Stuttgart - "Ich habe mein Wort gehalten und vorzeitig gesiegt." Also sprach der ukrainische WBC-Box-Weltmeister Witali Klitschko nach seinem spektakulären K. o. in Runde neun über den Kubaner Juan Carlos Gómez in Stuttgart. Klitschko, den sie Dr. Faust nennen, hatte zwar bis zur und vor allem in der fünften Runde einige Probleme, danach aber nahmen die Dinge den erwarteten Lauf.

Die Klitschkos haben durch Witali (WBC) und seinen fünf Jahre jüngeren Bruder Wladimir (WBO, IBF) bereits drei der vier großen Schwergewichts-WM-Gürtel in ihrem Besitz. Ihr großer Traum, auch den vierten (WBA) zu holen, lebt weiter. "Mein Ziel ist es, noch heuer gegen Nikolai Walujew zu kämpfen", sagt Witali. Vorerst einmal muss er sich aber in Geduld üben, denn neben dem Russen Walujew führt die WBA auch den Usbeken Ruslan Tschagajew als Champ. Und zunächst sind diese beiden angehalten, sich binnen der nächsten sechs Monate auszumachen, wer dann Klitschko boxt.

Am Samstag und in Stuttgart musste sich Klitschko den 36. vorzeitigen Erfolg im 38. Kampf seiner Karriere vor 12.500 Zuschauern allerdings härter erarbeiten, als ihm lieb war. "So stark hatten wir Juan dann doch nicht erwartet", lobte Trainer Fritz Sdunek seinen ehemaligen Schützling und Schwiegersohn. Der Weltmeister brauchte einige Zeit, um den beweglichen Rivalen zu dominieren, und kam in der fünften Runde sogar ein wenig in die Bredouille. "Da habe ich zu hektisch agiert. Das war ein Fehler", gestand er ein.

In der siebenten Runde allerdings musste Gómez nach harten Wirkungstreffern erstmals zu Boden. Und nach 1:49 Minuten der neunten Runde ging angesichts des immer dichter werdenden Schlaghagels von Klitschko der belgische Ringrichter Daniel van der Wiele dazwischen und stoppte den Kampf. Wofür ihn wenig später selbst Gómez lobte: "Das war richtig - es gibt ein Leben nach dem Boxen." Er schickte einen traurigen Gruß an seine Tochter. "Deliah, es tut mir leid, dass ich mein Wort nicht halten konnte."

Witali träumt nun von einem Kampf gegen den 2,13-m-Riesen Walujew. "Ich hoffe, der Fight kommt heuer zustande. Das wird ein sehr attraktiver Kampf, der die Menschen interessiert - egal, ob er er in Deutschland, Russland oder Amerika stattfindet." Wegen einer Verletzung Walujews im Vorjahr hatte die WBA Tschagajew zum Weltmeister im Wartestand ernannt. In der Folge sicherte sich Walujew den vakanten Titel. Nun muss es nach WBA-Vorgaben einen Kampf zwischen Walujew und Tschagajew geben, um den alleinigen WBA-Champ zu küren. Klitschko sagt, Tschagajew wäre "nicht so interessant. Ich drücke Nikolai die Daumen." (DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 23. März 2009, APA, fri)