Linz - Die Spitalsreform in Oberösterreich steht vor dem Kollaps. "Es gibt zu viele Krankenanstalten, die zu viel Leistungen anbieten", diagnostiziert Landesrechnungshofdirektor Helmut Brückner. Die Konsequenz: Die Sicherheit der Patienten stehe auf dem Spiel.

Der Landesrechnungshof (LRH) kommt in seinem Prüfbericht zur Umsetzung der 2005 beschlossenen Reform zu dem Schluss, dass es durch dieses Überangebot an einigen Spitälern an OP-Routine fehle. So wurde im Landeskrankenhaus Gmunden 2007 nur eine einzige Operation an der Wirbelsäule durchgeführt. "Die vorgeschriebene Mindestfallzahl liegt bei 100 Eingriffen", sagt Brückner. Um die Qualität an den Krankenhäusern zu steigern, spricht er sich für Spezialisierungen aus. "Es muss nicht jeder alles anbieten."

Diese Erkenntnis lag schon der Spitalsreform aus dem Jahr 2005 zugrunde. Im Landtag wurde beschlossen, dass Kooperationen eingegangen und Doppelgleisigkeiten abgebaut werden sollten. Somit könnten Betten und Kosten eingespart werden. 8108 Betten sollte es laut Reform jetzt noch in Oberösterreich geben. Tatsächlich seien es laut LRH jedoch 8554. Auch das prognostizierte "Kostendämpfungspotenzial von 75 Millionen Euro" wurde nicht erreicht, es betrage rund 15,3 Millionen Euro.

"Besitzstandsdenken"

Warum die Reform von der Landespolitik offenbar nur schleppend umgesetzt werde, liege laut Brückner am "Besitzstandsdenken". Als Paradebeispiel nennt er das Herzstück der Reform, die Kooperation zwischen dem roten Linzer AKH und der benachbarten schwarzen Landes-Frauen- und Kinderklinik (LFKK). Statt wie geplant nur noch an einem der beiden Häuser gemeinsam eine Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe zu führen, wurde die Fachrichtung geteilt. Die LFKK hat nur noch die Geburtshilfe, das AKH die Gynäkologie.

Der Vorstand der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien, Peter Husslein, von den Prüfern als medizinischer Gutachter herangezogen, urteilt vernichtend über diesen Abtausch. Die derzeitige Situation im Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe sei "chaotisch und unhaltbar". (ker/DER STANDARD-Printausgabe, 21.3.2009)