Der börsenotierte IT-Dienstleister Brain Force stellt sich auf ein sehr schwieriges Geschäftsjahr 2009 ein. Aufgrund des sich verschlechternden wirtschaftlichen Umfeldes wird das zur Cross Industries-Gruppe zählende Unternehmen im zweiten Quartal Kurzarbeit einführen. Auch zu einem Mitarbeiterabbau wird es kommen, sagte Brain Force-Chef Günter Pridt am Freitag beim Bilanzpressegespräch in Wien an. Im Geschäftsjahr 2008 konnte des Unternehmen operativ wieder schwarze Zahlen schreiben.

"Wir müssen jetzt was tun, ich scheue mich nicht, diese Maßnahmen auch anzusprechen"

"Wir müssen jetzt was tun, ich scheue mich nicht, diese Maßnahmen auch anzusprechen", sagte Pridt. Von der Kurzarbeit werden rund 40 der rund 1.150 Mitarbeiter betroffen sein. Vom Stellenabbau werden je nach wirtschaftlicher Entwicklung 3 bis 15 Prozent der Belegschaft betroffen sein. Nach einem Rekord-Auftragsstand per Jahresende 2008 sei es im ersten Quartal 2009 zu deutlich merkbaren Rückgängen gekommen.

Pridt und Finanzchef Thomas Melzer gehen für das Gesamtjahr 2009 deshalb von Umsatzrückgängen "in allen Gesellschaften" aus. Ziel sei ein positives operatives Ergebnis. Auch für 2010 erwartet Pridt kein wesentliches organisches Wachstum. Brain Force sei aber gut aufgestellt und habe keinen Finanzierungsengpass.

"Im Mittelpunkt steht heuer die Erhaltung der Innenfinanzierungskraft, 'cash is king'"

Neben Österreich ist Brain Force hauptsächlich in Deutschland, den Niederlanden und Italien tätig, Standorte gibt es auch in Zürich, Prag und Bratislava. Wo es geht, solle "Fett" abgebaut, die Kundennähe aber erhalten werden, sagte Pridt. Firmenzukäufe werde es nur geben, wenn es dem Unternehmen unmittelbar was bringt. "Im Mittelpunkt steht heuer die Erhaltung der Innenfinanzierungskraft, 'cash is king'", sagte Melzer. Deshalb werde für 2008 auch keine Dividendenausschüttung vorgeschlagen.

Das abgelaufenen Geschäftsjahr 2008 stand beim IT-Dienstleister ganz im Zeichen der Konsolidierung, nachdem es 2007 tief in die Verlustzone gerutscht war. Das Geschäftsmodell wurde auf die beiden Beine "Business Solutions" und "Infrastructure Optimization" gestellt und soll nun in allen Tochtergesellschaften umgesetzt werden. "Brain Force braucht ein Gesicht", meinte Melzer. Mittelfristig sei auch eine Expansion in Richtung Osteuropa eine Option.

Der Umsatz konnte 2008 um 8 Prozent auf 106,2 (2007: 98,3) Mio. Euro gesteigert werden. Das Betriebsergebnis (Ebit) lag bei 3,83 (-16,7) Mio. Euro, das Vorsteuerergebnis bei 2,38 (-17,9) Mio. Euro. Trotzdem musste ein Konzernverlust von -2,1 (-19,9) Mio. Euro ausgewiesen werden.

"Gegessen"

Vorsichtshalber wurde die vom früheren Vorstand gezeichnete und zur Jahresmitte 2009 fällige 900.000 Dollar-Wandelanleihe der New Yorker Kemp Technologies Inc. in Höhe von 0,63 Mio. Euro abgeschrieben, so Pridt. Weiters mussten aufgrund einer Gesetzesänderung in Deutschland nach der mehrheitlichen Übernahme durch die BFIB die Verlustvorträge für die deutsche Tochtergesellschaft ausgebucht werden, das Nettoergebnis schmälerte sich dadurch um 2,9 Mio. Euro. Beide Maßnahmen sind nicht zahlungswirksam und damit relativ leicht zu verkraften, betonte Melzer. Mit Kemp strebt Brain Force einen Vergleich an, auch die Gesetzesänderung in Deutschland sei noch nicht "gegessen".

Besonders hervorgehoben wird von Melzer, dass sich der operative Cash-flow im Konzern per Jahresende auf 6,28 Mio. Euro nach -2,02 Mio. Euro verbessert hat, wodurch die Nettoverschuldung von 6,52 auf 4,89 Mio. Euro verringert werden konnte. Die Eigenkapitalquote verbesserte sich auf 36 (35) Prozent, die Zahlungsmittel beliefen sich 8,8 Mio. Euro.

 "Wird man sehen"

Hauptaktionär von Brain Force ist mit 53,85 Prozent die ebenfalls börsenotierte Beko Holding, die wiederum zu 54,7 Prozent zur Cross Industries AG von Stefan Pierer und Rudolf Knünz zählt. 11,40 Prozent hält ein privater deutscher Investmentklub, über 34 Prozent der Aktien befinden sich im Streubesitz.

Mit Beko, die im Gegensatz zu Brain Force mehr auf Großkunden spezialisiert sei, gebe es eine sehr gute Zusammenarbeit und relativ wenig Überschneidungen, so Pridt. Ob es zu einer Fusion der beiden IT-Dienstleister kommen wird, "wird man sehen", dies sei Sache der Eigentümer.

An der Börse wurden die Brain Force-Zahlen positiv aufgenommen, die Aktie notierte an der Wiener Börse am Freitag gegen 12:30 Uhr mit 1,5 Euro um über 10 Prozent im Plus. (APA)