Wien - Einer jungen Frau, die sich gerade anschickt, den vermeintlichen Mann ihres Lebens zu ehelichen, fällt gerade noch rechtzeitig ein Stein auf den Kopf. Ein ziemlich großer Stein, von ziemlich weit her - weshalb die Folgen des Einschlags ungewöhnlich ausfallen: Die junge Frau wird wenig später vor dem Altar ganz grün im Gesicht, ihr Haar färbt sich schlohweiß, und ihr Körper beginnt zu wachsen, bis sie Bräutigam, Festgemeinde und Kirchlein um Längen überragt.
Mit diesem schönen, hintersinnigen Einstieg eröffnet ein ebensolcher Film. Monsters vs Aliens heißt die jüngste, ziemlich lustige DreamWorks-Animation: ein anspielungsreiches Genre-Crossover aus Alien-Invasions-Science-Fiction, Monster-Horror und Gesellschaftssatire mit reichlich Wortwitz und emanzipatorischem Mehrwert - wiewohl der an Barbie und Lara Croft orientierte Superheldinnenkörper das ein bisschen konterkariert.
Die Mutantin wird jedenfalls eingefangen und in einem Hochsicherheitstrakt festgesetzt. Als jedoch ein Raumschiff landet und dem einfältigen US-Präsidenten und seinem Begrüßungskomitee ein Kampfroboter antwortet, ist Susan alias Ginormica mit einer Reihe von Schicksalsgenossen plötzlich als Weltretterin gefragt. Ziemlich schnell beginnt sie an ihrer neuen Rolle Gefallen zu finden.
Monsters vs Aliens basiert auf einer Idee seiner Regisseure Rob Letterman und Conrad Vernon. Die beiden haben nicht nur Animationsfilme inszeniert (Shark Tale bzw. Shrek 2), sondern teilen offensichtlich auch ein Faible für Science-Fiction-Trash-Klassiker wie Godzilla, Mars Attacks, The Blob oder Attack of The 50 Foot Woman.
Herzige Monster
Aus diesem Pool haben sie die Figuren entlehnt: das biedere Vorstadtmädchen Susan, das allmählich in seine neue Identität als Superheldin hineinwächst und plötzlich über den Horizont einer traditionellen Lebensplanung hinaussieht. Den blauen Schleimbatzen B.O.B., der nur ein Auge und kaum Hirnmasse, aber großen Appetit und ein großes Herz besitzt. Dr. Cockroach, einen genialen Wissenschafter, der nur leider aus einem fehlgegangenen Selbstversuch als Küchenschabe hervorging, die ebenfalls mutierte Echse "The Missing Link" , die sympathisch verwirrte Riesenraupe Insectosaurus sowie ihren gemeinsamen, gemeinen Widersacher Gallaxhar, der mit seinen hässlichen Klonen droht, die Erde zu vernichten.
Eine schön generationenübergreifende Anlage also. Und der passende Inhalt für das 3-D-Revival, das man mit diesem Film einmal mehr versucht - in den USA bereits mit beeindruckendem Erfolg an den Kinokassen. Wer in Wien wohnt, der kann übrigens auch das filmische Bezugssystem sichten: die Breitenseer Lichtspiele stehen derzeit mit Riesenegeln und anderen Kreaturen von Roger Corman und Co ganz im Zeichen von "The Trash of Horror". (Isabella Reicher, DER STANDARD/Printausgabe, 04./05.04.2009)