Berlin - Die Bundesrepublik hält nach den Worten von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) an der Rückgabe von NS-Raubkunst unverändert fest. Ein Ende der Restitution von Kulturgütern, die vor allem Juden von den Nazis geraubt wurden, "kommt für die Bundesregierung nicht in Frage", erklärte Neumann am Donnerstag in Berlin. Er bezog sich damit indirekt auf Äußerungen des britischen Kunsthistorikers Sir Norman Rosenthal, der ein Ende der Restitution von Kunstwerken an die Erben von NS-Opfern gefordert hatte.

Die Suche nach fairen und gerechten Lösungen bleibe für die Bundesrepublik eine "unkündbare moralische Verpflichtung", sagte Neumann. Er bekräftige seinen Appell an Museen, Bibliotheken und Archive, durch eine umfassende Recherche über den Ursprung ihrer Sammlungen die Grundlage "für faire und gerechte Lösungen" zu schaffen. Bund, Länder und Kommunen hätten sich auf der Grundlage der sogenannten "Washingtoner Prinzipien" dafür ausgesprochen, NS-Raubkunst in öffentlichen Beständen zu identifizieren und sich mit Eigentümern und Erben darüber zu einigen.

In einem "Spiegel"-Interview hatte Rosenthal, Kontroversen selten scheuender Sohn von jüdischen Immigranten aus Thüringen und der Slowakei, gesagt, hinter vielen Rückgabeforderungen gebe es rein finanzielle Interessen. Vergangenheitsbewältigung dürfe nicht zu Lasten der Kunst geschehen, es sei schade, "wenn Werke plötzlich aus der Öffentlichkeit, aus der Sichtbarkeit verschwinden", sagte der langjährige Kurator der Royal Academy in London dem "Spiegel". Er verstehe, dass sich viele Museumsdirektoren nicht nur in Deutschland gegen Restitutionsansprüche wehren. (APA/dpa)