Führerschein und Helm sind Pflicht bei dem extravaganten Fahrrad namens eROCKIT.

Foto: eROCKIT

Ein Steirer sorgt in Berlin gerade für Aufsehen. Dort zeigt Stefan Gulas Interessenten seine eROCKIT: eine Mischung aus Fahrrad und Elektro-Motorrad. Wohlfeile 28.900 Euro soll das extravagante Fahrrad kosten. 2009 werden in einer Kleinserie zehn Stück davon produziert. Zum Vergleich: Die Elektro-Enduro Quantya kommt mit Straßenzulassung auf 9690 Euro.

Die eROCKIT unterscheidet sich aber deutlich von allen anderen Elektro-Konzepten. Bei der eROCKIT gibt man nämlich nicht normal Gas, bei der eROCKIT tritt man in die Pedale. Über die treibt man einen Generator an, der Strom an die Akkus liefert. Gleichzeitig gibt die Tritt-Frequenz an, wie stark der Elektromotor das Hinterrad antreibt. Mit einer vollen Akku-Ladung und festem Treten kommt man so um die 80 Kilometer weit, verspricht der Hersteller.

Wer ordentlich anstrampelt, torpediert die eROCKIT in weniger als fünf Sekunden auf 50 km/h. Das sind Werte, für die man, so gelassen sitzend, sonst zumindest eine 125er-Reiben braucht. Die 80 km/h Höchstgeschwindigkeit von eROCKIT und 125er sind wohl ebenfalls vergleichbar. Deswegen braucht man fürs Fahren mit der eROCKIT auch einen Führerschein und einen Helm. Also nehmen wir, der Einfachheit halber, einmal schnell die Yamaha YZF-R125 zum Vergleichen her. Die kleine Supersportlerin aus Japan leistet mit 15 PS um fast 4 Gaulkrafteinheiten mehr als die eROCKIT. In Sachen Drehmoment aber spielt der E-Motor seine Stärke aus. Schafft die benzinbetriebene Vollverkleidung 12 Newtonmeter, strampelt man mit dem Elektro-Rad ein Drehmoment von satten 75 Newtonmetern ans Hinterrad.

Nicht von einer 125er, aber von einer 80 Kubik-Crosser sind die Upside-Down-Gabel mit einem Durchmesser von 45 Millimetern, die Felgen, die 4-Kolben-Festsättelbremsen und die 220er-Wave-Bremsscheiben. Die Bremshebel sind dann wieder ganz Fahrrad montiert: Links bremst man das Vorderrad, rechts das Hinterrad. Ein dritter Hebel dient der
Bremsenergie-Rückgewinnung. Auch typisch Drahtesel sind der Sattel und die Tretkurbel. Für Tret-Heroen ist das Gewicht der eROCKIT ungewöhnlich: 114 Kilogramm, obwohl für den „Human-Hybrid", wie Gulas sein Fahrrad nennt, viel Karbon umgesetzt wird. Unterm Karbon verstecken sich die Akkus. 336 Lithium-Ionen-Akkus befeuern den Gleichstrom-Bürstenmotor. Ein Ladevorgang an der normalen Steckdose dauert bis zu vier Stunden. Für 100 Kilometer braucht man in etwa so viel Strom, wie man um einen Euro kaufen kann. Der eingebaute Generator liefert durch die Tritt-Energie während der Fahrt zusätzlich Energie für den Antrieb.

Mit der eROCKIT schrumpfen innerstädtische Distanzen, wie wenn man statt der genagelten Bock Sieben-Meilen-Stiefel überstreift. Richtig lustig wird es, wenn man bedenkt, dass man mit diesem Fahrrad ganz normal auf der Autobahn fahren kann. Wird sicher ein mords Hallo sein, wenn die ersten Radlfahrer, auf der Tangente, ohne vorher Handzeichen zu geben, die Autos rechts überholen. Die Akkuladung jener Mobiltelefone, die einem wild gewordene Autobesitzer nachwerfen, könnte man über einen noch zu erfindenden Adapter vielleicht zum Betreiben eines Boosters nutzen... (Guido Gluschitsch)