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Barrichello bettelt bei Sieger Button um eine Ohrenspülung.

Foto: AP/ Multhaup

Melbourne - Der Favorit ist seiner Rolle gerecht geworden. Jenson Button hat am Sonntag im Wunderauto des neuen Teams Brawn GP den Auftakt-Grand-Prix der neuen Formel-1-Saison dominiert. Der Engländer triumphierte in Melbourne vor seinem Teamkollegen Rubens Barrichello und dem Weltmeister im McLaren-Mercedes, Lewis Hamilton, der den Stockerlplatz von dem strafversetzten Toyota-Piloten Jarno Trulli erbte. Drei Runden vor Schluss waren Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel und der Pole Robert Kubica im BMW-Sauber im Kampf um Platz zwei kollidiert.

Konsequenzen für Vettel

Der ursprünglich drittplatzierte Toyota-Pilot Jarno Trulli wurde wegen Überholens unter Gelber Flagge mit einer Zeitstrafe von 25 Sekunden belegt. Trulli rutschte damit auf den zwölften Endrang zurück. Toyota legte Protest ein.

Saftige Strafen sprachen die Sportkommissäre der FIA auch gegen Sebastian Vettel aus, dem die Schuld an der Kollision mit Robert Kubica gegeben wurde. Vettel wird in der Startaufstellung für das nächste Rennen kommendes Wochenende in Malaysia um zehn Plätze zurückversetzt. Ein anderes Vergehen kostet dem deutschen Jungstar außerdem 50.000 Dollar (37.608 Euro): Vettel war nach dem Unfall mit seinem kaputten Auto weitergefahren und hatte es verabsäumt, aus Sicherheitsgründen die Strecke zu verlassen.

"Es fühlt sich großartig an"

Den zweiten Grand-Prix-Sieg seiner Karriere fuhr Button hinter dem Safety Car nach Hause. Seinen bisher einzigen Triumph hatte er im August 2006 in Ungarn gefeiert. "Ich habe unglaublich hart gearbeitet, um hier zu sein", erklärte der 29-Jährige, der damit in einem Rennen mehr WM-Punkte holte als in den vergangenen beiden Jahren für das Vorgängerteam Honda. "Wir haben zwei sehr schwere Jahre hinter uns. Daher fühlt es sich großartig an."

"Ich bin ein Idiot"

Button war aus der Pole Position und nach den sensationellen Testergebnissen als klarer Favorit ins Rennen gegangen. Vettel hatte als Einziger lange Zeit den Anschluss gehalten - bis im Finish die Reifen abbauten. Kubica war deutlich schneller als der Deutsche, dennoch kam es zur Kollision. "Ich bin ein Idiot, es tut mir sehr, sehr leid", entschuldigte sich Vettel über Funk. Der 21-Jährige hatte beim Red-Bull-Debüt einen sicheren Podestplatz weggeschmissen.

Rammbock Barrichello

Den erbten Barrichello und Hamilton. Der Brasilianer hatte einen turbulenten Renntag, er war gleich in mehrere Kollisionen verwickelt, die erste davon bereits in der ersten Kurve der Saison. Der Brasilianer hatte den Start verschlafen, räumte daraufhin mehrere Piloten von der Strecke - darunter Lokalmatador Mark Webber, der im Red Bull mit einer Runde Rückstand nicht über Rang 13 hinauskam.

Die Autos der ersten Drei verwenden allesamt einen Doppeldiffusor, dessen Legalität erst am 14. April vom Berufungsgericht der FIA endgültig geklärt wird. Mehrere Konkurrenzteams, darunter Red Bull, hatten wiederholt Einspruch dagegen erhoben. "Mein Diffusor wurde beim Unfall komplett zerstört und ich war trotzdem schnell", betonte Barrichello, der damit die umstrittene Bauweise am hinteren Ende des Unterbodens nicht überbewertet wissen wollte.

Hamilton von 18 auf drei

Bester Nicht-Diffusor-Pilot war überraschend Weltmeister Lewis Hamilton, der sich in einem nicht wirklich konkurrenzfähigen McLaren-Mercedes von Startplatz 18 auf Rang drei  kämpfte. Dahinter reihten sich Timo Glock (Toyota), Fernando Alonso (Renault) und Nico Rosberg (Williams) ein. Als Siebter und Achter brausten mit dem Schweizer Sebastien Buemi in seinem Debütrennen und Sebastien Bourdais gleich beide Toro-Rosso-Fahrer in die WM-Punkteränge.

Totalausfall bei den Roten

Schon Mitte des Rennens war das Feld von einer Safety-Car-Phase zusammengezogen worden, nachdem sich Williams-Pilot Kazuki Nakajima in die Reifenstapel verabschiedet hatte. Der Japaner war auf dem Straßenkurs im Albert Park offenbar auf einem Kanaldeckel neben der Strecke ausgerutscht. Ferrari brachte gar keinen Piloten ins Ziel: Vizeweltmeister Felipe Massa schied mit technischem Gebrechen, Kimi Räikkönen nach einem Fahrfehler aus.

Dennoch will Button nach seinem Start-Ziel-Sieg die Topteams des Vorjahres im WM-Rennen noch nicht abschreiben. Ihm selbst dürfte mit einem derart überlegenen Auto allerdings die Favoritenrolle zuteil werden. "Ich hoffe, dass wir den Vorteil über die ganze Saison halten können", erklärte der Engländer. "Aber die anderen Teams werden sehr schnell aufholen." Kommenden Sonntag in Malaysia werden es wohl noch die Brawn-Boliden sein, die es zu schlagen gilt. (APA/red)