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Gianfranco Fini spricht zu den AN-Mitgliedern

Foto: Reuters/Casilli

Vor 14 Jahren hatte die Nationale Allianz auf dem historischen Parteitag von Fiuggi die Abkehr vom Faschismus beschlossen. Sonntag löste sich die Rechtspartei selbst auf. An den Verkaufsständen konnten sich Delegierte am Rande des letzten Parteitags noch mit Erinnerungsstücken eindecken: Anstecknadeln, Kalender und Halstücher mit der grün-weiß-roten Flamme, die eben erloschen war. Am kommenden Wochenende steht die Fusion mit Silvio Berlusconis Forza Italia an - Aufbruch in eine ungewisse Zukunft, die vielen der 1500 Delegierten in der römischen Messehalle sichtlich Magenschmerzen bereitete.

Mit mäßigem Erfolg bemühte sich die Parteiführung, Jubelstimmung zu verbreiten. Der Begriff "Auflösung" wurde sorgsam vermieden: "Es ist kein Ende, sondern ein Beginn" , verdeutlichte der Parteivorsitzende Ignazio La Russa. "Wir nehmen unsere Geschichte, unsere Identität, unsere Werte und unsere Parteivolk mit auf den Weg zur größten Partei Italiens" , gab sich der Verteidigungsminister enthusiastisch. Doch unter der Basis überwogen Skepsis und Bedenken. Die 32-jährige Jugendministerin Giorgia Meloni wischte sich Tränen aus den Augen. Mit Ovationen wurde der Triestiner Abgeordnete Roberto Menia bedacht, der den Zusammenschluss als "übereilt und verfehlt" kritisierte: "Ich will mich nicht ins Nichts auflösen."

Frostig quittierte das Fußvolk die Grußworte des Berlusconi-Intimus und Senatspräsidenten Renato Schifani. Der Cavaliere blieb dem letzten Parteitag des Koalitionspartners fern. Offiziell, um dem langjährigen Vorsitzenden Gianfranco Fini nicht die Show zu stehlen, inoffiziell, weil ihn die permanenten Ordnungsrufe des Kammerpräsidenten nerven.

Es werde "keine Monarchie unter Silvio Berlusconi" geben, beruhigte Europaminister Andrea Ronchi das Fußvolk. Der langjährige Vorsitzende Gianfranco Fini, der die Nationale Allianz in 20 Jahren von der postfaschistischen Partei bis zur Regierungsbeteiligung unter Silvio Berlusconi geführt hatte, appellierte in einer staatsmännischen Rede an die Delegierten, sich nicht um die Identität der eigenen Partei zu sorgen, sondern um die Zukunft Italiens.

Rezepte statt Populismus

"Mit blankem Populismus und politischer Kleinkrämerei können wir die Herausforderungen der Zukunft nicht meistern. Italien ist auf dem Weg zu einer multikulturellen Gesellschaft. Was wir benötigen, sind nicht billige Slogans, sondern brauchbare Rezepte" , warnte Fini, der jeder Form von Rassismus eine klare Absage erteilte und sich zu den Werten der Europäischen Volkspartei bekannte. (Gerhard Mumelter aus Rom/DER STANDARD, Printausgabe, 23.3.2009)