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Dass unter der Gipshaut der berühmten Nofretete-Büste eine Art Rohling steckt, war bereits früher bekannt. Nun stellte sich heraus, dass der darunter liegende Kalkstein nicht weniger detailreich das Gesicht der Hauptgemahlin des Pharao Echnaton zeigt.

Foto: REUTERS/Tobias Schwarz

Berlin - Die berühmte Nofretete-Büste des Ägyptischen Museums in Berlin hat buchstäblich das zweite Gesicht. Es befindet sich unter der aus Gips modellierten Oberfläche und wurde nicht weniger detailreich aus Kalkstein modelliert. Berliner Wissenschafter untersuchten die 47 Zentimeter hohe Plastik aus dem 14. Jahrhundert v.Chr. mit einem Computertompgrafen und bestätigten damit frühere Befunde. Die über 3.300 Jahre alte bunte Büste gilt als die größte Attraktion des Ägyptischen Museums und wird derzeit im Alten Museum ausgestellt.

1991 war die Büste der Nofretete zum ersten Mal per Computertomograf untersucht worden. Wie sich zeigte, hatte der altägyptische Bildhauer Thutmosis die Züge Nofretetes als dünne Gipsschicht über einen Kern aus Kalkstein gelegt. Der damalige Stand der Technik verwehrte allerdings einen detaillierten Blick auf den Steinkern der Plastik. 2006 wurde der Vorgang mit modernen geräten wiederholt. Das Scannen der Skulptur hatte nur wenige Minuten in Anspruch genommen, die Auswertung und Forschungen an den Bilddaten dauerte dann über zwei Jahre.

Zustandserhebung

Wie der Direktor des an die Charité angegliederten Imaging Science Centers, Alexander Huppertz, berichtet, sei die Büste im Computer-Tomographen analysiert worden, um ihren Zustand zu untersuchen. Dass das innere Steingesicht so detailliert und dem äußeren Gesicht so ähnlich sei, sei eine große Überraschung gewesen.

Am äußeren Gesicht seien im Vergleich zum verborgenen lediglich an den Mundwinkeln Falten wegretuschiert, die Nase "begradigt oder geglättet" worden, dafür aber am Auge Falten hinzugefügt worden. Bei der Untersuchung sei auch festgestellt worden, "wie schlecht die Anbindung der einzelnen Materialien ist, wie anfällig das Objekt ist", sagte Huppertz. Saniert werden könne Nofretete nicht. Deswegen müsse man sie "extrem vorsichtig anfassen". Dadurch, dass sie "sehr inhomogen ist, ist sie vibrations- und berührungsempfindlich".

Streit mit Ägypten

Diese Analyse dürfte der Bundesregierung im Streit mit Ägypten über ein Leihgeschäft in die Hand spielen. Zur für 2012 geplanten Eröffnung des neuen Ägyptischen Museums in Gizeh würden die Ägypter die Büste, die 1912 vom deutschen Archäologen Ludwig Borchardt in der Wüste von Amarna entdeckt und ein Jahr später nach Deutschland gebracht wurde, allzu gerne ausleihen. Die Bitte stieß im Bundestag bisher auf Ablehnung - mit Hinweis, aus konservatorischen Gründen müsse der Umgang mit der Kalksteinbüste äußerst sorgsam sein. (APA/red)