Bild nicht mehr verfügbar.

Hannes Androsch: "Es war dogmatische Einfalt und arrogante Ideologie zu glauben, man braucht den Staat nicht"

Foto: APA/ROBERT JÄGER

Wien - Der Industrielle und ehemalige SPÖ-Finanzminister Hannes Androsch hält einen stärkeren Einfluss des Staates in der Wirtschaft für notwendig, um die globale Krise in den Griff zu bekommen. Die Zurückdrängung des staatlichen Einflusses habe dazu beigetragen, dass es zur Krise gekommen sei. "Es war dogmatische Einfalt und arrogante Ideologie zu glauben, man braucht den Staat nicht", sagte Androsch am Samstag in der Ö1-Reihe "Im Journal zu Gast".

Ziel des G-20-Gipfels kommende Woche in London müsse die Stabilisierung der Finanzmärkte sein. "Das Herz der Wirtschaft, das sind die Banken, muss wieder zum Schlagen gebracht werden, damit der monetäre Blutkreislauf wieder funktioniert."

Banken-Verstaatlichung nur vorübergehend

Die Verstaatlichung von Banken und Versicherungen, wie etwa der Kommunalkredit, kann laut Androsch - der auch im Aufsichtsrat der sogenannten Banken-ÖIAG (FIMBAG - Finanzmarktbeteiligungs AG des Bundes) sitzt - nur eine vorübergehende "Notmaßnahme" sein, mit dem Ziel, diese Unternehmen später wieder zu privatisieren.

Allerdings sei eine Beschränkung der Gehälter von Bankmanagern notwendig. Bankmanager seien im Vergleich zu Industriemanagern weit überbezahlt, "wir haben im Finanzbereich weltweit eine Fülle von Exzessen erlebt". Die Höhe der Gehälter sei oft "durch nichts gerechtfertigt und auf kurzfristige Scheinerfolge aufgebaut".

Lohnverzicht schadet Nachfrage

Einen Lohnverzicht der Arbeitnehmer sieht Androsch skeptisch, da diese Maßnahmen zu einem Kaufkraftverlust führten und damit der Nachfrage schaden könnten. (APA)