Washington- Die Kulisse war so ernst wie das, was Barack Obama zu sagen hatte. Vor einem patriotischen Wald von Sternenbannern ließ sich der US-Präsident von Hillary Clinton und Robert Gates flankieren, seiner Außenministerin und seinem Ressortchef im Pentagon. Allein die düsteren Mienen der beiden sollten jedem signalisieren, dass es nicht viele gute Nachrichten gibt, die derzeit aus Afghanistan kommen.

Ohne etwas zu beschönigen, in markantem Kontrast zu den selbstgefälligen Analysen seines Vorgängers George W. Bush, sprach Obama von einer "zunehmend gefährlichen" Lage am Hindukusch. Schon 2008 sei das opferreichste Jahr für die US-Soldaten gewesen, die in Afghanistan gegen Al-Kaida und Taliban kämpfen. Die Regierung Hamid Karzais sei korrupt. Der Drogenhandel floriere. Immer lauter fragten viele Amerikaner, worin der Sinn des Militäreinsatzes bestehe. "Es ist eine internationale Sicherheitsherausforderung höchsten Ranges", antwortete der Präsident. "Die Sicherheit der Menschen rund um die Welt steht auf dem Spiel."

Um der Größe des Problems gerecht zu werden, kündigte Obama ein strategisches Umdenken an. Demnach will sich das Weiße Haus fortan darauf konzentrieren, die Armee und Polizei Afghanistans zu trainieren. Ziel sei, die Zahl der afghanischen Soldaten binnen drei Jahren auf 128.000 und die der Polizisten auf 82.000 zu erhöhen. Dazu sollen 4000 zusätzliche US-Ausbilder in das asiatische Land beordert werden.

Karasi begrüßt neue US-Strategie

Afghanistans Präsident Hamid Karsai hat die neue US-Strategie für sein Land begrüßt. "Das ist genau das, worauf das afghanische Volk gehofft hat", sagte er am Samstag. Er lobte insbesondere die Einbeziehung des Irans. US-Präsident

Bereits im Jänner hatte Obama angekündigt 17.000 zusätzliche GIs nach Afghanistan zu schicken. Man hoffe, so Obama, dass auch die Verbündeten mehr Experten zu Trainingszwecken entsenden. US-Kommandeure vor Ort hätten seit langem mehr Berater gefordert, um den Ausbau der afghanischen Sicherheitskräfte zu beschleunigen. Der Krieg im Irak habe diese Kapazitäten gebunden, "dies wird sich ändern". Zusätzliche Kampftruppen will der Präsident dagegen nicht entsenden. Dass das US-Kontingent von derzeit 36.000 GIs um 17.000 Soldaten aufgestockt wird, ist bereits seit einigen Wochen beschlossene Sache. Dabei soll es vorerst bleiben.

In den Vordergrund rückt dagegen Wirtschaftshilfe für die unwegsame Hochgebirgsregion an der afghanisch-pakistanischen Grenze. Verteilt auf fünf Jahre, will Washington 7,5 Milliarden Dollar ausgeben, um Schulen, Straßen und Krankenhäuser zu bauen und Gewerbegebiete zu schaffen. Auf einer Spenderkonferenz im April in Tokio wollen die USA ihre "Freunde und Verbündeten" bitten, ihrerseits frisches Geld für die Entwicklung des vernachlässigten Landstrichs zuzusagen. Bei einem Selbstmordanschlag in dieser Region starben am Freitag 50 Menschen.

Britische Armee will unterstützen

Die britische Regierung will Afghanistan bei der Verstärkung seiner Streitkräfte unterstützen. "Wir brauchen eine größere afghanische Armee, die künftig selbst für Sicherheit sorgen kann", sagte Premierminister Gordon Brown am Freitag während eines Besuchs in Chile. Ziel sei es, dass die Truppen letztlich den Kampf gegen die Taliban und die Al Kaida übernehmen könnten.

Die Zahl der ausgebildeten Soldaten solle dafür von derzeit 70.000 auf 120.000 steigen.(fh/red/DER STANDARD, Printausgabe, 28./29.3.2009)