Brüssel - Eine Truppe aus Fußballern, Volleyballern und Radfahrern bringt die neuen Regeln der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) in Bedrängnis. In Belgien klagen 65 Sportler vor dem höchsten Gericht gegen die Abmelde- und Kontrollpflichten - mit guten Chancen, wie ihr Anwalt Kristof De Saedeleer glaubt. Der Ausgang dürfte auch die mächtigen Fußball-Verbände FIFA und UEFA interessieren, schließlich wettern sie vehement gegen den WADA-Kodex.

"Wir wollen ein Zeichen an die Welt setzen", sagt De Saedeleer. Er sei optimistisch, dass die Nationale Anti-Doping Organisation die neuen Methoden zurücknehmen müsse. Der Staatsrat, in diesem Fall das höchste belgische Gericht, habe auch bei ähnlichen Klagen zugunsten der Sportler geurteilt. Wie die FIFA und die UEFA lehnen die Belgier die seit dem 1. Jänner gültige Meldepflicht wegen eines zu starken Eingriffs in die Privatsphäre ab. Die Regeln verstießen gegen die Artikel 6 und 8 der Europäischen Menschenrechtskonvention.

Der Anwalt spricht für Profis vom Fußball-Erstligisten KV Mechelen, Volleyball-Erstligisten VT Knack Randstad Roeselare und für Radprofis von Quick Step. Die belgische Organisation Sporta führte ihre Interessen zusammen. "Die Athleten sind nicht gegen Tests außerhalb von Wettkämpfen. Sie sind nicht für Doping", betont De Saedeleer. Sie wehren sich aber gegen die neuen Regeln, nach denen sie drei Monate im Voraus ihre Aufenthaltsorte melden müssen.

Ihre im Januar eingereichte Klage richtet sich gegen die Nationale Anti-Doping Organisation (NADO) von Flandern - im französischsprachigen Teil Belgiens gelten die neuen Regeln noch nicht. "Wir glauben, dass das Ziel von Dopingkontrollen ohne Vorwarnungen und außerhalb des Wettkampfes nicht mit geringeren Maßnahmen erreicht werden kann", teilt die NADO von Flandern auf Anfrage mit.

Rund 600 flämische Athleten müssen sich an das neue Meldesystem halten. Dass sich auch Mannschaftssportler durch die Ein-Stunden-Regel jeden Tag zu einer festgelegten Zeit und an einem bestimmten Ort für eine eventuelle Dopingprobe bereithalten müssen, stehe in keinem Verhältnis, sagt De Saedeleer. "Wenn es einen Verbrecher in der Stadt gibt, muss man nicht die ganze Stadt ins Gefängnis sperren."

Mit dem Bosman-Urteil von 1995, das den europäischen Fußball umkrempelte, sorgte schon einmal ein in Belgien losgetretenes Gerichtsverfahren für neue Maßstäbe. Das Bosman-Verfahren zog sich über rund fünf Jahre. De Saedeleer erwartet das Urteil für 2010. "Die Entscheidung wird endgültig sein." Zunächst betrifft es nur die Flamen, doch nach Ansicht von De Saedeleer könnte es internationale Konsequenzen haben. (APA/dpa)