Tokio/London - Die Bedingungen auf Japans Arbeitsmarkt verschlechtern sich durch die schwerste Krise der Nachkriegsgeschichte rapide.

Im Februar sank die Zahl offener Stellengesuche auf 100 Jobsuchende unerwartet stark um acht auf nur 59 Jobs. Das ist der stärkste Fall seit 1974. Gleichzeitig ist die Arbeitslosenrate um 0,3 Prozent auf 4,4 Prozent auf den höchsten Stand seit drei Jahren geschnellt.

Schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Zwar deuten immer mehr Konjunkturindikatoren wie die Ausfuhren darauf hin, dass Japans exportorientierte Industriegiganten nach ihrem beispiellosen Sturzflug den tiefsten Punkt der Krise bereits im Februar hinter sich gebracht haben. Aber die Wirtschaftsaktivität wie die Stimmung der Firmen "ist noch immer extrem gedrückt", sagt Richard Jerram, Chefvolkswirt der australischen Bank Macquarie in Tokio.

Japans wichtigstes Konjunkturbarometer, der Tankan-Bericht, den die Notenbank heute, Mittwoch, vorstellt, wird dies bestätigen. Die Industrieproduktion lag im Februar 38 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Arbeitslosigkeit ist nur deshalb nicht im gleichen Maße gestiegen, weil die Firmen mit einem radikalen Abbau der Heere von Vertragsarbeitern, drastischen Gehaltskürzungen für Festangestellte, Streichung von Neueinstellungen und der Einführung von Jobsharing die Kernbelegschaften schonen wollen.

Doch Takehiro Sato, Volkswirt von Morgan Stanley, sorgt sich, dass der Druck zu Entlassungen zunehmen wird. Erstens wird die Lage der Industrie lange miserabel bleiben. Zweitens beschleunigt sich die Talfahrt von Japans Dienstleistungssektor sowie der binnenmarktorientierten Unternehmen, weil die Japaner wegen der Gehaltskürzungen und aus Angst vor Arbeitslosigkeit ihre Ausgaben senken. Im Februar konsumierten sie 3,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. "Wir erwarten daher, dass die Arbeitslosenrate bis Mitte 2010 auf fast sechs Prozent steigen wird", sagt Sato. Diese Aussicht schreckt Japaner sehr, denn das weitmaschige soziale Netz ist nicht auf lang andauernde Massenarbeitslosigkeit ausgerichtet. Ministerpräsident Taro Aso hat ein drittes Konjunkturpaket angekündigt. Im Mittelpunkt sollen Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit stehen.

Die Asian Development Bank (ADB) erwartet für die restlichen Länder Asiens, einem wichtigen Markt für Japans Industrie, einen dramatischen Rückgang des Wachstums, wie er seit der Asienkrise 1997/1998 nicht mehr zu sehen war (3,4 Prozent im Jahr 2009, von 6,3 Prozent im Vorjahr und 9,5 Prozent im Jahr 2007). 

Joseph Zveglich, Ökonom bei der ADB, sagte am Dienstag in einer Telefonpressekonferenz, dass in vielen Ländern Asiens der Konsum unter anderem zurückgeht, weil die Sparquoten steigen. "Die sozialen Sicherungssysteme sind in vielen Ländern noch sehr schwach ausgebildet. Deswegen sieht man einen hohen Anteil an Vorsorgesparen innerhalb von Familien." (mako, szem, DER STANDARD, Printausgabe, 1.4.2009)