Bild nicht mehr verfügbar.

Zum dritten Mal versucht die oberösterreichische Bergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner den Himalaya-Riesen Lhotse zu besteigen.

APA-FOTO: DAVID GOETTLER

Zum dritten Mal visiert die oberösterreichische Bergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner den Himalaya-Riesen Lhotse (8.516 m) in Nepal an. Nach zwei gescheiterten Versuchen hofft sie diesmal auf Gipfelglück. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Ralf Dujmovits und zwei weiteren Alpinisten bricht die 38-Jährige am kommenden Sonntag ins höchste Gebirge der Welt auf. "Ich freue mich drauf, da wieder hinzugehen", sagte Kaltenbrunner im APA-Gespräch. Es wäre ihr zwölfter Achttausender, für Dujmovits gar der 14. und somit letzte.

Doch zunächst rückt der Lhotse in den Hintergrund: Kaltenbrunner und ihr Gatte wollen Anfang April einen Schulneubau in dem auf über 2.000 Meter Höhe gelegenen Bergdorf Thulosirubari - 75 Kilometer nordöstlich von Kathmandu - eröffnen. Das Paar unterstützt dieses Projekt zusammen mit der Nepalhilfe Beilngries. Statt vier soll es in Zukunft zehn Schulklassen für rund 300 Kinder geben samt sechs neu eingestellten Lehrern.

Allerdings könnte sich die Fertigstellung der Schule verzögern, da der Bau derzeit wegen der schwierigen Wirtschaftslage still stehe, erzählt Kaltenbrunner. Dennoch sind die Erfahrungen mit den Einheimischen gut. "Jeder packt da voll mit an. Sie wissen aber auch genau, dass das ein Miteinander ist und nicht nur ein Geben." Auch bei den Kindern des abgelegenen Dorfes sei die Vorfreude groß: "Die können es gar nicht erwarten. Mit großem Stolz tragen sie ihre Schultasche, wenn sie eine haben, oder zeigen voller Stolz ihr Rechenbuch her."

Dritter Anlauf

Mit diesem positivem Ereignis im Gepäck und schweren Rucksäcken auf dem Rücken geht es dann ins Basislager des vierthöchsten Berges der Erde, das - nach der Besteigung eines Sechstausenders zu Akklimatisationszwecken - Ende April erreicht werden soll. Der Lhotse ist für Kaltenbrunner und Dujmovits kein Unbekannter: 2006 wurden die Gipfel-Hoffnungen des Bergsteiger-Ehepaares nur knapp 100 Meter unterhalb der Bergspitze im zu tiefen Neuschnee begraben. Im vergangenen Jahr war wegen zu großer Kälte bei rund 8.150 Metern Schluss.

Allerdings sind die Erinnerungen an den Lhotse keineswegs ausschließlich negativer Natur, schließlich hat Dujmovits hier vor drei Jahren der Oberösterreicherin einen Heiratsantrag gemacht. "Wir haben beim Abstieg damals eine wunderschöne Nacht gehabt da oben auf 7.000 Metern. Da waren keine Leute mehr unterwegs, weder am Everest noch am Lhotse. Das war schon eine ganz besondere Atmosphäre", erinnert sich die gelernte Krankenschwester.

Insgesamt besteht das Team diesmal aus vier Personen: Kaltenbrunner und Dujmovits werden vom deutschen Bergsteiger und Kameramann David Göttler sowie vom Japaner Hirotaka Takeuchi begleitet. Das Quartett will den Lhotse im Alpinstil - also ohne Fixseile, künstlichen Sauerstoff und Hochträger - besteigen, kein einfaches Unterfangen. "Er ist schon ein anspruchsvoller Berg. Allerdings ist es bis auf 7.600 Meter derselbe Aufstieg wie auf den Everest. Da werden bestimmt wieder sehr viele Leute unterwegs sein. Erst obendrüber wird es richtig einsam", so Kaltenbrunner.

Steinschlaggefahr

Auf 7.800 Metern Höhe ist das letzte Biwak geplant. "Da müssen wir uns einen guten Platz suchen. Da oben ist oft Steinschlaggefahr. Je nach Schneelage kann es zudem viel zum Spuren geben." Auf den letzten 100 Höhenmetern wartet dann noch Felskletterei auf die Alpinisten. "Das ist zwar nicht schwer, aber auf 8.500 Meter Höhe doch äußerste Anstrengung", schätzt die 38-Jährige die Lage ein.

Bis Anfang Juni ist Zeit, um den Lhotse zu besteigen, danach beendet der Monsun die Klettersaison im Himalaya. Im Erfolgsfalle hält Kaltenbrunner bei zwölf Achttausendern, fehlen würden dann noch der Everest und der K2. Letzterer könnte im Sommer ein Thema werden. Schafft der 47-jährige Dujmovits den Lhotse, wäre er der erste Deutsche auf allen Achttausendern. Allerdings hat er den Everest 1992 nur mit künstlichem Sauerstoff gemeistert. "Daher möchte er nochmal zum Everest zurückkehren - ohne künstlichen Sauerstoff", so Kaltenbrunner. Möglicherweise im nächsten Jahr und möglicherweise mit seiner Frau auf dem Weg zu ihrem 14. Achttausender. (APA)