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Heinz Peischl, Co-Trainer

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In Österreich gibt es rund acht Millionen Teamchefs, der ÖFB zahlt vier davon.

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Der 45-Jährige will den "Neustart im Fußball leben". Christian Hackl fragte.

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STANDARD: Wie sieht Ihr Aufgabenbereich aus? Sind Sie Manfred Zsak, dem anderen Kotrainer, gleichgestellt?

Peischl: Ich denke schon. Es ist ein Miteinander, die Aufgaben sind die gleichen. Wir setzen um, was Teamchef Dietmar Constantini vorgibt. Natürlich werde ich auch selbst gestalten, Ideen und Ansichten einbringen. Sehr wichtig sind Spielbeobachtungen.

STANDARD: Sie waren in der Schweiz Cheftrainer, treten nun ins zweite Glied. Ein Problem?

Peischl: Nein. Ich habe als Profi bei großen und kleinen Klubs gespielt, habe später gute und schlechte Vereine trainiert. Da geht es niemals ums Ego, sondern ums Sammeln von neuen Erfahrungen, die dich weiterbringen. Beim Nationalteam kommt auch der Begriff Ehre dazu. Egal, welche Funktion du innehast.

STANDARD: Nennen Sie Gründe, weshalb das Trainergespann um Constantini nicht scheitern sollte?

Peischl: Weil er sich Leute ausgesucht hat, die Erfahrung mitbringen, die teamfähig sind. Wir respektieren uns, das ist eine ganz wesentliche Voraussetzung, um gut und vor allem erfolgreich zu arbeiten. Mit Constantini bin ich freundschaftlich verbunden.

STANDARD: Ist es nicht der ideale Zeitpunkt, die Nationalmannschaft zu übernehmen? Die WM-Qualifikation ist praktisch auszuschließen, die Trainer haben eigentlich nichts zu verlieren, das Risiko ist gering. Schlimmer geht es nicht mehr.

Peischl: Den idealen Zeitpunkt gibt es im Fußball nie. Wir Trainer stehen für einen Neubeginn, für eine Aufbruchstimmung. Wir müssen diesen Neustart leben. Klappt es nicht, halten wir, speziell der Teamchef, den Kopf hin. Das Risiko ist immer gleich hoch.

STANDARD: Sie haben die Spiele des Nationalteams als Außenstehender vermutlich verfolgt. Konnten Sie ein Grundübel ausmachen?

Peischl: Natürlich habe ich sie gesehen, natürlich habe ich mir Gedanken gemacht. Aber da ich noch keinen Tag mit der Mannschaft verbracht habe, behalte ich sie bei mir. Prinzipiell ist jedes Spiel zu gewinnen, sofern man mit der richtigen Einstellung auf den Platz geht. Es kommt auf die Art des Auftritts an. In Würde darf man verlieren, auch am 1. April gegen Rumänien. Aber man muss davor alles versucht haben.

STANDARD: Hatten Sie bei der Zusammenstellung des Kaders ein Mitspracherecht?

Peischl: Selbstverständlich. Es wurde am Ende der Diskussionen eine gemeinsame Lösung gefunden. Die Verantwortung muss freilich Constantini tragen.

STANDARD: Kapitän Andreas Ivanschitz wurde in der Öffentlichkeit für alles, was in den vergangenen Monaten oder Jahren schiefgelaufen ist, zur Verantwortung gezogen, zum Sündenbock abgestempelt. Er wurde fürs Rumänien-Spiel nicht berücksichtigt. Macht man es sich da nicht ein bisserl zu einfach?

Peischl: Dazu hat Constantini alles gesagt. Ivanschitz gehört vorerst aus der Schusslinie genommen.

STANDARD: Der Trainerstab setzt auf die Jugend. Das mag vielleicht vernünftig sein, ganz sicher kommt es bei den Fans gut an. Könnten die Einberufungen für Pehlivan, Beichler und Dragovic nicht zu früh erfolgt sein? Von wegen Verheizen.

Peischl: Auch da gibt es keinen idealen Zeitpunkt. Die Frage können nur die Spieler selbst beantworten. Chancen, sich zu präsentieren, muss man eben nützen. Wir können sie dabei nur unterstützen und, sollte es schieflaufen, die Schuld auf uns nehmen.

STANDARD: Sie sind einer jener bedauernswerten Kicker, die beim legendären 0:1 gegen die Färinger mitspielen durften. Der damalige Teamchef Josef Hickersberger wurde diese Niederlage niemals los. Inwieweit hat sie Ihre Biografie beeinflusst?

Peischl: Es war auch meine Geschichte, und sie war peinlich. Ich musste die Kröte schlucken. Andererseits habe ich mich davon befreit. Dass ich als Trainer von Wil gegen St. Gallen 11:3 gewonnen habe, ist heute ja auch völlig egal. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.3.2009)