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Die Hoffnung auf käuflichen Sex lässt bei den Freiern oft die letzten Hemmungen fallen. Davon wissen vor allem weibliche Bewohner des Viertels ein Lied zu singen. Die AnrainerInnen erhoffen sich nun eine Eindämmung des Problems aufgrund der angekündigten Verwaltungsstrafen gegen die Kunden.

Foto: APA/Fohringer

Wien - Prostitution ist im Wiener Stuwerviertel ein "permanentes und zunehmendes Problem", sagt Peter Goldgruber, Leiter der sicherheits- und verkehrspolizeilichen Abteilung. Schon in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts blühte das Geschäft mit der käuflichen Sexualität in den Straßen neben dem Prater, und tut es bis heute, allen Anstrengungen der Polizei und Protesten der AnrainerInnen zum Trotz. 

Verwaltungsstrafen sollen abschrecken

Weil das Problem sich vergrößere, sei es notwendig, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, meint Goldgruber, "das Einschreiten gegen Prostituierte allein hat sich als nicht sinnvoll erwiesen." Indem man die Zuhälter und die Kunden der Prostituierten nun verstärkt mit Sanktionen bedroht, hofft die Exekutive das Problem nun in den Griff zu bekommen. Die Argumentation: Im Stuwerviertel ist die Prostitution nach dem entsprechenden Wiener Gesetz eigentlich zur Gänze verboten. Wer die Frauen anspricht, veranlasst sie zur Begehung einer Verwaltungsübertretung oder erleichtert ihnen dies zumindest, was unter Strafe steht. Wer einen RSA-Brief nach Hause bekommt, werde es sich in Zukunft vielleicht überlegen, in das Viertel zu fahren.

"Nicht strafbar"

Doch RechtsexpertInnen erscheint die Rechtsansicht der Polizei unvertretbar. Das Ansprechen von Prostituierten sei "ganz klar nicht strafbar", erklärte Rechtsanwalt Helmut Graupner vor kurzem. Denn Prostituierte würden durch das Ansprechen nicht zum Anbahnen veranlasst, wie es im Paragraf 7 Verwaltungsstrafgesetz unter Strafe gestellt wird, so der Anwalt. "Die stehen bereits dort und bahnen bereits an, lassen bereits erkennen, dass sie die Prostitution ausüben wollen. Ansonsten könnten sie nicht angesprochen werden und (zuvor) als Prostituierte erkannt werden."

Straßensperren bringen nichts

Bislang probierte die Exekutive schon so manches, um den einschlägigen Verkehr einzudämmen: So wurden vor einigen Jahren Straßensperren aus Stein aufgestellt, die verhindern sollten, dass die Freier ihre Runden drehen. Jene Autofahrer, die das Stuwerviertel benutzten, um auf Schleichwegen von der Ausstellungs- auf die Lassallestraße zu gelangen, mussten umdisponieren. Die Kunden der Gunstgewerblerinnen ließ die Maßnahme jedoch weitestgehend ungerührt. Jetzt wird eben umgedreht und von einer anderen Seite ins Viertel gefahren. Im Stuwerviertel beginne das Problem schon in den Mittagsstunden, so der Exekutivbeamte. "Da sind Schulen und Kindergärten noch in Betrieb." 

Anrainerinnen fühlen sich belästigt

Die Hoffnung auf käuflichen Sex lässt bei den Freiern oft die letzten Hemmungen fallen. Davon wissen vor allem weibliche Bewohner des Viertels ein Lied zu singen. "Die Freier schreien quer über die Straße", erzählte eine junge Frau mit kleinem Sohn. Anders als etwa am Gürtel, wo Prostituierte anhand ihrer Kleidung relativ leicht als solche erkennbar sind, sind die Frauen hier nur schwer als Gunstgewerblerinnen auszumachen. Weil sie in der Regel nicht registriert sind, wollen sie nicht auffallen.

Illegale Prostituierte

Gegen die Sexarbeiterinnen geht die Exekutive vor, weil es sich "zum Großteil" um nicht registrierte, also illegale Gunstgewerblerinnen handelt. "In den Lokalen ist das Verhältnis zwischen legalen und Geheimprostituierten in etwa ausgeglichen." Mit dem Problem der illegalen Prostitution tauchen auch alte Probleme wieder auf. "Wir beobachten einen Anstieg der Fälle bei bereits erledigt geglaubten Geschlechtskrankheiten", so Goldgruber. Laut dem zuständigen Ambulatorium der Stadt Wien gibt es in Wien etwa 1.800 Prostituierte mit Kontrollkarte. Schätzungen zufolge gehen zwischen 3.000 und 5.000 Frauen der Sexarbeit in der Bundeshauptstadt nach. Die Dunkelziffer ist hoch. Goldgruber zufolge gibt es eine hohe Fluktuation: "Viele Prostituierte sind auch nur einmal anzutreffen."

Hoffnung

Mit den nun angekündigten Maßnahmen der Polizei hoffen die BewohnerInnen des Viertels, dass sich auch die Prostitution im Grätzel zumindest ein bisschen eindämmen lässt. "Das ist sicher die richtige Methode. Vielleicht hilft das wirklich was, wenn sie die Strafmandate nach Hause bekommen", meinte eine Anrainerin. (APA/red)