Zugegeben: Bei der rasanten Talfahrt der Konjunktur tun sich die Prognostiker schwer, mit dem Tempo Schritt zu halten. Doch die Trägheit der österreichischen Wirtschaftsforscher ist ziemlich auffällig. Erst am Freitag konnten sie sich dazu durchringen, die tiefe Rezession einzugestehen. Im Dezember waren noch relativ bescheidene Rückgänge vorausgesagt worden.

Eine Revision des Ausblicks um rund zwei Prozentpunkte binnen eines Quartals - das hat es in der österreichischen Nachkriegsgeschichte noch nicht gegeben. Relativ hilflos mussten die Gurus Karl Aiginger und Bernhard Felderer eingestehen, dass die Modelle im Abschwung nicht funktionieren. Was schwerer wiegt:Sie übten sich bisher in Schönfärberei - sei es, um Panik zu vermeiden, sei es, um Regierung und anderen Geldgebern einen Gefallen zu erweisen.

Doch das ist leider nicht alles. Die Experten schmücken das Land immer noch mit einem "Österreich-Bonus". Woher der stammen soll, ist ziemlich unklar. Klar ist hingegen, dass die starke Exportausrichtung angesichts des globalen Wirtschaftseinbruchs die Situation verschärft (wenngleich der hohe Anteil der Ausfuhren grundsätzlich von Vorteil ist). Und der einstige Konjunkturmotor Osteuropa erweist sich nun für Österreich als Bremsklotz.

Ob Sozialpartnerschaft oder der Komplex Forschung/Bildung tatsächlich - wie die Experten glauben machen wollen - dafür sorgen, dass die heimische Volkswirtschaft besser durch die Krise manövriert als andere Staaten, darf ebenfalls bezweifelt werden. Mängel an den Schulen sind ja nicht erst durch die Debatte über längere Unterrichtszeiten der Lehrer an die Öffentlichkeit gedrungen. Und der Output der Universitäten ist in einer Untersuchung soeben erneut als Schwachpunkt der Wettbewerbsfähigkeit angeprangert worden. Die Sozialpartnerschaft hat zuletzt - etwa mit dem Kompromiss auf die Kurzarbeitbestimmungen - ganz gut funktioniert. Doch sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass die Betriebe dank dieser Instrumente um echte Einschnitte in der Belegschaft umhinkommen.

Nun wurde reichlich spät Farbe bekannt, wenngleich immer noch viele Fragen offen bleiben. So unterscheidet sich der vom Wifo vorausgesagte Anstieg der Arbeitslosigkeit kaum von jenem Szenario, in dem noch ein zartes Minus von 0,5 Prozent prognostiziert wurde. Reinen Wein wollen die Ökonomen immer noch nicht einschenken. Dabei wäre die Wahrheit durchaus zumutbar:Es wird hart, aber ein Rückfall auf das Wohlstandsniveau von beispielsweise 2006 ist noch kein Weltuntergang. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Printausgabe, 28./29.3.2009)