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Das Team kurz vor dem Abschied in die 105-tägige Isolation. Von links nach rechts: Oleg Artemyev Russland), Cyrille Fournier (Frankreich), Aleksei Baranov (Russland), Aleksei Shpakov (Russland), Oliver Knickel (Deutschland) Sergei Ryazansky (Russland).

Foto: AP/Mikhail Metzel

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Die für das Experiment aufgebauten Module sollen die Größenverhältnisse eines Mars-Raumschiffes simulieren.

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Moskau - Am Dienstag startete die europäische Raumfahrtagentur ESA in Moskau ein Langzeit-Isolationsexperiment, das die Wirkungen eines monatelangen Fluges zum Mars simulieren soll. Vier Russen, ein Franzose sowie ein deutscher Bundeswehringenieur ließen sich im Rahmen des Projektes "Mars-500" kurz vor 14.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MESZ) für die kommenden 105 Tage in ein nachgebautes Raumschiff einschließen.

Im realen Fall einer Reise zum Mars müssten Astronauten allerdings wesentlich länger miteinander verbringen; eine solche Mission soll insgesamt 520 Tage dauern. Ein Folgeexperiment am Ende des Jahres soll daher auch über die volle Distanz gehen.

Hauptaugenmerkt des Experiments wird darauf gelegt, wie Menschen sich unter den extremen Bedingungen eines langen Weltraumflugs verhalten. Behilflich ist dabei unter anderem auch Technik aus Österreich.

Der 28-jährige Deutsche Oliver Knickel sprach auf einer Pressekonferenz kurz vor seinem Einstieg in die Kapsel von einer "positiven Herausforderung". Er zeigte sich überzeugt, dass die sechs Teilnehmer des Experiments viel voneinander lernen würden. Der 40-jährige Air France-Pilot Cyrille Fournier sagte, er sei "sehr motiviert" und in gewisser Weise auch "erleichtert", dass das seit langem vorbereitete Projekt endlich beginne.

Die ESA hatte Knickel und Fournier unter mehr als 5.600 Kandidaten ausgewählt. Bei den vier russischen Versuchsteilnehmern handelt es sich um die beiden Kosmonauten Oleg Artemjes und Sergej Rijasanski, den Arzt Alexej Baranow und den Sportmediziner Alexej Schpakow.

Technik aus Österreich

Österreich beteiligt sich an dem Experiment mit technischer Hilfe; konkret handelt es sich um ein telemedizinisches Messgerät mit der Bezeichnung "clue medical". Es wird nach Angaben der Herstellerfirma Telozo dazu eingesetzt, Daten über den Zustand von Menschen unter Stress in monatelanger Isolation an Bord einer Raumfähre zu liefern.

Das nur Handteller große telemedizinische Gerät, das letztlich auch bei einer "echten" Mars-Mission dabei sein soll, wurde laut Telozo in Wien entwickelt und in Niederösterreich gefertigt. Der mobile, kardiale Komplex-Analyzer wird zum Aufzeichnen, Verarbeiten und Übertragen von Signalen, die von einem EKG abgeleitet werden, bereits weltweit als Diagnose-Tool in Kliniken eingesetzt.

"clue medical" werde im Bereich des mittleren Brustbeindrittels mit der Hautoberfläche verbunden und durch Tastendruck eingeschaltet. Die Aufzeichnung dauere lediglich zwei Minuten. Die Informationen, die den auswertenden Wissenschaftlern zur Verfügung stehen, sind laut Telozo die Erfassung und Auswertung der R-R-Intervalle des Herzens (beat-to-beat), Angaben von diagnostischer Qualität über die Herzfrequenzvariabilität (HRV) sowie über den Einfluss des autonomen Nervensystems auf die Herztätigkeit und das Herz-Kreislaufsystem. (APA/red)