Göppingen - Der insolvente deutsche Modelleisenbahn-Hersteller Märklin kündigt fast ein Drittel seiner Mitarbeiter. Das Traditionsunternehmen wolle sich von insgesamt 397 seiner rund 1.400 Beschäftigten trennen, erklärte Insolvenzverwalter Michael Pluta am Dienstag während einer Betriebsversammlung am Märklin-Stammsitz im baden-württembergischen Göppingen.

Der Standort Nürnberg mit 58 Mitarbeitern werde komplett geschlossen. Im Stammwerk Göppingen verlieren 166 der 651 Beschäftigten den Job. Im Märklin-Werk im ungarischen Györ trennt sich der Modelleisenbahn-Hersteller von 180 seiner 700 Mitarbeiter.

Den betroffenen Beschäftigten in Deutschland werde angeboten, sich im kommenden halben Jahr mit finanzieller Unterstützung von Märklin für den Arbeitsmarkt weiterzubilden, erklärte Pluta. Dazu sollen die Mitarbeiter in eine sogenannte Transfergesellschaft wechseln. Die Gesellschaft zahlt den Beschäftigten neben der Qualifizierung 80 Prozent ihres Netto-Gehalts für die kommenden sechs Monate.

Der Sanierungsplan sehe außerdem vor, dass Märklin seine Produktpalette verschlanke, erklärte Pluta. Sämtliche Modelleisenbahn-Marken der Firma - Märklin, Trix und LGB - sollen aber erhalten bleiben. Ziel sei es, dass Märklin 2009 keine Verluste mehr schreibe. 2010 plane der Modelleisenbahn-Hersteller schon wieder einen Gewinn von 2,5 Mio. Euro. Märklin hatte Anfang Februar Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen baut seit 150 Jahren Modelleisenbahnen.

Der Verkauf des Traditionsunternehmens könnte Plutas Plänen zufolge bis August unter Dach und Fach sein. Derzeit gebe es "sieben bis zwölf" realistische Interessenten.

Unrentable Marken werden aussortiert

Pluta will unrentable Stücke aus der Produktpalette aussortieren." Alle Marken (Märklin, Trix und LGB) bleiben erhalten", kündigte er allerdings an. Auch ein Verkauf dieser Marken sei nicht geplant, hatte Pluta am Montagabend im Stuttgarter Wirtschaftspresseclub gesagt. Sie seien nicht aus dem Unternehmen herauszulösen.

Mit den Sparmaßnahmen solle der Verlust auf annähernd Null Euro im Jahr 2009 reduziert werden, sagte Pluta. Im vergangenen Jahr erzielte Märklin einen Umsatz von 121 Mio. Euro und machte Verluste in Höhe von 21 Mio. Euro.

Das Traditionsunternehmen hatte Anfang Februar Insolvenz angemeldet. Bisher hätten sich insgesamt rund 110 potenzielle Investoren gemeldet, hatte Pluta am Montagabend gesagt. Darunter seien auch zahlreiche Eisenbahn-Fans. "Im April fangen wir an mit den Verkaufsverhandlungen."

"Wir werden mit allen weiterverhandeln, die nachweisen können, dass sie 100 Mio. Euro finanzieren können und Vertraulichkeit garantieren." Außerdem müsse der Investor ein industrielles Konzept für Märklin vorlegen und "Verständnis haben für die Branche", sagte Pluta. "Ich möchte es so verkaufen, dass nicht in zwei oder drei Jahren wieder ein Verwalter kommen muss". In der letzten Märzwoche solle zunächst das Insolvenzgutachten vorgelegt werden. Am 1. April werde dann das Insolvenzverfahren eröffnet. (APA/AFP/dpa)