Historismusdeko: Papagei aus Silber (1500-2500 Euro).

Foto: Dorotheum

Mehrheitlich besiegeln in der Auktionsbranche kleine Hämmerchen den Verkauf. Im Dorotheum kommt dagegen seit Anbeginn eine Glocke zum Einsatz, vergleichbar mit der im Hotelgewerbe üblichen Portier- bzw. Empfangsklingel. Im Gegensatz zum weltweit manuell geschwungenen und auf das Pult gedroschenen Werkzeug kann es freilich vorkommen, dass die Mechanik der Auktionsglocke im Trubel einer Versteigerung plötzlich versagt. Alles schon da gewesen, weshalb man im Dorotheum auch kommende Woche und wie stets eine Reserve parat haben wird.

Das Dorotheums-Jahr ist zwar bereits 22 Versteigerungen alt, aber der tatsächliche Saisonauftakt wird erst jetzt und mit der ersten Auktionswoche (31. März bis 3. April) zelebriert. Allein 861 Posten kommen dabei aus den Sparten Alte Meister, Gemälde des 19. Jahrhunderts und unter "Antiquitäten" zusammengefassten Skulpturen, Möbel, Porzellan und Silber zur Verteilung.

Insgesamt soll sich diese Veranstaltung mit wenigstens acht Millionen Euro, auf Basis der Summe des unteren Schätzwertes gerechnet, zu Buche schlagen.

Beim Vergleichsreigen im Vorjahr hatten es 452 Besitzerwechsel schließlich auf einen Nettoumsatz von 7,19 Millionen Euro gebracht, inklusive der stets am Ende der Woche abgesetzten Juwelen und Uhren 7,69 Millionen. In Sachen Verkaufsquote hatten Gemälde des 19. Jahrhunderts 2008 mit 67 Prozent die beste Performance geliefert, am Umsatz bemessen gingen Alte Meister mit einem Total aus zwei Sitzungen von netto 3,54 Millionen Euro als Wochensieger hervor. Zumindest an den im Vorfeld vermarkteten Highlights könnte ein vergleichbares Ergebnis bevorstehen.

Auf eine Zuschlagssensation hofft man bei Gemälden des 19. Jahrhunderts, konkret für Lot Nummer 336: 1850 malte Ferdinand Georg Waldmüller die "Milde Gabe" betitelte Szene mit einem blinden Bettler. Nach einigen Besitzerwechseln war es 1939 für das Führermuseum Linz angekauft worden und wurde 1951 an die rechtmäßigen Eigentümer restituiert. Seit damals befand sich das Werk vor der Öffentlichkeit bewahrt in Privatbesitz. Der Zeitpunkt des Verkaufs könnte angesichts des diesjährigen Waldmüller-Ausstellungshypes (bis 18. Mai Louvre, ab 9. Juni Belvedere) nicht besser sein. Expertin Dimitra Reimüller beziffert ihre Erwartungen mit 250.000 bis 350.000 Euro, zumindest.

Die Sektion Alte Meister wartet - ungeachtet der Qualität - mit wenig Spektakulärem auf und scheint sich verstärkt an italienischen Käufern zu orientieren. So schwierig wie derzeit, erklärt Experte Peter Wolf, sei die Akquisition seit Jahren nicht gewesen. Sensationen werden wohl eher inhaltlicher Natur bleiben, als sich in exorbitanten Zuschlägen spiegeln.

Am Titel des Kataloges buhlt Caspar Sambachs Bronzerelief aus dem 18. Jahrhundert (10.000 bis 12.000 Euro) mit zwei Satyrn um die Gunst der Käufer, auf der Rückseite fungiert der Popo eines geflügelten Cupidos als Blickfang. Bei dem Amor handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Vorstudie zu jenem geflügelten Genossen, der die zwischen Meleager und Atalante entflammte Liebe symbolisiert. 

Das um 1635 von Peter Paul Rubens gemalte Werk befindet sich in der Alten Pinakothek in München. Im Katalog des Dorotheums wird die auf 50.000 bis 70.000 Euro taxierte Ölskizze als Werkstatt-Arbeit ausgewiesen, trotz jüngsten Gutachtens des zuständigen Experten, der sie als eigenhändige Rubens-Studie bezeichnet. Seitens des Dorotheums möchte man sich allfällige nachträgliche Diskussionen schlichtweg ersparen. (kron, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 28./29.03.2009)