Wien - Vor einigen Wochen haben sich Alfred Riedl und der FC Haiphong in Vietnam getrennt. Dennoch ist Österreichs Fußball im Ausland weiter mit zwei Trainern "erstklassig" vertreten. Zu Josef Hickersberger, der nach seiner zweiten ÖFB-Teamchef-Ära Al Wahda Abu Dhabi am Golf betreut, gesellte sich Attila Sekerlioglu, der schon Mitte Februar in Ghana, dem WM-Debütanten von 2006, anheuerte. Er ist dort Trainer des Erstdivisionärs FC Tema Youth.

Derzeit weilt der 44-Jährige, der als Kicker sein Geld u.a. bei Austria Wien, FC Tirol, FC St. Johnstone und VSE St. Pölten sowie als Betreuer von SC Untersiebenbrunn, und VfB Admira Wacker (bis 18. April 2008) verdiente, auf Heimaturlaub. Die 16er-Liga in dem über 20,6 Mio. Einwohner zählenden westafrikanischen Land macht nach 15 Runden einen Monat Sommerpause, in der der braun gebrannte Österreicher ("es scheint jeden Tag die Sonne und hat 35 Grad") mit zwei Siegen und einem Remis nach fünf Liga-Spielen zufrieden Zwischenbilanz zog.

"Wir haben zunächst alle vier Testspiele und dann auch gleich gegen den überlegenen Spitzenreiter Hearts of Oak 2:1 gewonnen", sagte Sekerlioglu mit Stolz. Derzeit liegt sein Club auf dem neunten Tabellenplatz, aber nur vier Punkte hinter dem Zweiten. "Die ersten Zwei qualifizieren sich für die afrikanische Champions League, die dahinter Platzierten spielen um den nationalen Cup und da wollen wir unbedingt dabei sein", nannte er sein Saisonziel.

Ihm stehen ein von der FIFA errichteter Kunstrasenplatz der neuesten Generation zum Training sowie ein 23-köpfiger Profikader (ohne Legionär) zur Verfügung. "Die Spieler sind im Schnitt 19 Jahre, technisch stark und sehr schnell, taktisch aber nicht so auf der Höhe. Der Libero steht hinten, der Stürmer vorne und dazwischen klafft ein riesiges Loch. Pressing ist ein Fremdwort", so Sekerlioglu über seine Anfänge in Tema, einer 20 km von der Metropole Accra gelegenen Hafenstadt, die rund 300.000 Einwohner zählt.

Die körperliche Fitness seinen Schützlinge hat der Feldherr inzwischen verbessert, ihnen Taktik und Disziplin beigebracht. Seine Mitarbeiter, mit denen sich der frühere schottische "Highlander" (von Dezember 1995 bis Mai 1998 in St. Johnstone) ebenso wie mit den Spielern auf Englisch verständigt, erzählten ihm, dass der Ausländer da und dort in der Presse schon als Teamchef-Kandidat ins Spiel gebracht würde.

Eine konkretes Thema im ghanaischen Verband (http://www.ghanafa.org), dessen Nationalteam in Deutschland als einziger Afrika-Vertreter bis ins WM-Achtelfinale (0:3 gegen Brasilien) vorgestoßen war, war diesbezüglich schon einmal ein anderer Österreicher. "Aber die Ghanaer waren bei mir ein bisschen zu sparsam", sagte der jetzt in den Vereinigten Arabischen Emiraten (FC Al Wahda Abu Dhabi) tätige Hickersberger zur APA - Austria Presse Agentur.

Das Engagement von Sekerlioglu hat der Ex-Kapfenberg-Trainer Hans-Peter Schaller eingefädelt, der in Ghana für die Red-Bull-Akademie tätig ist. Der Ex-Austrainer wohnt derzeit noch im Hotel, erhält aber demnächst ein Haus. Wünschen würde er sich jetzt in der Transferzeit noch drei, vier Routiniers für seine unerfahrene Truppe. Gezahlt wird nicht viel, seine Spieler erhalten pro Monat 100 Euro ohne Prämien.

Zum Vergleich: Einn normale Eintrittskarte kostet 50 Cent, eine VIP-Karte 1,50 Euro. Zuschauer sind meist auch Mangelware, "weil um 15.00 Uhr gespielt wird und die Leute noch in der Arbeit sind". Flutlicht-Anlagen gibt es in Tema keine, im ganzen Land am Atlantik verfügen nur vier Stadien über künstliches Licht. (APA)