Der Vorschlag der Lehrergewerkschaft, zur Erreichung der Sparziele im Schulwesen die 60.000 Vertragsbediensteten unter den 120.000 Lehrern auch noch zu pragmatisieren (in den Status unkündbarer Beamten zu versetzen), ist so jenseitig, dass einem die Luft wegbleibt. Nach dieser Ansage ist endgültig klar, dass diese Auseinandersetzung um eine (in Zahlen: 1) Stunde mehr in der Klasse in Wirklichkeit ein Verteilungskampf zwischen geschütztem und ungeschütztem Sektor ist.

Dieser Verteilungskampf wird durch die Wirtschaftskrise verschärft und auf alle Schichten der Gesellschaft ausgeweitet. Wer wird für diese Krise zahlen?

Die Krise wurde ausgelöst durch einen aus dem Ruder gelaufenen Turbokapitalismus. Die Opfer sind vor allem Beschäftigte in der Industrie, die von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit bedroht sind, sowie der Mittelstand, der einen guten Teil seiner Finanzanlagen verloren hat. Aber auch der Staat und sein Budget, denn die Stützmaßnahmen für Banken und Konjunktur führen zu enormen Ausgaben, die finanziert werden müssen.

Voves und Genossen geben vor, dass "Meinl und Konsorten" für die Krise zahlen werden. Das ist unredlich und unwahr. Vermögensbezogene Steuern müssen unweigerlich den Mittelstand treffen, wenn die dabei angepeilten vier bis fünf Milliarden herauskommen sollen. Etwas anderes ist mit den ökonomischen Fakten nicht vereinbar.

Der Mittelstand hat die Krise aber nicht verursacht. Die paar Börsenbubis mit "Gel im Haar", auf die sich Trockenhaarträger Voves so einschießt, machen das Kraut nicht fett. Und was die Schuldfrage angeht: Kollege Christian Ortner hat in seinem Blog völlig zur Recht darauf hingewiesen, dass es ganz besonders öffentliche Körperschaften waren, die Wahnsinnssummen verspekulierten.

Wenn die Steuererhöhungsideen durchgehen, werden jene, die sich etwas Eigentum jenseits von Flatscreen-TV und Auto geschaffen haben, für die Krise bezahlen.

Kanzler Faymann weiß das, und deshalb leistet er noch Widerstand. Und er kann sich auf den Koalitionspartner ÖVP berufen.

Aber irgendwie müssen die Kosten der Krise doch finanziert werden, oder? Finanzminister Pröll wird nächste Woche in der Budgetrede grimmige Zahlen verkünden. Auch wenn etwa die Bankenstützungen wieder zurückgezahlt werden - im Abschwung wird Österreichs ansehnlicher Sozialstaat (30 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt) schwer zu finanzieren.

In den obersten Zirkeln der Republik wird darüber bereits relativ offen geredet: Es wird/muss fast alle treffen. Es wird, ob im öffentlichen oder im privaten Sektor, kaum nennenswerte Lohnerhöhungen geben (argumentiert werden kann das mit der Mini-Inflation und dem dank Krise ausbleibenden Produktivitätsfortschritt). Und es wird - das ist der wahre Hammer - auch kaum Pensionserhöhungen geben.

Vor allem Letzteres muss eine Regierung erst politisch durchstehen. Gelingt das nicht, wird Faymann nachgeben und doch Vermögenssteuern verlangen müssen. Dann steht die Koalition vor dem Bruch. Oder? (Hans Rauscher/DER STANDARD-Printausgabe, 18./19. April 2009)