Der Mobilfunker Vodafone hat den Start eines Feldversuchs angekündigt, in dessen Rahmen 100 Haushalte in Baden-Württemberg mit Breitbandinternet über Rundfunk-Frequenzen versorgt werden sollen. Eine entsprechende Vereinbarung wurde mit der Landesanstalt für Kommunikation BW getroffen. Erstmals wird damit ein Versuch gestartet, ein ländliches Gebiet, das nicht mit Breitbandzugängen via DSL oder Kabel versorgt ist, mit Funk-Internet zu erschließen. Verwendet werden dabei die sogenannten "White Spaces", jene Rundfunkfrequenzen, die mit der Abschaltung des analogen Rundfunks frei wurden.

Von Politik gefordert

Die Nutzung dieser "digitalen Dividende" wurde bereits von Experten wie auch der Politik zur Versorgung von ruralen Landstrichen gefordert. Vor allem in den USA mit weiten unterversorgten Landstrichen könnte dies eine praktische Möglichkeit für den Vollausbau sein. Aber auch in der EU hat sich Medienkommissarin Viviane Reding für das Rundfunk-Internet ebenfalls zur Versorgung von ländlichen Gebieten stark gemacht. Vodafone setzt nun mit dem Modellversuch den ersten Schritt in Richtung der Umsetzung dieser Technologie.

Keine unversorgten Gebiete

"In einem Technologieland wie Deutschland darf es keine unterversorgten Gebiete geben. Der Zugang zum schnellen Internet ist entscheidend für die Lebens- und Standortqualität ganzer Regionen. Gemeinsam mit der LFK Baden-Württemberg wollen wir nun zeigen, dass ein Teil der nicht genutzten Rundfunkfrequenzen zur Breitbandversorgung der ländlichen Gebiete beitragen kann", sagte Hartmut Kremling, Geschäftsführer Vodafone Deutschland.

Gegenargumente

Dass sich hier gerade ein Mobilfunker engagiert, ist wenig verwunderlich, zumal vor allem Telekom-Betrieber fürchten, dass das Funk-Internet ihrem Geschäft das Wasser abgraben könnte. So wurden als Argumente ins Feld geführt, die Technologie störe unter anderem Mobilfunkgespräche. Zudem wurde von TV-Anstalten angemerkt, dass es zu Interferenzen mit den digitalen TV-Signalen kommen könnte. Diese Bedenken und Argumente sollen im Rahmen des Tests näher untersucht werden. "Wir gehen davon aus, dass wir im Rahmen des Pilotversuchs die Bedenken ausräumen können", sagt Margarete Steinhart, Sprecherin von Vodafone. Der Feldversuch soll weiters Erkenntnisse darüber liefern, welches Potenzial die Funktechnik in der hügeligen Topographie hat und wie sie von den Bürgern genutzt wird. Weiters stehe im Fokus, ob es möglicherweise Auswirkungen beim DVB-T- und DVB-C-Fernsehempfang gibt, so Steinhart.

Test in 100 Haushalten

Der Test ist zunächst für ein Jahr angelegt. Im ersten Schritt werden 100 Haushalte in den zwei Gemeinden Bopfingen und Unterschneidheim kostenfrei mit Endgeräten ausgestattet. Damit können die Nutzer per Funk mit Datenraten von bis zu 7,2 Megabit pro Sekunde (Mbps) im Downlink und bis zu 1,4 Mbps im Uplink im Internet surfen. (pte)