Auch die Männer werden diskriminiert, meint Thomas Schneidhofer

Foto: Photodisc

Dass Frauen in der Arbeitswelt benachteiligt werden, ist ein Faktum. Der Equal Pay Day - also jener Tag, an dem Frauen gemessen an ihrer Einkommenssituation gegenüber Männern bis Jahresende gratis arbeiten - fiel im Jahr 2008 auf den 25. September. Demgemäß wurde letztes Jahr in dieser Kolumne auch der Nachteil von Frauen am Arbeitsmarkt, mit 71.000 Euro Gehaltsverlust innerhalb von zehn Jahren, thematisiert, und dass es grundsätzlich ausreicht, männlich zu sein, um beruflich erfolgreich zu sein.

Stellt man den Fokus der empirischen Betrachtung von "Karriere" und "Erfolg" aber etwas breiter, wird klar, dass es ein spezifisches Konzept von "Männlichkeit" ist, das erfolgversprechend scheint, welches mit "Mannsein" nur indirekt zu tun hat. Denn homosexuelle, alte, schwache oder das Spiel nicht mitspielende Männer passen da nicht hinein.

Reichhaltiges Bild der Diskriminierung

Wenn man sich von der alleinigen Betrachtung des biologischen Geschlechts loslöst, ergibt sich ein reichhaltigeres Bild von Diskriminierung. Während es für Männer bis in die 90er-Jahre für ein hohes Einkommen ausreichte, sich "männlich" zu verhalten, jedoch Frauen weibliches und männliches Verhalten in sich vereinigen sollten, zeigt sich seit der Jahrtausendwende ein anderes Bild.
Darin sollten sich Frauen ausschließlich an männlichen Verhaltensweisen orientieren, um erfolgreich zu sein, und für Männer scheint es passender, auch weibliche Muster ins Repertoire aufzunehmen.

David Beckham und Johnny Depp leben es vor: Metrosexualität überall, auch beim Karriereerfolg. Apologeten wie Michel Houellebecq sehen visionär in der "Ausweitung der Kampfzone" nun die Männlichkeit in einer Krise, dabei ist es nur alter Wein in neuen Schläuchen: Ein System, das sich in allen Bereichen Ökonomien bedient, ist erbarmungslos und benachteiligt, was das Zeug hält - ohne Rücksicht auf das biologische Geschlecht. (Thomas Schneidhofer*, DER STANDARD, Printausgabe, 11./12./13.4.2009)