Linz - Eigentlich waren sich der heimische Adel und die Besucher aus dem Norden einig. Anfang Juni des Vorjahres legten Henrik Danielsen und Johan Köhler-Nilsen bei einem gemeinsamen Mittagessen mit Markus, Johann und Maximilian Habsburg in Gmunden ihre Pläne für eine DNA-Analyse auf den Tisch. Die adeligen "Verwandten" willigten damals ein, das Vorhaben drohte dann aber im Jänner 2008 von norwegischer Seite an den Kosten zu scheitern.
Anfang März dann die neuerliche Wende im Erbstreit um Schloss Ort, auf das die Norweger Anspruch erheben, weil sie ihre Abstammung vom früheren Schlossherrn Johann Salvator von Österreich-Toskana ableiten: Danielsen und Köhler-Nilsen ließen doch das Grab ihres Vorfahren Hugo Köhler - angeblich ident mit Johann Salvator - öffnen. Die entnommene DNA-Probe wurde bereits in Norwegen untersucht, den Beweis wird man dennoch nicht so schnell antreten können, denn jetzt verweigern offensichtlich die Habsburger ihre Probe.
"Es stimmt, da gibt es jetzt scheinbar Probleme. In einem Telefonat wurde mir von den Norwegern bestätigt, dass es mit einer Habsburger-Probe nicht so einfach werden wird", erklärt der Gmundener Tourismusdirektor Andreas Murray im Gespräch mit dem Standard. Warum jetzt plötzlich alles anders sei, könne auch er nicht sagen, ein Gespräch mit der Familie Habsburg hätte es diesbezüglich noch nicht gegeben.
Funkstille in der Kaiservilla
"Aber wir warten natürlich schon sehr gespannt auf das Ergebnis. Interessiert hätte mich natürlich auch das Ergebnis der DNA-Analyse in Norwegen. Aber diesbezüglich schweigen die beiden Skandinavier", so Murray.
Schweigen ist übrigens auch in der Kaiservilla in Bad Ischl angesagt. Hausherr Markus Habsburg-Lothringen, Urenkel Kaiserin Sisis, war am Montag für den Standard trotz mehrmaliger Versuche nicht erreichbar. Außerdem werde Herr Habsburg dazu "sowieso sicher nichts sagen", hieß es nur knapp.
Johann Salvator von Österreich-Toskana, ein Neffe von Kaiser Franz Joseph, hatte nach einer unstandesgemäßen Hochzeit 1889 auf seine Titel verzichtet und sich ab diesem Zeitpunkt Johann Orth genannt. Im Juli 1890 soll er bei einem Schiffsunglück nahe Kap Hoorn ums Leben gekommen sein. 1911 wurde Johann Orth offiziell für tot erklärt. Dieser Version widersprechen aber Henrik Danielsen und Johan Köhler-Nilsen entschieden: Der abtrünnige Habsburger-Spross habe überlebt und sich in Norwegen als Hugo Köhler ein neues Leben aufgebaut. Quasi als Beweis präsentierten die Norweger beim "Familientreffen" mit den Habsburgern im Vorjahr ein Bild, das Hugo Köhler 1927 gemalt und signiert hatte. (Markus Rohrhofer/DER STANDARD-Printausgabe, 24.3.2009)