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"Stadtgespräche" mit Zilk: Jiří Pelikán.

F.: EPA

Prag - Einer der bekanntesten tschechischen Dissidenten und eine Ikone des Prager Frühlings 1968, der Journalist Jiří Pelikán, soll in den 1960er-Jahren mit der kommunistischen Geheimpolizei (StB) zusammengearbeitet haben. Er habe mitgeholfen, den deutschen Studentenführer Dieter Koniecki zu entführen, berichtete die tschechische Tageszeitung Mladá fronta Dnes am Mittwoch.

Pelikan war als Generaldirektor des ÈSSR-Staatsfernsehens (1963- 1968) einer der Protagonisten der tschechoslowakischen Reform- und Demokratiebewegung des Jahres 1968. Nach dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes verließ er die Tschechoslowakei und ging nach Italien ins Exil. Er trat auch aus der kommunistischen Partei aus.

Ohne Pelikan wäre der Prager Frühling "undenkbar" gewesen, hatte der frühere Wiener Bürgermeister Helmut Zilk anlässlich des Todes von Jiøí Pelikan im Juni 1999 gesagt. Zilk hatte mit Pelikan in den 1960er-Jahren zu tun gehabt. Pelikan und Zilk als damaliger ORF-Fernsehdirektor hatten die legendären Stadtgespräche Prag-Wien ins Leben gerufen und damit die erste freie politische Diskussion im Fernsehen eines damaligen Ostblocklandes ermöglicht. Auch Zilk wird vorgeworfen, mit dem tschechoslowakischen Geheimdienst zusammengearbeitet zu haben.

"Gehorsamer Kommunist"

Pelikan soll der StB bei der Planung eines Treffens in Ostberlin geholfen haben, bei dem die ostdeutsche Polizei Koniecki festnahm und nach Prag brachte. Koniecki wurde von einem tschechoslowakischen Gericht im Mai 1961 wegen Spionage zu zehn Jahren Haft verurteilt. "Pelikan wusste definitiv, was los war ... Die Polizei hat ihm wahrscheinlich gesagt, Koniecki war ein Agent und Feind des Regimes, und Pelikan, ein gehorsamer Kommunist und Teil des Establishments, hat den Plan natürlich abgenickt", erklärt der Prager Historiker Prokop Tomek der Zeitung. (APA, red, DER STANDARD, Printausgabe, 23.4.2009)