"The Times" (online) kritisiert Österreich und den Aktionismus rund um den Prozess: "Und das ganze Spektakel - schon wieder eine Erinnerung an die dunkle Seite des Ski-, Schnee- und 'Sound of Music'-Landes - wirft Österreich zurück. (...) Er (Josef F., Anm.) wird nicht nur als abscheuliche Person gesehen, sondern als das Antlitz Österreichs, das sie lieber vergessen würden. (...) Einen wichtigen Prozess auf wenige Tage zu verkürzen und die Presse auszusperren, mag darauf ausgelegt sein, die Privatsphäre der Opfer zu schützen. Aber die vielen Verschwörungstheoretiker vermuten, dass etwas Wichtiges still und heimlich verdeckt wird. (...) anstelle einer nationalen Debatte - darüber wie die Österreicher weggeschaut haben, während F. seine Straftaten beging - verwandelt sich das Land in eine Art Zirkus."

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Die "Frankfurter Rundschau" ist mit dem Prozess unzufrieden: "(...) in seiner Verteidigungsrede steckt mehr Wahrheit, als wir wahrhaben wollen. Missbraucht hat F. seine Tochter schon 'oben', in der kleinbürgerlichen Welt der Wohnung. (...) War F. 'unten' nicht genau der treu sorgende Familienvater und genau der Alleinherrscher, der er 'oben' war? (...) Der Prozess von Amstetten müsste, wenn er läuternd wirken wollte, den umgekehrten Weg gehen: Er müsste in der Abgeschiedenheit des Verbrechens das schlechte Allgemeine nachweisen. (...) Ein Gerichtsverfahren deutet die Tat, ordnet sie ein. Dieses tut es auf eine fatale Weise."

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"The Sun" interessiert sich für den Speiseplan des Angeklagten: "Passender Weise war das letzte Mahl von F. vor seinem Erscheinen bei Gericht eine heimische Speise aus Schweinefleisch, genannt 'Teufelskotelett'."

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Die "Bild-Zeitung" titelt "Monster F. weint vor Gericht": "Das soll das Monster von Amstetten sein? Der Inzest-Vater, der Horror-Opa, der Sex-Protz Josef F.? Da sitzt ein schwächlich wirkender Mann. Das graue Haar ist schütter, ordentlich nach hinten gekämmt, die faltige Haut fahl, in seinem grauen, zwei Nummern zu großen Anzug scheint er zu versinken. (...) Die Stimme ist etwas hoch, aber fest. Sie passt so gar nicht zu einem selbstherrlichen Tyrannen."

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Die "Daily Mail" (online) kritisierte den Ausschluss der Öffentlichkeit: "Es bedeutet, dass über die Rolle von Sozialarbeitern, der Polizei und anderen Beamten, die E. jahrelang im Stich gelassen haben, nie wieder berichtet wird, weil diese ihre Aussagen nun im Geheimen machen können."

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Die "New York Times" (online) veröffentlicht eine Einschätzung der "Kurier"-Kolumnistin Anneliese Rohrer: "(...) 'die Geschwindigkeit, mit der die Geschichte nach den ersten vier Wochen in den lokalen Medien abebbte' sei teilweise bedingt gewesen durch die Art, wie ausländische Medien gewöhnlich über Ereignisse in Österreich berichten. (...) angesichts dessen, dass britische Boulevardmedien oft wenig subtile Wege gefunden haben um 'den Krieg zu erwähnen', sogar bei der Berichterstattung über Fußballspiele, mögen die Österreicher Grund haben, sich bei den Berichten über den Fall F. stereotypisiert zu fühlen."

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"The Guardian" (online) kritisiert das Auftreten von Josef F. vor Gericht: "(...) diejenigen, die sein schnurrbärtiges Gesicht sehen konnten, sagten er habe hinter dem Ordner gelächelt."

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"The Mirror" verurteilt dies ebenfalls: "Das Biest betrat das Gericht in St. Pölten begleitet von Polizisten und einem Kamerateam. Wie ein Feigling, der sich nicht den furchtbaren Verbrechen, die er beging, stellen wollte, versteckte er sein Gesicht beschämt hinter einem blauen Ordner. (...) Anstatt sich mit den schlimmsten Fällen von Inzest und Freiheitsberaubung, die je gemeldet wurden, zu konfrontieren, starrte er geradeaus - als hätte diese entsetzliche Liste gar nichts mit ihm zu tun."

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Die "Stuttgarter Nachrichten": "Nein, etwas Bedrohliches hat dieser Mann nicht mehr an sich. Als Josef F. an diesem Montagmorgen um 9.30 Uhr den Gerichtssaal betritt, erregt sein Auftritt fast ungewolltes Mitleid. Von dem bedrohlich blickenden Machtmenschen auf dem düsteren Polizeifoto nach seiner Festnahme vor knapp einem Jahr ist nicht viel geblieben."(APA)

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