Denver - Eine schwarze Liste als Aufklärungshilfe soll das IOC im Anti-Doping-Kampf entscheidend voranbringen. Die "Weltregierung des Sports" will die Hintermänner von Dopingsündern verstärkt ins Visier nehmen und das Umfeld der Übeltäter genauer beleuchten. "Wir müssen noch mehr auf das Umfeld der Athleten schauen, denn da passiert es", sagte IOC-Vizepräsident Thomas Bach am Samstag zu den Maßnahmen, die von der IOC-Exekutive in Denver beschlossen wurden.

"Bei jedem positiven Fall wollen wir eine Liste mit den potenziellen Hintermännern anlegen und aufführen, wer wird von wem gecoacht, wer ist der Arzt, wer der Manager", erklärte Bach. Das genaue Erfassen aller Daten soll dem IOC das Vorgehen gegen Pharma-Betrüger, Doping-Systeme und Netzwerke erleichtern. Die Doping-Bekämpfer beobachten immer wieder, dass die Fäden beim gleichen Strippenzieher zusammenlaufen, der länderübergreifend Athleten beim Manipulieren berät.

Auch die Zusammenarbeit mit Strafverfolgungsbehörden wird intensiviert. Bei Verdachtsmomenten soll eine sofortige Anzeige erfolgen. "Die nationalen und internationalen Verbände sollen jeweils eine Liste anlegen und wir fordern sie im Bedarfsfall dann an", meinte Bach.

Neue prominente Doping-Enthüllungen könnte es schon in einem Monat geben. IOC-Präsident Jacques Rogge kündigte auf seiner Abschluss-Pressekonferenz an, dass spätestens in drei Wochen die Ergebnisse der Nachuntersuchungen der Peking-Tests vorliegen würden. Das IOC ließ rund 500 Dopingproben der Sommerspiele 2008 in China mit neuen Methoden nachtesten. Die eingefrorenen Proben sollen auf CERA, eine neue Version des Blutdopingmittels EPO, und das Hormon Insulin analysiert werden. Die Nachuntersuchungen kosten knapp eine Million Euro.

Weiters gab Rogge bekannt, dass die Rücklagen des IOC trotz der weltweiten Wirtschaftskrise im ersten Quartal des Jahres 2009 noch einmal leicht gewachsen sind. Sie lägen aktuell bei 405 Millionen US-Dollar (305 Mio. Euro). "Wir haben die Finanzen überprüft. Sie sehen gut aus", meinte Rogge. Ende 2008 hatte der Belgier die Rücklagen noch auf 400 Millionen US-Dollar beziffert. Seit 2001 hat sich die eiserne Reserve fast vervierfacht. Mit dem Geld könnte das IOC problemlos die Einnahmeausfälle einer Olympiade (Sommer- und Winterspiele) kompensieren. (APA/dpa/Si)