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Erwachsene essen im Schnitt nicht nur zu viel - sondern vor allem die "falschen" Fette mit gesättigten Fettsäuren. Hauptursache ist der viel zu hohe Konsum von Fleisch- und Wurstwaren.

Foto: APA/Barbara Gindl

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Wien - Es gibt auch eine gute Nachricht: "Der Anteil der untergewichtigen Kinder hat sich reduziert", wie Ibrahim Elmadfa vom Institut für Ernährungswissenschaften an der Uni Wien berichtet.

Aber das war's auch schon. Denn abgesehen davon zeichnet der am Montag präsentierte Ernährungsbericht 2008 ein eher tristes Bild von den Speisegwohnheiten der Österreicher: In nur fünf Jahren hat sich der ernährungsbedingte Zustand der Bevölkerung deutlich verschlechtert.

Von 2003 bis 2008 hat sich der Anteil der Übergewichtigen oder gar Fettleibigen (Adipösen) in der Bevölkerung deutlich erhöht. Bei den Männern im Alter von 18 bis 65 Jahren hat sich der Anteil der Schwerstgewichte in diesem Zeitraum sogar mehr als verdoppelt (von sechs auf 13 Prozent). Bei den Erhebungen im Vorjahr waren bereits auch 19 Prozent der sechs- bis 15-jährigen Schulkinder übergewichtig - davon waren sogar acht Prozent adipös.

Das Verblüffende ist aber: Die Betroffenen ernähren sich nicht wesentlich anders als vor fünf Jahren. Im Vergleich zu 2003 nehmen die Menschen nicht mehr Kalorien zu sich, "die Zunahme liegt eher am verminderten Energieverbrauch durch weniger Aktivität", erläutert Elmadfa.

Gleichzeitig wurde allerdings auch ein deutliches Ost-West-Gefälle festgestellt: Die Bevölkerung in den westlichen Bundesländern ernährt sich signifikant gesünder. So waren beispielsweise im Osten Österreichs zehn Prozent der Schulkinder adipös, im Westen hingegen nur vier Prozent.

Zu süß, zu salzig

Dass die schlechten Ernährungsgewohnheiten von Kindheit an geprägt werden, belegt auch diese Studie eindrucksvoll. Bei den Schulkindern im Alter von sechs- bis 15 Jahren sind die Energie- und Fettwerte in der Nahrung zwar noch weitgehend in Ordnung. Allerdings: Rund ein Drittel der Energie nehmen die Kids bereits in Form von Zucker zu sich.

Bei den Vitaminen nehmen die Schulkinder vor allem zu wenig Folsäure und Vitamin D zu sich. Auch Jod, Calcium und Eisen sind in diesem Alter eher Mangelware. Nur eines wird im Übermaß einverleibt: Natrium - also Salz.

Bei den Jugendlichen heißt es dann neben dem Zuckerüberschuss bereits: Zu viel Fleisch, zu fettes Essen - zu wenig Kohlenhydrate, Ballaststoffe und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Auch bei Vitamin E, D, Folsäure, Calcium, Magnesium und Jod sollte es heißen: Derf 's a bisserl mehr sein?

Und so ist der Ernährungsstil der Erwachsenen dann bereits entsprechend konditioniert. Es wird nicht nur generell zu viel, sondern vor allem das "falsche" Fett gegessen. Bei den gesättigten Fettsäuren gibt es zwar einen leichten Rückwärtstrend - aber der Konsum ist immer noch deutlich zu hoch. Die Ursache: Es werden vor allem zu viele Fleisch- und Wurstwaren gemampft. Und die Natriumzufuhr ist in allen Altersgruppen zu hoch. Eine versteckte Ursache ist das "unsichtbare" Salz in vielen Fertigprodukten.

Männerproblem Cholesterin

Übermäßig Cholesterin nehmen übrigens vor allem Senioren über die Nahrung auf. Bei jüngeren Erwachsenen ist dies eher ein "Männerproblem" - Österreichs Frauen unter 65 liegen im Schnitt knapp unter dem empfohlenen Grenzwert von 300 mg pro Tag.

Kohlenhydrate liefern übrigens bei der Energiezufuhr in keiner Altersgruppe die empfohlenen Anteil von 55 Prozent der Energie - vor allem die "guten" sind Mangelware: Die ballaststoffreichen Kohlenhydrate. Die Ballaststoff-Zufuhr liegt in allen Altersgruppen unter den empfohlenen 30 g pro Tag.

Land der Trinker

Im Ernährungsbericht 2008 wurde erstmals auch das Trinkverhalten der Österreicher untersucht. "Die empfohlene Flüssigkeitszufuhr wird sogar überschritten", berichtet Elmadfa. Bevor falsche Schlüsse gezogen werden: Das beliebteste Getränk ist - Trinkwasser. Der Alkoholkonsum bewege sich im Rahmen. Vor allem aber bei Übergewichtigen ist der Alkoholkonsum meist überhöht.

Gesundheitsminister Alois Stöger (SP) kündigte am Montag an, er wolle auf Basis dieser Daten noch vor dem Sommer einen "Nationalen Aktionsplan Ernährung" ausarbeiten lassen. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, Printausgabe, 24.03.2009)