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Freizeitanlagen wie dieses stillgelegte Schwimmbad in Havanna verdeutlichen den Innovationsbedarf in der touristischen Infrastruktur.

Foto: AP//Alexandre Meneghini

Kubas Bevölkerung freut sich über die Lockerung der US-Sanktionen und hofft auf eine Zunahme des Tourismus. Für das Regime hingegen ist das keine verlockende Aussicht.

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Havanna/Puebla - Seit Tagen kommentieren die Kubaner die jüngste Lockerung der US-Sanktionen gegen Kuba. Doch die Führung hat zunächst keine Stellung bezogen zu den Reise- und Handelserleichterungen, die der US-Kongress vergangene Woche beschlossen hatte. Demnach dürfen Exilkubaner künftig einmal pro Jahr ihre Verwandten auf Kuba besuchen und so lange bleiben, wie sie wollen - bisher war nur eine Reise für zwei Wochen alle drei Jahre möglich.

Außerdem benötigen Handelsreisende nun keine Extragenehmigung mehr. Allerdings muss Kuba weiterhin alle Geschäfte im voraus und bar bezahlen und kann weiterhin nur Medikamente und Lebensmittel aus den USA beziehen.

Es ist die erste Geste der neuen US-Regierung unter Barack Obama gegenüber Havanna. Seit 1962 hat Washington ein Embargo über den kommunistischen Staat verhängt, das sukzessive verschärft wurde.

In Kubas Bevölkerung wurde die angekündigte Lockerung positiv aufgenommen. "Wir rechnen mit deutlich mehr Touristen" , sagte ein Mitarbeiter der staatlichen Reiseagentur Havanatur. Bevor die Reisebeschränkungen unter Präsident George W. Bush 2004 in Kraft traten, landeten täglich rund 20 Flugzeuge aus den USA in Havanna, derzeit sind es drei bis vier. "Damit wächst der Tourismus, und das ist gut für uns" , sagt der Taxifahrer Pedro Yanez. "Das ist die beste Nachricht seit langem, die Restriktionen waren barbarisch und haben viel Leid mit sich gebracht" , meint die Verkäuferin Arcadia Vento, die mehrere Verwandte in den USA hat. Rund eineinhalb Millionen Kubaner leben in den Vereinigten Staaten.

"Das ist eine gute Nachricht für uns und ein erster Schritt zur Wiedervereinigung der kubanischen Familien" , sagte der Vorsitzende der in Miami ansässigen Reiseagentur Marazul Charters, Armando Garcia. Es gebe deutlich mehr Anfragen für Kubareisen.

Doch in den USA meldeten sich auch kritische Stimmen. "Damit erhält das Regime mehr Dollar, um seine repressive Politik aufrechtzuerhalten", warnte der demokratische Senator Robert Menendez.

Im Jänner hatte Kubas Regierung noch erklärt, sie sei vorbereitet auf einen etwaigen Touristenstrom aus den USA. Dass Staatschef Raúl Castro jetzt schweigt, obwohl er noch vor kurzem Obama einen Dialog angeboten hatte, verwundert deshalb auf den ersten Blick. Letztlich fürchtet das kubanische Regime jedoch nichts mehr als eine Annäherung und eine Lockerung der Sanktionen in diesem schwierigen Moment, in dem Altrevolutionär Fidel Castro schwer erkrankt ist und die Weltwirtschaftskrise die Insel trifft. Denn das Embargo ist ein willkommener Sündenbock und eine wichtige Stütze des kommunistischen Regimes.

Wirklich etwas zu befürchten hat Castro von Obama bisher jedoch noch nicht. "Obama hat andere Prioritäten und wird die Kubapolitik höchstens sehr langsam und schrittweise verändern" , meint der US-Politologe und Buchautor Daniel Erikson. Inzwischen haben die mittelamerikanischen Staaten Costa Rica und El Salvador die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zu Kuba angekündigt. (Sandra Weiss/DER STANDARD, Printausgabe, 20.3.2009)