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Kritik an der österreichischen Steuerpolitik war schon bei einer Attac-Aktion im Mai 2005 Thema. Jetzt steht die finanzmarktkritische Gruppe mit an der Spitze weltweiter Demonstrationen.

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Wien - Das Bündnis der zur Demo aufrufenden Organisationen sei "so breit, wie es bisher in Wien noch selten war", sagt Alexandra Strickner, Vorstandsvorsitzende des Netzwerkes für eine demokratische Kontrolle der Finanzmärkte (Attac) in Österreich. Konkret sind es 242 Gruppen, deren Anhänger am Samstagnachmittag mit dem Marsch vom Westbahnhof zum Parlament dokumentieren wollen, dass sie mit den Maßnahmen der Regierungen gegen die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise nicht einverstanden sind. 

"Den Banken werden Milliardensummen an Finanzhilfe gegeben - ohne relevante Bedingungen und staatliche Kontrolle. Die Maßnahmen gegen die Weltwirtschaftskrise werden von denselben Personen und Strukturen koordiniert, die die Situation zum Eskalieren gebracht haben", nennt die Attac-Chefin zwei von vielen Kritikpunkten. In Österreich gehe die geplante Steuerreform in die falsche Richtung, weil Vermögende geschont würden: "Wo sonst könnte mehr Geld für die Krisen-Auffangkosten wie etwa Arbeitslosengelder und öffentliche Investitionen herkommen?"

"Bunt und friedlich"

Das Spektrum der Wiener Kundgebung unter dem Motto "Wir zahlen nicht für eure Krise" reicht von Gewerkschafts- und Studentengruppen über entwicklungs-, umwelt-, klima-, migranten- und frauenpolitische Organisationen hin zu kirchlichen Zusammenschlüssen. Die Zahl von "2000 Demonstranten", von der man am Freitag bei der Polizei ausging, werde man daher "wohl überbieten", meinte Strickner. Der Marsch in der Bundeshauptstadt werde "bunt und friedlich" sein, das sei auch mit den Gruppen Autonomer so vereinbart. Und alkoholfrei: "Das wollten alle im Bündnis so. Wenn jemand mit einem Bier im Demozug angetroffen wird, werden ihn die Ordner höflich ersuchen, dieses woanders zu trinken."
Der finanzmarktkritische Marsch in Wien - sowie kleinere Kundgebungen in Graz, Salzburg und Innsbruck - sind an diesem Samstag nur vier von dutzenden Protestevents in ganz Europa: Großangelegte Demonstrationen werden etwa auch in London, Paris und Madrid, in Frankfurt, Berlin und Oslo stattfinden. Sie bilden den Auftakt zu einer weltweiten Aktionswoche in Zusammenhang mit dem Treffen der Staats- und Regierungschefs der 20 führenden _Industrie- und Schwellenländer (G-20) in London. In Brasilien etwa wird am Montag demonstriert.

Die Polizei rechnet Samstagnachmittag in Wien ab 13 Uhr mit "Verkehrsbehinderungen, aber keinen Ausschreitungen" im Bereich der Mariahilfer Straße. "Wer dort eine Shoppingtour plant, sollte das Auto daheimlassen", sagte Sprecherin Karin Strycek. (bri/DER STANDARD-Printausgabe, 28.3.2009)