Wien - Das Rennen um den Chefposten bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) ist wieder offen. Am Freitag scheiterten die zwei bisherigen Kandidaten, der Japaner Yukiya Amano und der Südafrikaner Abdul Samad Minty, mit ihrer Bewerbung um die Spitzenposition der in Wien ansässigen Organisation. Keiner der beiden erreichte bei einer Sondersitzung des IAEO-Gouverneursrat in einer zweiten Abstimmungsrunde die erforderliche Zweidrittelmehrheit.

Vier Wochen haben die IAEO-Mitglieder nun Zeit, um neue Kandidaten zu nominieren. Sie werde am Montag eine entsprechende Mitteilung an die Mitgliedstaaten versenden, kündigte die Vorsitzende des Gouverneursrats, Algeriens Botschafterin Taous Feroukhi, nach der Sitzung vor Journalisten an. Dann wird Feroukhi Konsultationen mit den Delegationen aufnehmen, um einen möglichen Konsenskandidaten zu eruieren.

Im Gespräch sind unter anderem der Argentinier Rogelio Pfirter, der Chef der Organisation für das Verbot von chemischen Waffen (OPCW) in Den Haag sowie der Spanier Luis Echavarri, Chef der Nuklearagentur der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris. Genannt wurden auch Chiles IAEO-Botschafter Milenko Skoknic sowie Norwegens Außenminister Jonas Gahr Stoere. Auch die gescheiterten Kandidaten können sich noch einmal bewerben.

"Für die Japaner ist das eine Enttäuschung" , sagte ein Diplomat zu dem Abstimmungsergebnis. Amano war als Favorit in die Wahl gegangen und hatte auch bei jeder Abstimmungsrunde mehr Stimmen erhalten als Minty. Beide hatten jedoch polarisiert: Amano war von den meisten Industriestaaten unterstützt worden, die sich einen weniger politisch agierenden IAEO-Chef wünschen als Vorgänger Mohamed ElBaradei. Minty hatte viele Entwicklungsländer auf seiner Seite. (raa/DER STANDARD, Printausgabe, 28./29.3.2009)