Pressekonferenz als Show: Matthias Hartmann präsentiert die neue Werbelinie des Burgtheaters

Foto: Urban

Den äußerst dichten Spielplan dominieren Uraufführungen und acht Hartmann-Inszenierungen.

Wien – Matthias Hartmann, Burgtheater-Direktor ab dem Herbst, ließ es sich nicht nehmen: Er inszenierte seine Programm-Pressekonferenz am Donnerstag als Show. Mit sich selbst als Master und Moderator.

Das Publikum, eine Hundertschaft an Journalisten und Adabeis, durfte in einem der Malersäle auf dem Areal des Arsenals in weißen Sofas Platz nehmen; es gab sogar ein Bühnenbild: eine weiße Stoffwand, die, wie der Regisseur erzählte, im "Faust" zum Einsatz komme. Mit Goethes Werk wird Hartmann am 4. September beginnen. Und weil er sich vornahm, beide Teile hintereinander zu spielen (mit Tobias Moretti und Gert Voss), wisse er noch nicht, wann der Abend beginnen werde. Erst um sechs? Oder schon um fünf?

Fünf Frauen sind in Hartmanns Team: Neben Karin Bergmann, seiner Stellvertreterin, und Silvia Stantejsky, der kaufmännischen Chefin, die Dramaturginnen Barbara Sommer und Amely Haag sowie seine Schwester Annette Raffalt (die sich um "Die junge Burg" kümmert und den Zauberer von Oz inszeniert). Sie alle saßen abseits.

Auf der Bühne Platz genommen hatten nur die Chefdramaturgen Plinio Bachmann und Klaus Missbach. Hartmanns Sessel blieb die ganze Show über leer: Der designierte Direktor, ausstaffiert mit Mikroport, schritt auf und ab. Er nutzte den Raum. Beide Hände hatte er zum Gestikulieren frei. Denn er wusste: Je stärker er mit dem Körper spricht, desto stärker ist das Blitzlichtgewitter. Der Schmäh ist allerdings schon bekannt: Hartmann führte ihn vor, als er 2006 vom damaligen Kunststaatssekretär Franz Morak als Nachfolger von Klaus Bachler präsentiert wurde.

Wenn Mikroport, dann wäre eine Powerpoint-Präsentation nur logisch gewesen. Doch Hartmann hatte eine Staffelei aufstellen lassen. Denn hier geht es um Kunst. Auf Tafeln präsentierte er die neue Werbelinie: Immer drei Wörter untereinander, eines davon heißt "Burg". Also "Welt Burg Dorf" , weil sein erster Spielplan (siehe Kasten) sich mit dem Gegensatzpaar lokal und global auseinandersetze.

Küsse Burg Bisse

Oder "Küsse Burg Bisse". Damit sei schon fast ein Stück erzählt. Oder: "Hart Burg Mann" . Diese Tafel ließ Hartmann schnell wieder verschwinden: Sie sei ihm untergejubelt worden, beteuerte er. Das glaubte ihm niemand. Doch die Rechnung geht – siehe Foto – auf.

Sechs Premieren innerhalb einer Woche hat er zum Auftakt angesetzt. Nach den beiden Faust-Teilen folgen die Uraufführung Der goldene Drache in der Regie des Autors Roland Schimmelpfennig, "Adam Geist" von Dea Loher, die Avantgardegruppe Nature Theater of Oklahoma mit "Life and Time" und der deutschen Fassung des schrägen Musicals "Shockheaded Peter".

Danach zeigt Hartmann fünf eigene Arbeiten, die er aus seinen Wirkungsstätten Zürich und Bochum mitbringt: Amphitryon, Warten auf Godot, Immanuel Kant von Thomas Bernhard, 1979 nach einem Roman Christian Krachts und Jon Fosses Todesvariationen.

Andrea Breth inszeniert wieder in Wien, Thomas Vinterberg bringt die Fortsetzung von "Das Fes"t namens "Das Begräbnis" heraus. Weitere Uraufführungen steuern Yasmina Reza, Franzobel, René Pollesch, Joachim Meyerhoff und Sibylle Berg bei. Bachlers Shakespeare-Reigen findet doch kein Ende. Mit Christoph Schlingensief sei man im Gespräch über ein neues Projekt. Die Needcompany ist zu Gast.

Und dann gibt es noch zwei neue diskursive Formate, "Das Reflektorium" mit Stefan Zweifel und der Rede-Zyklus "Kakanien": Ideengeber Peter Turrini macht den Beginn. (Thomas Trenkler, DER STANDARD/Printausgabe, 23.04.2009)