Der Hausverstand der Mama lukt zwischen dem blodem Haar hervor.

Beinahe hätten wir uns schon an den Gschaftlhuber im Cord-Sakko gewöhnt. Seit gefühlten Ewigkeiten - tatsächlich seit 2007 - wird uns der oberlehrerhafte "Hausverstand" von Billa geschickt, um uns zu sagen, an was wir beim Einkaufen denken sollten. Der aktuelle Spot fällt nun mit geballten Klischees besonders unangenehm auf.

Mamas Hausverstand

Aber auch die vorangehenden Spots mit Billas Hausverstand bewegen sich schon in höchst unangenehmen Sphären. Die Frauen treten in diesen Werbungen meist als die Einkaufende, sich um den Haushalt kümmernde auf, der Hausverstand berät als geistige Autorität, auf die das naturhafte Geschöpf Frau wohl angewiesen ist. So weinte sich einmal eine von Kummer gezeichnete Frau die Augen nach ihrem sich gerade rar machenden Hausverstand aus. Wenigstens hatte diese eine Freundin mit auf der Couch sitzen, die angesichts des Gejammere kräftig die Augen verdrehte. Ein anderes Mal wurde der bei zwei Kindern sitzende Hausverstand auch wieder als der "Hausverstand der Mama" vorgestellt. Und es war wieder eine Polizistin, die sich von dem Rollkragen-Heini sagen lassen musste, dass Frühstück schon eine wichtige Mahlzeit sei. Vor kurzem setzte der personifizierte Hausverstand ein ernstes Gesicht auf und erklärte, dass es besonders in Zeiten der Krise wichtig sei, auch bei den kleinen Dingen "zu sparen". Da werden sich beispielsweise alleinerziehende Mütter über diese no na ned-Schläue sehr freuen: endlich erklärt einer, dass auch bei Butter und Milch auf den Preis geachtet werden muss.

Zwinker, Zwinker

Richtig lästig wird nun aber der aktuelle Spot, der mit klischeehaften Rollenbildern - für Männer wie für Frauen - nur so um sich wirft. Da es wichtig sei, auf "individuelle Bedürfnisse einzugehen", werden im Billa-Spot einige solcher "individueller" Lebensentwürfe gezeigt.

Einer dieser Prototypen ist etwa der "sportliche Single", ein muskulöser Typ, der am Strand liegt und den Tag genießt. Nach weniger Entspannung - aber immer noch sehr lieblich - sieht der Alltag der vierfachen (!) Mutter aus: Sie ist mit ihren Kindern im Schlepptau unterwegs, eine Einkaufstasche in der einen Hand, die andere schiebt den Kinderwagen. Das Szenario des "verliebten Pärchens" wird mit einem gemütlichen Essen zu zweit nachgestellt, Mann und Frau - was sonst - prosten sich zu, er zwinkert kräftig à la "nicht schlecht, oder?" in die Kamera.

Auf die vorwiegend an Frauen gerichteten Belehrungen folgen nun also noch dumpfe Rollenzuschreibungen. So viel sagt einer schon der Hausverstand: Eine vitaminreiche Zitrone für diese Werbefigur von Billa.(beaha, dieStandard.at, 23.3.2009)