOME unterscheidet ist das Audio-Handling: Während GNOME 2.26 hier ein neues Tool integriert hat, das sich ganz auf die Vorteile von PulseAudio konzentriert, rudert Ubuntu in diesem Bereich zurück und liefert die alte Lösung aus. Auf diese Weise will man wohl Problemen auf jenen Systemen, die noch nicht fehlerfrei mit PulseAudio zusammenarbeiten, aus dem Weg gehen.

Software

Ein guter Zeitpunkt um auf die grundlegende Softwareausstattung von Ubuntu 9.04 einzugehen. Die Basis bildet der Kernel 2.6.28, die aktuelle Version 2.6.29 wurde erst nach dem Freeze für die Aufnahme neuer Softwareversionen bei Ubuntu veröffentlicht, ist sich also dieses mal nicht mehr ausgegangen. Damit halten sich die Änderungen in diesem Bereich zum Vorgänger aber auch in engen Grenzen - dort war der Kernel 2.6.27 im Einsatz.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Überhaupt sind viele zentrale Softwarekomponenten weitgehend unverändert geblieben, der Firefox ist mit der Version 3.0.9 enthalten, die sich ausschließlich durch Bug- und Sicherheitsfixes von der Ausgabe in Ubuntu 8.10 unterscheidet. Freilich ist die kommende Major Release - Firefox 3.5 - noch einige Wochen von der Veröffentlichung entfernt, insofern eine verständliche Wahl.

Update

Immerhin hat man zwischenzeitlich auf OpenOffice.org 3.x gewechselt, konkret befindet sich die Version 3.0.1 im Angebot. Auch der NetworkManager hat ein Update spendiert bekommen, hier ist eine Pre-Release der vor kurzem freigegebenen Version 0.7.1 enthalten.

Auswahl

Die Auswahl der bei einer Default-Installation aufgespielten Komponenten ist mit Ubuntu 9.04 übrigens vollkommen unverändert geblieben. Für die Zukunft könnte es hingegen wieder einmal rund um das freie .Net Mono spannend werden, so will eine Fraktion der Community das Desktop-Wiki Tomboy durch den C++-basierten Rewrite GNote ersetzen, während andere den in C entwickelten Musik-Player Rhythmbox durch seine Mono-basiertes Pendant Banshee ablösen wollen. Für letzteres Bestreben führt man neben der aktiveren Entwicklung übrigens auch recht handfeste Argumente ins Rennen: Der Wechsel von Rhythmbox auf Banshee würde auf den Install-Medien rund sechs MByte Speicher frei machen...

Screenshot: Andreas Proschofsky

Nicht wirklich neu, aber immer wieder mal gut zu erwähnen: Mittlerweile ist die einst recht mühsame Konfiguration eines Linux-Systems nach der Installation - etwa um proprietäre Treiber oder Multimedia-Codecs einzurichten - wirklich äußerst flott erledigt.

Ablauf

Zusätzliche Treiber werden gleich nach dem ersten Login automatisch angeboten, die Audio- und Video-Codecs  beim Aufruf einer diese benötigenden Datei. Das Flash-Plugin wird über den Firefox zur Installation angetragen, neben dem proprietären Angebot von Adobe stehen auch Swfdec und Gnash als freie Alternativen zur Auswahl.

Management

Die Paketmanagement-Tools zeigen sich in Ubuntu 9.04 weitgehend unverändert, leider bedeutet dies auch, dass man weiter auf die PolicyKit-Integration warten muss. Diese würde ermöglichen, einzelne UserInnen fix für entsprechende Aufgaben zu autorisieren, damit diese nicht jedes Mal aufs Neue zum Updaten ihr Passwort eingeben müssen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eine zentrale Änderung im Umgang mit Updates gibt es dann aber doch: Im Sinne des zuvor bereits besprochenen Aufräumens der Notification Area hat man jenes Icon, das über neue Updates informiert in die Pension geschickt. Statt dessen öffnet sich der Update Manager spätestens 7 Tage nach der Verfügbarkeit des Updates - bei sicherheitsrelevanten Aktualisierungen: 24 Stunden - von selbst. Ob das wirklich eine Verbesserung in Usability-Hinsicht bedeutet, sei dahin gestellt. Immerhin lässt sich das alte Verhalten wieder erzwingen, wie in den Ubuntu 9.04 Errata nachgelesen werden kann, wo sich auch sonst nützliche Tipps zu bekannten Problemen mit "Jaunty Jackalope" finden.

Server

Zumindest kurz sei angerissen, dass Ubuntu 9.04 auch so manche Neuerung für den Server-Betrieb bietet: So gibt es nun etwa auf Basis von Dovecot und Postfix einen vollständigen Mailserver-Stack. Mit dem Eucalyptus-Framework streckt Canonical außerdem seine Fühler in Richtung Cloud-Computing aus: Hier können die BenutzerInnen ihre eigene "private" Cloud einrichten, die zu Amazon EC2 kompatibel ist. Das Ganze versteht sich derzeit allerdings noch als "Technology Preview". Weitere Eckdaten für den Server-Einsatz sind Apache 2.2.11, MySQL 5.1.30, PHP 5.2.6 und Perl 5.10.0.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wirklich große Neuerungen bringt Ubuntu 9.04 nur wenige, dafür aber jede Menge Feinschliff für das Bestehende. Viele kleine Änderungen ergeben insgesamt ein System, das durchaus das Upgrade lohnt, für Linux-Neulinge ist Ubuntu aufgrund seiner leichten Zugänglichkeit und der klar definierten Programmauswahl ohnehin schon bislang die erste Wahl.

Kritik

Ganz uneingeschränkt kann das Lob allerdings nicht bleiben: So manche BenutzerInnen sollten vorher wohl einmal testen, wie sich die Änderungen bei den Grafiktreibern auf ihre System-Performance auswirken. Auch das neue Benachrichtigungssystem wirkt noch nicht so ganz ausgereift - vor allem auch da es noch nicht überall konsequent umgesetzt wird, ein Schritt in die richtige Richtung ist es aber allemal.

Kostenlos

Ubuntu 9.04 kann kostenlos in Ausführungen für 32- und 64-Bit x86-Rechner von der Seite des Projekts heruntergeladen werden. Neben der klassischen Desktop-Live-CD gibt es auch wieder den textbasierten Alternate-Installer und eine Server-Ausgabe. Zusätzlich wird mit "Jaunty Jackalope" erstmals auch die abgespeckte "Ubuntu Netbook Remix"-Ausgabe offiziell unterstützt. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 26.04.2009)

Screenshot: Andreas Proschofsky